Kulturlandschaft als Handelsware? Sozial-ökologische Nachwuchsforschergruppe über vier Jahre eingerichtet

Die Kulturlandschaften Europas erbringen eine Vielzahl von Leistungen, die bislang wenig von der Gesellschaft wahrgenommen, anerkannt und entgolten werden, so genannte „Ökosystemleistungen“.

Dies sind unter anderem die Regulation des Klimas, die Bodenbildung, Hochwasserschutz und kulturelle Leistungen für Tourismus und Naherholung. Weltweit hat sich in den vergangenen Jahren der Trend verstärkt, solche Leistungen in kommerzielle Güter zu transformieren und auf Märkten zu handeln. Beispielsweise entstanden im Rahmen der Verhandlungen zur zukünftigen Klimaschutzpolitik vielerorts Marktmodelle für die Erhaltung von Wäldern.

Regional weit verbreitet sind zudem Kooperationen zum Trinkwasserschutz in Form von privaten Verträgen zwischen Landwirten und Trinkwasserproduzenten. Noch ist allerdings kaum absehbar, welche Auswirkungen solche Mechanismen auf Ökosysteme, Landschaften und Landnutzung haben, falls sie großflächig zum Tragen kommen.

Im Rahmen des Förderschwerpunktes „Sozial-ökologische Forschung (SÖF)“ unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Forschungsprojekte, die zur Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen an der Schnittstelle von Umwelt und Gesellschaft arbeiten.

Das BMBF hat die Förderung einer Nachwuchsgruppe bewilligt, deren Ziel es ist, das Verständnis der Beziehungen zwischen marktbasierten Instrumenten, Ökosystemleistungen und Lebensqualität in mitteleuropäischen Kulturlandschaften zu verbessern. Sieben Postdoktoranden und Doktoranden werden die vielfältigen Leistungen von Kulturlandschaften in den Bereichen Klima- und Naturschutz erfassen. Die aus Forst-, Agrar-, Politikwissenschaftlern und Umweltökonomen zusammengesetzte Gruppe wird ihre Untersuchungen exemplarisch in den Biosphärenreservaten Oberlausitz und Schwäbische Alb durchführen. Sie strebt dabei an, die Konflikte verschiedener Nutzungsansprüche an Landschaften sichtbar zu machen und konkrete Möglichkeiten zu einer Abstimmung von Klimaschutz-, Naturschutz- und weiteren Zielen der Landnutzung aufzuzeigen. „Vor allem werden wir gemeinsam mit den örtlichen Landnutzern die Möglichkeiten der nachhaltigen Gestaltung von marktbasierten Anreizinstrumenten in den Blick nehmen“, erklärt Dr. Tobias Plieninger, Leiter der Nachwuchsgruppe.

Das Projekt wird gemeinsam von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, dem Ecologic Institut, Berlin, dem Öko-Institut e.V., und dem Institut für Landespflege der Universität Freiburg getragen. „Mit diesem innovativen Verbund aus einer Wissenschaftsakademie, einer Universität und zwei Politik beratenden Instituten will das Vorhaben gleichermaßen wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen und praxisorientierte Lösungsansätze im Spannungsfeld von Landnutzung, Naturschutz und Klimaschutz entwickeln“, so Plieninger.

Kontaktadresse: Dr. Tobias Plieninger, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Jägerstrasse 22/23, D-10117 Berlin, Tel.: +49 (0)30 20370 538, Fax: +49 (0)30 20370 214, plieninger@bbaw.de, http://sozialoekologie.bbaw.de

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