Die Sprachhürden "diesen" oder "dieses" Jahres

Anfang diesen Jahres – oder heißt es korrekt „Anfang dieses Jahres“? „Mit dieser Frage wurde die Sprachberatung der TU Chemnitz bisher am meisten konfrontiert“, berichtet Dr. Ruth Geier von der Professur Medienkommunikation, die diesen Service seit 2002 kontinuierlich ausgebaut hat.

Die Antwort des Sprachberatungsteams ist auch in diesen Tagen immer die gleiche: Der Genitiv des sächlichen Demonstrativpronomens „dieses“ und der des männlichen Demonstrativpronomens „dieser“ ist gleich und lautet „dieses“.

„Im Schnitt erhalten wir per E-Mail täglich mindestens zwei bis drei Anfragen – und zwar sowohl von Schülern und verunsicherten Eltern als auch von Sekretärinnen von Firmen oder von Mitarbeitern. Hinzu kommen noch unzählige Fragen, die wir jeden Donnerstag im Semester – ab jetzt von 12 bis 14 Uhr – telefonisch entgegennehmen“, erzählt Geier. „Sie betreffen alle Bereiche der Rechtschreibung und Grammatik – besonders häufig die Kommasetzung sowie die Groß- und Kleinschreibung.“

Die längste Reise hatte eine Anfrage aus Südkorea. Ein junge Frau wollte wissen, ob und wie man Partizipien steigert, ob also ein Buch „gelesener“ sein kann als ein anderes und wie es mit dem „gelesensten“ Buch aussieht. „Relativ viele Fragen erreichen uns auch aus Tschechien, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden. Ein tschechischer Deutschlehrer zum Beispiel schickte einen Text von Grönemeyer und bat um die Erklärung einiger Wörter“, berichtet Geier. Ein Österreicher verstand den „Missionarseifer“ nicht, die Sprachberater konnten ihm ohne denselben helfen. Und eine Schweizerin konnte mit ähnlichen, aber nicht gleichen Wörtern wie „anscheinend/scheinbar“ und „dasselbe/das gleiche“ nichts anfangen. Aber das sei wohl kein typisches Problem der Schweizer. „Betrachtet man mal unsere Anfragen, so wird eine Tendenz sichtbar: Deutsche Fragesteller sind vor allem an orthografischer und grammatischer Hilfe interessiert, Fragen aus dem Ausland werden dagegen sehr häufig zu Bedeutungen von Wörtern und Wendungen gestellt“, resümiert die Germanistin. Bisher unbeantwortet blieb eine Anfrage aus Mainz: „Wie viele Verben gibt es im Deutschen?“ „Wir zählen immer noch“, schmunzelt Geier.

Zu Rate gezogen werden die Chemnitzer Sprachberater übrigens nicht nur per Telefon oder über das Internet, sondern auch von Verlagen. Zum Beispiel gibt Geier regelmäßig sprachwissenschaftlich gestützte Antworten in dem Buch „Warum gräbt der Maulwurf? 111 Fragen, die die Welt bewegen“. „Alle, die schon immer einmal wissen wollten, warum der Schaum auf dem Bier weiß ist, wieso Männer Brustwarzen haben oder wo eigentlich der Unterschied zwischen den drei Fragewörtern wieso, weshalb, warum liegt, ist mit dem Buch gut beraten“, so die Expertin. Ähnlich angelegt ist die wöchentliche Themenseite „Onkel Max“ in der Chemnitzer „Freien Presse“, mit deren Redaktion Geier seit Jahren eng zusammenarbeitet. Auch Radio Figaro, RadioT in Chemnitz und Radio Energy in Leipzig nutzen häufig die Kompetenz der Sprachberatung an der TU – vor allem, wenn es um die Erklärung von Wendungen geht, zum Beispiel warum heißt es „zwischen den Jahren“?

Für das neue Jahr – nicht für das Neue Jahr – wünschen sich die Sprachberater der TU, dass es bald noch mehr Nutzer diesen Services – pardon: dieses Services – gibt.

Weitere Informationen erteilt Dr. Ruth Geier, Sprachberaterin und Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Professur Medienkommunikation der TU Chemnitz, Telefon 0371 531-32912 und 0177 3927004, E-Mail sprachberatungen@tu-chemnitz.de.

Media Contact

Mario Steinebach idw

Weitere Informationen:

http://sprachberatung.tu-chemnitz.de

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