Geographische Herkunft und genetische Differenzierung des Großen Tauwurms

Unter Experten gilt der Lumbricus terrestris als "Ingenieur der Bodenfruchtbarkeit"

Forschungsprojekt zur nacheiszeitlichen Verbreitung der Regenwurmart Lumbricus terrestris

Unter Experten gilt der Lumbricus terrestris als „Ingenieur der Bodenfruchtbarkeit“. Der Einfluss dieser Regenwurmart auf den Zustand des Bodens, der Pflanzen und anderer Organismen wurde bereits intensiv erforscht. Nun wird an der Universität Göttingen unter der Leitung des Bodenbiologen Dr. Martin Potthoff untersucht, ob sich die jeweilige geographische Herkunft des Großen Tauwurms aus verschiedenen Regionen Europas und seine Anbindung an unterschiedliche Lebensräume in genetischer Differenzierung widerspiegelt. Damit wollen die Forscher klären, ob der Große Tauwurm als geschlossene Art nach der letzten Eiszeit nach Norden gewandert und immer wieder erfolgreich in unterschiedliche Lebensräume eingedrungen ist oder ob es mehrere Unterformen mit eindeutiger Habitatanbindung gegeben hat, die unabhängig voneinander migriert sind. Die Forschungsergebnisse sollen neue Hinweise zur Bewertung der funktionellen Diversität von Bodentieren liefern und zur Aufklärung der nacheiszeitlichen Migrations- und Evolutionsabläufe beitragen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die zunächst zweijährigen Forschungsarbeiten, die jetzt an der Universität Göttingen aufgenommen wurden, mit 150.000 Euro.

Der Große Tauwurm, einer der wichtigsten Vertreter der Bodenmakrofauna, hat sein angestammtes Verbreitungsgebiet in Zentraleuropa, ist aber auch in andere Erdteile „verschleppt“ worden. Von besonderem wissenschaftlichen Interesse ist nach Angaben von Dr. Potthoff, ob und wie sich die genetische Variabilität des Lumbricus terrestris von Italien nach Schweden und von Ungarn nach Irland ausdrückt. Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch die ökophysiologischen Leistungen, die die einzelnen Populationen kennzeichnen, erläutert der Wissenschaftler vom Institut für Bodenkunde und Waldernährung (IBW). Dr. Potthoff geht von der Arbeitshypothese aus, dass sich der Große Tauwurm in verschiedene Subtypen gliedert, die sich bestimmten Landnutzungsformen zuordnen lassen und die unabhängig voneinander in den Norden wanderten, wobei sich ihre Anpassung an die Eigenschaften der jeweiligen Habitate in der genetischen Differenzierung zeigt. Diese Unterschiede der Populationen sollen unter anderem durch molekulargenetische Untersuchungen mit molekularen Markern und der Analyse von Gensequenzen überprüft werden.

Das interdisziplinär angelegte Forschungsvorhaben ist eine Kooperation des IBW mit dem Göttinger Institut für Forstgenetik und Forstpflanzenzüchtung, an der Dr. Oliver Gailing und Prof. Dr. Reiner Finkeldey (Genetik) sowie Prof. Dr. Fritz Beese und PD Heiner Flessa (Bodenkunde) mitwirken. Beteiligt sind außerdem der Evolutionsökologe Prof. Dr. Nico Michiels aus Münster und eine Reihe weiterer Institutionen in Deutschland und dem europäischen Ausland. Bis Ende letzten Jahres hat Dr. Potthoff an der University of California in den USA über bodenökologische Faktoren im Kohlenstoffhaushalt von Grasland geforscht.

Kontaktadresse:
Dr. Martin Potthoff
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie
Institut für Bodenkunde und Waldernährung
Büsgenweg 2, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-12106, Fax (0551) 39-3310
e-mail: mpottho1@gwdg.de

Media Contact

Marietta Fuhrmann-Koch idw

Weitere Informationen:

http://www.gwdg.de/~mpottho1

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