Geheimnisvolle, schwarze Beläge

Oberhalb von Halogenstrahlern können sich schwarze Beläge an der Zimmerdecke bilden. Dies wird durch warme Luft begünstigt, die über den heißen Lampen aufsteigt <br> <br>© Fraunhofer WKI <br>

Der Rückzug in die eigenen vier Wänden wird für manche Bewohner vom Phänomen des Foggings überschattet: Schwarze Verfärbungen von Tapeten und Inneneinrichtung entstehen manchmal innerhalb weniger Tage. Diese schmutzigen Beläge treten bevorzugt zum Beginn der Heizperiode an kalten Wandflächen oberhalb warmer Körper wie Lampen, Fernsehgeräten oder Heizkörpern auf. Teilweise sind sie derart massiv, dass die Wohnqualität beeinträchtigt wird. Anfangs war es weder möglich, das Phänomen zu erklären, noch Ursachen dafür ausfindig zu machen. Seit rund zehn Jahren arbeiten der TÜV Nord in Hamburg und das Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI in Braunschweig an diesem Thema und kürzlich hat das Umweltbundesamtes dazu eine Studie durchführen lassen.

»Zu Beginn unserer Untersuchungen fiel uns auf, dass fast alle der betroffenen Wohnungen zuvor renoviert oder neu eingerichtet wurden«, erläutert Peter Meinlschmidt, Projektmitarbeiter im Bereich Physik des WKI. »Außerdem treten die grau-schwarzen und öligen Ablagerungen vor allem in solchen Wohnungen auf, die tagsüber nur wenig beheizt werden.« Die Auswertung zahlreicher Fragebögen und physikalisch-chemische Messungen ergaben, dass die Ablagerungen vor allem aus Hausstaub und aus bis zu 150 verschiedenen schwerflüchtigen organischen Verbindungen (SVOC, Semivolatile Organic Compounds) bestehen. Doch woher kommen sie? »Das Fogging-Phänomen war bisher nur aus der Automobilbranche bekannt: Im Innenraum der Fahrzeuge lagern sich dabei Materialien ab, die aus Kunststoffen ausdünsten«, beschreibt Meinlschmidt einen weiteren Hinweis. Bei Wohnungen hingegen ist weder die Nähe zu Industrieanlagen noch zum Straßenverkehr für das Phänomen entscheidend. Die Ablagerungen kommen vielmehr durch ein komplexes Zusammenspiel zustande: Wärmebrücken in Gebäudewänden begünstigen die Kondensation von Ausdünstungen verschiedener Baustoffe. Auf diesen klebrigen Belägen bleiben Stäube der Raumluft bevorzugt dann haften, wenn sie ein warmer Luftstrom anspült.

Ab dem kommenden Jahr wollen die Wissenschaftler des WKI in ihren Klimakammern simulieren, wann und wie sich die Beläge bilden. Die ermittelten Daten dienen als Grundlage, um unterschiedliche Stellwände kontrolliert typischen SVOCs und Stäuben auszusetzen. Unternehmen der Tapeten-, Farb- und Möbelindustrie sollen sich an den praxisnahen Untersuchungen beteiligen, um schließlich einen Katalog mit Lösungsmöglichkeiten und Präventionsmaßnahmen zu erarbeiten.

Media Contact

Dipl.-Phys. Peter Meinlschmidt Mediendienst

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Interdisziplinäre Forschung

Aktuelle Meldungen und Entwicklungen aus fächer- und disziplinenübergreifender Forschung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Mikrosystemforschung, Emotionsforschung, Zukunftsforschung und Stratosphärenforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer