Roboter werden fit für den sozialen Kontakt -<br> 3,5-Millionen-Euro-Projekt

Die ersten Roboter sind schon in unsere Haushalte eingezogen: Die meist unscheinbaren Gesellen putzen, staubsaugen oder mähen den Rasen. Besonders viel „Köpfchen“ brauchen sie dafür nicht. Doch Wissenschaftler an der TUM forschen bereits daran, Roboter mit deutlich komplexeren Aufgaben wie Tisch decken zu betrauen. Das langfristige Ziel: Roboter sollen in Zukunft Pflegedienste zum Beispiel für ältere Menschen übernehmen. Dazu müssen die Blechkollegen lernen, sehr sensibel im Kontakt zu Menschen und Umgebung zu agieren, damit sie auch mit unplanbaren Situationen zurechtkommen.

Unter der Leitung der TUM hat sich jetzt das internationale Forschungskonsortium IURO (Interactive Urban Robot) gebildet, das die Roboter sogar auf die Straße schickt. Ein mögliches Szenario: Ein Kranker sagt seinem Roboter, dass er ein bestimmtes Medikament benötige. Der versteht den Menschen, plant den Gang zur nächsten Apotheke und setzt sich in Bewegung. Um einen Umzugswagen auf dem Bürgersteig kann der Roboter über seine Wahrnehmungssysteme noch herum navigieren, doch ein Festumzug in der Münchener Innenstadt versperrt ihm vollständig den Weg. Jetzt fragt der Roboter Passanten nach einem Umweg und findet so den Weg in das Geschäft. Dabei lernt der Roboter ständig, sich besser im Straßenverkehr zurechtzufinden und seine Kommunikation zu verfeinern.

Prof. Martin Buss vom TUM-Lehrstuhl für Steuerungs- und Regelungstechnik, der zusammen mit Dr.-Ing. Kolja Kühnlenz und Dr.-Ing. Dirk Wollherr das Projekt IURO koordiniert, hat bereits Erfahrung mit selbstständigen Robotern. 2008 etwa schickten er und sein Team den Robotor ACE (Autonomous City Explorer) auf die Reise durch die Münchener Innenstadt – ohne GPS oder Straßenkarte. ACE war alleine auf die Hilfe von Passanten angewiesen. Damals allerdings kommunizierten die Menschen mit dem Roboter noch über ein Touch-Screen-Display, und ACE konnte einige Gesten der Menschen erkennen. Roboter der neuen IURO-Generation sollen dagegen richtig sprechen und verstehen lernen, Straßen gefahrlos überqueren können und bei Fehlschlägen und Hindernissen selbstständig nach Alternativen suchen.

Die Europäische Kommission fördert IURO mit insgesamt 3,5 Millionen Euro. Neben der Technischen Universität München sind die Eidgenössisch-technische Hochschule Zürich, die Universität Salzburg, die Königlich Technische Hochschule Stockholm und das polnische Unternehmen Accrea an IURO beteiligt.

An der TU München ist IURO ein assoziertes Projekt des Forschungsverbunds CoTeSys (Cognition for Technical Systems), eines sogenannten Exzellenzclusters. Hier forschen Münchener Wissenschaftler daran, wie humanoide Roboter, autonome Fahrzeuge und selbststeuernde Fabriken selbstständig lernen und mit Menschen kommunizieren können. Am Cluster sind neben der TUM die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Universität der Bundeswehr, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und das Max-Planck-Institut für Neurobiologie beteiligt. Der Exzellenzcluster CoTeSys wird aus Mitteln der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Stärkung des Forschungs- und Universitätsstandorts Deutschland finanziert.

Kontakt:
Dr.-Ing. Dirk Wollherr, Dr.-Ing. Kolja Kühnlen (Projektleitung)
Lehrstuhl für Steuerungs- und Regelungstechnik (Prof. Martin Buss)
Technische Universität München
Tel. 089 289 23401
dw@tum.de

Media Contact

Dr. Ulrich Marsch Technische Universität München

Weitere Informationen:

http://www.tum.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Interdisziplinäre Forschung

Aktuelle Meldungen und Entwicklungen aus fächer- und disziplinenübergreifender Forschung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Mikrosystemforschung, Emotionsforschung, Zukunftsforschung und Stratosphärenforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer