Dem Schlafwandeln auf der genetischen Spur

Erbanlagen sorgen für nächtliche Rundgänge bei Erwachsenen

Nach Erkenntnissen von Schweizer Neurologen kann Schlafwandeln auf einer genetischen Veranlagung beruhen. Regelmäßiges Schlafwandeln ist demnach teilweise durch die Erbanlagen begründbar. Auf dem Jahrestreffen der American Academy of Neurology in Denver, Colorado, haben die Forscher der Universität Zürich ein beteiligtes Gen vorgestellt.

Das relevante Gen gehört zur Familie jener Gene, die so genannte HLA-Proteine produzieren (HLA steht für Human Leukocyte Antigen). Diese Proteine sind in die Steuerung des Immunsystems eingebunden. Das für Schlafwandeln hauptverantwortliche Gen bestimmt laut Angaben der Forscher die Immun-Kompabilität und legt z.B. fest, ob ein Transplantat verträglich ist oder abgestoßen wird. Die Hälfte der 74 untersuchten erwachsenen Schlafwandler war Träger dieses Gens. Im Vergleich dazu wiesen nur 24 Prozent der gesunden Kontrollgruppe diese genetische Besonderheit auf, so der Studienleiter Claudio Bassetti von der Universität Zürich. „Obwohl bei erwachsenen Schlafwandlern das Gen häufiger auftrat, heißt das nicht, dass das Gen für die Bedingung verantwortlich ist“, so Antonio Ambrogetti vom Newcastle Sleep Disorders Centre.

Bei 58 Prozent der Patienten stellten die Forscher fest, dass sie bereits seit ihrer Kindheit schlafwandelten. „Auch bei Zwillingsstudien zeigte sich, dass eineiige Zwillinge häufiger als zweieiige Zwillinge schlafwandeln“, so Ambrogetti. Damit ist seit längerer Zeit bewiesen, dass es bei kindlichem Schlafwandeln eine familiäre Beziehung gibt. Das Team um Bassetti vermutet, dass das Schlafwandeln im Erwachsenenalter mit anderen Schlafstörungen in Zusammenhang steht. Bassetti nennt eine Störung in der REM-Schlafphase. „Gewöhnlich verläuft der REM-Schlaf ruhig. Bei einer Störung allerdings tritt während dieser Phase eine erhöhte Muskelaktivität auf“, erklärte Bassetti. Beide Bedingungen, Schlafwandeln und Schlafstörung, seien aber verschiedenen Ursprungs. Schlafwandeln wird vom Zustand der Übermüdung negativ beeinflusst, weiß Ambrogetti, der von der Behandlung mit Stimulantien abrät.

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Sandra Standhartinger pte.online

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