Satellitenradar spürt kleinste Erdveränderungen auf

Das aus dem Mailänder Polytechnikum hervorgegangene Startup-Unternehmen Europa Tre hat ein neues Verfahren zur Auswertung von satellitengestützten Radaraufnahmen entwickelt. Mit der inzwischen patentierten PSInSAR-Technik können auch kleinste Bodenbewegungen ermittelt werden.

Verwendet werden in 800 Kilometern Höhe gemachte Bilder von Satelliten, die mit Sensoren vom Typ „Synthetic Aperture Radar“ (SAR) ausgestattet sind. „Mit unserem Algorithmus können vor allem die von Metallen erzeugten Bildpunkte und deren Bewegungen besser ausgewertet werden“, erläutert Geschäftsführer Alessandro Ferretti. Dabei liege die Genauigkeit bei unter einem Zentimeter. Die Anwendungsgebiete seien äußerst vielfältig: Von der Beobachtung geophysischer Veränderungen wie Erdrutsche, Subsidenzen und Vulkanausbrüche bis zu Stabilitätsanalysen bestimmter Bodenstrukturen und die Untersuchung der Auswirkungen von Bergwerksaktivitäten.

„Wir spezialisieren uns mehr und mehr auf die Tätigkeiten der Erdölförderer, die vor dem Beginn von Probebohrungen besonders stark an Informationen über Ausmaß und Potenzial möglicher Vorkommen interessiert sind. Dabei wollen sie wissen, welche Auswirkungen das Abpumpen von Öl und Gas auf die Bodenstabilität der Umgebung hat. „Aus der Betreuung einer Ölgesellschaft im kanadischen Alberta sei vor einem Jahr die Gründung einer Filiale in Vancouver hervorgegangen. Noch zukunftsträchtiger, so der italienische Ingenieur weiter, sei das Monitoring städtischer Gebäude. „In einer Stadt wie Mailand beispielsweise ist der Bau von U-Bahnen und unterirdischen Parkplätzen meist mit Folgen für die Wohnbausubstanz verbunden.“

Die im Jahr 2000 von drei Wissenschaftlern gegründete Tre Europa kommt inzwischen auf vier Mio. Euro Jahresumsatz. Nach Worten von Alessandro Ferretti ist im laufenden Jahr mit einer Umsatzsteigerung von 15 Prozent zu rechnen. Das auf dem Gebiet der Satellitenradarbilder inzwischen weltweit bedeutendste Unternehmen arbeitet neben dem Mailänder Polytechnikum auch mit den Universitäten von Stanford und Berkeley zusammen. Derzeit unterstützt es den italienischen Zivilschutz bei der Auswertung von Envisat- und Radarsat-Seismogrammen im Erdbebengebiet von L'Acquila.

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Harald Jung pressetext.austria

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