Protein mit Potential – Untersuchung der Rolle des Apolipoprotein A-IV bei koronaren Gefäßerkrankungen

30 bis 50 % aller Todesfälle in den westlichen Industrienationen werden laut WHO durch Arteriosklerose verursacht. Während Cholesterin bei der Arterienverkalkung seit Jahren als Risikofaktor gilt, ist einem anderen Faktor, dem Apolipoprotein A-IV (kurz ApoA-IV), bislang wenig Beachtung gewidmet worden. Florian Kronenberg vom Institut für Medizinische Biologie und Humangenetik der Universität Innsbruck und seine Mitarbeiter haben nun in einem vom FWF unterstütztem Projekt einen Zusammenhang zwischen niedrigen ApoA-IV Konzentrationen und koronaren Gefäßerkrankungen beim Menschen nachgewiesen.

Ein zu hoher Cholesterinspiegel im Blut fördert die Entstehung von Arteriosklerose. Mangelnde Bewegung, hoher Nikotinkonsum, übermäßige Nahrungsaufnahme etc. sind die äußeren Gründe für die Fettstoff-Wechselprobleme, die zur Ablagerung von Cholesterin in den Blutgefäßwänden führen. Diese Zusammenhänge sind bekannt und in der medizinischen Praxis berücksichtigt. Relativ neu allerdings sind Hinweise, dass das ApoA-IV antiatherogene Eigenschaften hat und sich damit positiv gegen die degenerativen Veränderungen der Gefäßwände bei Arteriosklerose auswirkt. ApoA-IV ist an mehreren Schritten des Cholesterin-Rücktransportes beteiligt, der Cholesterin zur Leber oder anderen Organen transportiert, in denen es verstoffwechselt wird. Darüber hinaus ließ sich bei Mäusen mit einem überdurchschnittlich hohen ApoA-IV Spiegel eine deutlich verminderte Entwicklung von Arteriosklerose nachweisen. Nach der Kreuzung mit Mäusen, die aus genetischen Gründen eine starke Arteriosklerose aufweisen, kam es zu einer deutlichen Verbesserung des Arteriosklerose-Ausmaßes in der nächsten Generation. „Grund genug, dieses Protein näher zu studieren. Dabei müssen zunächst jene Variablen festgestellt werden, die einen Einfluss auf die ApoA-IV Konzentration haben“, erläutert Kronenberg.

ApoA-IV – ein neuer Zielparameter?
Um diese Einflussfaktoren zu erfassen, hat Kronenberg im Rahmen der „Bruneck-Studie“ den ApoA-IV Spiegel von rund 1000 Personen gemessen und die Ergebnisse in Beziehung zu ausführlichen Informationen zu Diät, Trainingszustand, Laborparametern, etc. gestellt. So konnten sowohl Einflussvariablen als auch das Ausmaß der Beeinflussung ermittelt werden. Kronenberg: „Wir konnten zeigen, dass die Konzentrationen von ApoA-IV z.B. durch Nierenerkrankungen massiv ansteigen. Daher können hohe ApoA-IV Spiegel ein früher Parameter für die Diagnose von Nierenkrankheiten sein.“ Kronenberg will auch feststellen, ob ApoA-IV bei der Entstehung und dem Fortschreiten der Arteriosklerose tatsächlich eine direkte Rolle spielt. Davon hängt es ab, ob ApoA-IV z.B. als „drug target“, sprich als Ziel für Medikamente dienen könnte, die gezielt die ApoA-IV Konzentration erhöhen und somit das Arteriosklerose-Risiko verringern. In diesem Zusammenhang setzt Kronenberg einen Schwerpunkt auf die Frage, ob und wie die ApoA-IV Konzentrationen genetisch gesteuert sind. „Wir wollen jene Gene finden, die den ApoA-IV Spiegel beeinflussen.“

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Univ.-Doz.Dr. Florian Kronenberg Presseaussendung

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