Schlaf-Software für Schichtarbeiter

Was Astronauten mit Fernfahrern, Feuerwehrleuten oder Spitalsärzten gemeinsam haben, ist ein unseliger Schlaf-Wach-Rhythmus. Zu Tageszeiten, in denen kaum jemand zu Höchstleistungen fähig ist, müssen sie Präzisionsarbeit liefern und tragen dabei hohe Verantwortung. Für die Frage, wann ein Nickerchen am günstigsten wäre, haben nun Forscher um Elizabeth Klerman vom Brigham and Women's Hospital in Boston eine Antwort gefunden.

Gefährliche Übermüdung

Mehre Faktoren bestimmen den Tagesrhythmus eines Menschen und in Folge auch seine Leistungsfähigkeit und Wachheit. Klerman zählt dazu die Dauer der Wachzeit, die Zeiteinteilung, die Intensität und Wellenlänge des Lichts, die Schlafdauer in der vorigen Nacht und die eigene Zeitwahrnehmung. „Kaum jemand schafft berufliche Spitzenleistungen spät am Abend oder in den frühen Morgenstunden. Starke Verschiebungen der inneren Uhr lassen das Zeitgefühl verlieren und hemmen Körperfunktionen, die für das Einschlafen oder Wachsein wichtig sind“, so die Forscherin.

Die vorgeschlagene Lösung beruht auf einem Computerprogramm mit zwei Grundfunktionen. Nach Messung der individuellen Tagesrhythmen erstellt der Nutzer einen Zeitplan mit vorgesehenen Arbeits- und Schlafzeiten. Die Software sagt voraus, wann mit guter und wann mit schlechter Einsatzbereitschaft zu rechnen ist. Weiters verrät sie auch, in welcher Weise die innere Uhr beeinflusst werden sollte, um in kritischen Momenten des Tages besonders leistungsfähig zu sein.

Koffein oder Nickerchen

Entwickelt wurde das Programm für Astronauten und Bodenpersonal von Weltraum-Missionen. „Falls etwa eine wichtige Mission wie etwa das Andocken oder ein Raumspaziergang um zwei Uhr morgens angesetzt ist, muss penibel geplant werden, was man tun kann, damit der Astronaut genau dann einsatzbereit ist. Da muss man wissen, ob etwa ein Nickerchen, eine Portion Koffein oder eine Beeinflussung des Schlaf-Wach-Rhythmus durch Beleuchtung am sinnvollsten ist“, verdeutlicht die Studienleiterin Elizabeth Klerman.

Nützlich könnte das Programm jedoch für alle sein, die in Nachtschichten, Wechselschichten oder in überlangen Schichten arbeiten. Klerman nennt hier medizinische Berufe, Sicherheits- oder Polizeibeamte, Feuerwehrmänner, Fernfahrer sowie Kraftwerksbedienstete. „Unsere Sicherheit – manchmal auch unser Leben – ist oft in der Hand von Menschen, die in Schicht oder in extrem langen Arbeitsdiensten arbeiten. Sie sind dadurch in erhöhtem Risiko für Unfälle und Fehler, die sie selbst und andere gefährden.“ Zugute kommen könne so ein Programm aber auch den Vielfliegern, die von Jetlag betroffen sind.

Vorteile von Vorschlafen begrenzt

Die Wachheit zu Tageszeiten, die dem natürlichen Rhythmus entgegenstehen, kann man durch mehrere Formen erhöhen, betont Bernd Saletu von der Gesellschaft für Schlafmedizin http://www.schlafmedizin.at im pressetext-Interview. „Einerseits hilft biologisch aktives Licht dabei, die Gemütslage und die intellektuelle Leistungsfähigkeit zu verbessern. Die wichtigste Maßnahme ist jedoch der Schlaf“, so der Experte. Eine kurze „Vorschlaf“-Einheit stärke die Fähigkeit, sich an Anforderungen anzupassen, für Aufmerksamkeit und Konzentration bringe sie allerdings nichts. „Manche Menschen können ihren Tagesrhythmus leicht ändern, manche tun sich schwer. Im Alter gelingt es immer weniger“, so der Schlafmediziner.

Weitere Informationen unter http://www.nsbri.org/NewsPublicOut/Release.epl?r=132

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Johannes Pernsteiner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.brighamandwomens.org

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