25 Jahre dvs – Schmidt zieht positive Bilanz der sportwissenschaftlichen Entwicklung

Auf der Festveranstaltung anlässlich des 25jährigen Bestehens der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) und der 30jährigen Wiederkehr der Gründung des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) am 19.11.2001 in Bonn hat dvs-Präsident Professor Dr. Werner SCHMIDT (Universität Essen) eine positive Bilanz der bisherigen Entwicklung der deutschen Sportwissenschaft gezogen und zukünftige Perspektiven des Faches benannt.

Vergleicht man die heutige Situation mit den Prognosen, die 1986 bei dem Symposium zur 10. Wiederkehr des Gründungstages der dvs (06.10.1976 in München) zur Entwicklung der Sportwissenschaft abgeben wurden, so kann man eine positive Entwicklung des Faches und seiner Fachgesellschaft, der dvs, konstatieren, so SCHMIDT.

Dies lässt sich u.a. dadurch belegen, dass

  • in der dvs heute 9 Sektionen und 10 Kommissionen aktiv sind (1986 waren es erst jeweils 2 Gruppen),
  • die Anzahl der Tagungen und Symposien, auf denen über aktuelle Resultate aus der sportwissenschaftlichen Forschung berichtet wird, sich deutlich erhöht hat (in den 1980er Jahren waren es etwa 6 Veranstaltungen pro Jahr, heute organisiert die dvs über 25 Tagungen jährlich),
  • die Anzahl der Fachpublikationen sich enorm vermehrt hat (1986 waren in der dvs-Schriftenreihe 24 Bände erschienen, heute sind mehr als 120 Bände publiziert),
  • die Geschäftsführung der dvs heute hauptamtlich ausgeübt wird (selbstfinanzierte Stelle),
  • die Mitgliederzahl der dvs von knapp 170 Gründungsmitgliedern auf heute rund 900 Personen angewachsen ist, und somit durch die dvs mehr als zwei Drittel der deutschen Sportwissenschaftler/innen an Universitäten und Hochschulen repräsentiert sind.

dvs-Präsident SCHMIDT weiter: „Die Aufgaben des Verbandes haben sich vermehrt, die Ansprüche sind gewachsen. Vor allem aber ist die Verantwortung für die Entwicklung unseres Faches und die unseres Gegenstandsbereichs gestiegen. Unsere geistes- und sozialwissenschaftlichen Sektionen haben zunehmend erkannt, dass der „Sport“ selbst sich zu einem zunehmend offenen System entwickelt. Körperinszenierung, Freizeitgestaltung und Sport-Vermarktung deuten darauf hin, dass die Inszenierung des Sports anstelle von traditionellen Wertmustern immer stärker von nicht-sportbezogenen Interessen geleitet wird. Diese Veränderung des Gegenstandbereiches erfordert nicht nur eine kritische Reflexion, sondern auch eine Öffnung und innovative Erschließung durch die Sportwissenschaft, d.h. die sorgfältige Prognose der Sportentwicklung wird zu einer wichtigen Aufgabe sportwissenschaftlicher Forschung und innerhalb der dvs. Anders formuliert: Wir beschäftigen uns stärker mit den Themen, die im Sport künftig Gegenwart sind, und weniger mit dem, was heute schon Vergangenheit ist.
Innovative sozialwissenschaftliche Zukunftsforschung bedeutet für uns, für Personengruppen unterschiedlichen Alters, unterschiedlichen Geschlechts und unterschiedlichen Nationalität – was auch heterogene Motive, Ansprüche und Kompetenzen mit einschließt – geeignete Inszenierungen aktiven Sporttreibens einschließlich institutioneller und/oder informeller Organisationsformen zu entwerfen. Wir interessieren uns also nicht nur für die Motive derer, die schon jahrelang Sport treiben. Wir beschäftigen uns zur Zeit genauso mit denen, die bisher nicht zum Sport fanden bzw. mit denen, für die aufgrund ihrer Schulsportbiographie Sport eher negativ besetzt war. Wir beschäftigen uns also mit einer Vielzahl von Innovationsfeldern, um den offenen Sport stärker nachfrageorientiert zu gestalten und jedem einzelnen Möglichkeiten zu eröffnen, die seiner individuellen Biographie, seinen Möglichkeiten und seinem Lebensstil entsprechen.“

Als konkrete Projekte der nächsten Zeit benannte Professor SCHMIDT u.a.:

  • die Erarbeitung des 1. nationalen Kinder- und Jugend-Sport-Sozial-Berichts, in dem ein systematischer Überblick über den Zusammenhang von Jugend und Sport geliefert wird und die ergänzende Initiierung von Forschungsvorhaben, die aktuelle Themen wie Soziale Ungleichheiten, die Mädchen- und Migrantenproblematik, die Gewaltprävention und die Leistung unterschiedlicher Institutionen im Sport aufnehmen werden,
  • die Organisation des Kinder-Jugend-Sport-Events 2002,
  • die Einrichtung einer Ethik-Kommission in der dvs mit dem Ziel, ein Grundsatzpapier zur Ethik in der Sportwissenschaft zu erarbeiten, das auf dem nächsten dvs-Hochschultag 2003 in Münster der Öffentlichkeit präsentiert werden soll,
  • die Förderung Neuer Medien und deren Nutzung in Lehre und Forschung, einschließlich der Vernetzung fachrelevanter Informationen zu einem sportwissenschaftlichen Fachportal im Internet,
  • die Neukonzeption des Publikationswesens der dvs zur Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses im internationalen Vergleich, was insbesondere durch die Herausgabe einer verbandsgetragenen wissenschaftlichen Zeitschrift erreicht werden soll.

Als problematisch bezeichnete SCHMIDT die derzeitige Situation der Forschungsförderung durch den Bund im Bereich des Spitzensports, die auch durch Einsparungen im Bundeshaushalt betroffen ist. Zudem sei mit der Verlagerung des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) von Köln nach Bonn die Leistungsfähigkeit des BISp deutlich herabgesetzt worden. Die Fortführung der Arbeit des BISp auf bisherigem Niveau wird aufgrund der massiven personellen Verkleinerung und der jetzt fehlenden Einbindung in das Netz sportwissenschaftlicher Einrichtungen am alten Standort Köln kaum möglich sein, zudem jetzt noch neue Aufgaben an das BISp herangetragen werden. Anders als ursprünglich zugesagt, fließen die Mittel aus dem Verkauf der ehemaligen Liegenschaft des BISp nicht der Forschungsförderung zu, sondern sollen zum Aufbau der Nationalen Doping-Agentur (NADA) verwendet werden. Und auch um die Trainerakademie in Köln-Müngersdorf steht es nicht zum besten, da auch hier der Bund sein Engagement überdenkt. SCHMIDT signalisierte dem zuständigen Bundesinnenministerium die Gesprächsbereitschaft der organisierten Sportwissenschaft, um für diese Institutionen zukunftsweisende Strukturen zu entwerfen.

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Frederik Borkenhagen idw

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