Forscher ordnet Neandertalern moderne Eigenschaften zu

Malereien könnten von früheren Hominiden stammen

Geoffrey Clark, Paläoanthropologe der Arizona State University, hat die These aufgestellt, dass die weitverbreitete Lehrmeinung über die neuen Errungenschaften des modernen Menschen noch einmal überdacht werden muss. Eventuell stammen Malereien schon von früheren Hominiden. Der Paläoanthropologe stellt in Frage, ob der moderne Mensch den Neandertaler tatsächlich verdrängt hat. Clark hat dazu den Bericht „When Anatomy and Archeology do not coincide at the transition“ veröffentlicht. Dieser wurde im Rahmen des jährlichen Treffen der American Association for the Advancement of Science (AAAS) 2002 heute, Freitag, in Boston präsentiert.

Bisher nahm man an, dass die Gruppe der Neandertaler vor 50.000 bis 40.000 Jahren von dem aus Afrika über den Mittelosten nach Europa kommenden modernen Menschen verdrängt wurde. Der Neandertaler starb bald danach aus. Der moderne Mensch unterschied sich stark von dem primitiven und an Kälte angepasstem Neandertaler. Für Paläoanthropologen und Archäologen bewiesen Fossilfunde und das plötzliche Auftauchen von Malerei die Veränderung. Clark sieht darin aber lediglich ein zusammengestoppeltes Mosaik aus geographischen Erkenntnissen und bisher bekannten Verhaltensmustern. Die seither dem modernen Menschen zugeordneten Eigenschaften wie steigende Kultivierung, Spezialisierung und das Auftreten von „Kunst“ könnten auch weiter zurück datiert und ebenso gut mit Neandertalern assoziiert werden wie mit dem modernen Menschen. Einen möglichen anderen Grund für die neuen kulturellen und technischen Fertigkeiten sieht Clark in der Erreichung einer kritischen Populationsdichte, bewirkt durch das entstandene milde Klima vor 57.000 bis 24.000 Jahren. Während der Zeit des Neandertalers herrschte in Europa ein rauhes Klima und die Population war relativ klein. Die veränderten äußeren Bedingungen wirkten auch auf die Menschen zurück.

Clark behauptet, dass Symbolismus sogar bei den frühesten Hominiden zu finden ist, und nicht einer bestimmten Spezies zuzuordnen ist. „Das Fehlen eines beweiskräftigen Fundes sagt nicht, dass es ihn nicht gibt. Sie sind nur nicht so häufig um in der Archäologie aufzuscheinen“, meint Clark.

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Ulrike Unterberger pte.online

Weitere Informationen:

http://www.asu.edu http://www.aaas.org

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