Auch in Weltraumstationen: Befall von Mikroorganismen

Bremer Bodenkundler und Mikrobiologen suchen mit neuer Methode nach Auswegen

Der Mensch gibt täglich mehrere Liter Flüssigkeit über die Haut ab: auf der Erde ebenso wie im Weltraum, etwa in der Raumstation ISS. Durch diese Ausdünstungen schaffen die Astronauten „klimatische Bedingungen“, die dazu führen, dass sich an einigen Oberflächen der Raumstation Mikroorganismen ansiedeln. Dieser kaum wahrnehmbare Vorgang trägt dazu bei, dass Materialien der Raumstationen besiedelt und sogar zerstört werden. Gerade für zukünftige große Weltraum-Missionen könnten dadurch unwägbare Risiken entstehen. Wissenschaftler vom Institut für Bodenkunde der Universität Bremen und von der Amtlichen Materialprüfungsanstalt (MPA) Bremen haben sich gemeinsam der Problematik gewidmet – und mit einem neuen methodischen Verfahren Wege aufgezeigt, die Kontaminationen aufzuspüren und weitestgehend einzuschränken.

Die Uni-Wissenschaftler Professor Rolf Tippkötter und der Doktorand Thilo Eickhorst haben zusammen mit ihren Kollegen Dr. Jan Küver und Dr. Andreas Rabenstein der Abteilung Mirobiologie von der Amtlichen Materialprüfungsanstalt Bremen die FISH-Technik (Fluoreszenz in situ Hybridisierung) auf Materialoberflächen übertragen, um eine Besiedlung durch Mikroorganismen nachzuweisen. Durch Gensonden, die mit Fluorochromen markiert sind, lassen sich unter dem Fluoreszenzmikroskop die Mikroorganismen und ihre Verteilung auf den Werkstoffen detektieren und visuell darstellen. Das Besondere der für diese Problematik weiter entwickelten und in diesem Zusammenhang erstmals eingesetz-ten FISH-Methode: Die wissenschaftliche Analyse findet direkt am Gegenstand statt, also an Werkstoffen, die in der Raumfahrt verwendet werden – unabhängig ob direkt exponiert oder in Nischen, in denen beispielsweise Kabel und Kabelbäume verlegt sind. Damit entsprechen die Laborversuche der realen Situation in der Raumstation ISS.

In dieser erfolgreichen Kooperation wurde nachgewiesen, dass die Art des Materials und seine Vorbehandlung entscheidenden Einfluss auf die mikrobielle Besiedlung hat. Mit ihrem Analyse-Verfahren sind die Bremer Wissenschaftler in der Lage, eine materialbezo-gene Risikoabschätzung über mögliche Kontaminationen und Materialzerstörungen (bei-spielsweise Korrosion) in der Raumfahrt zu machen. Gleichzeitig können mit diesem Ver-fahren neue Beschichtungen getestet werden, die eine mikrobielle Besiedlung verhindern sollen.

Die Zukunft der bemannten Raumfahrt, die sicherlich in neue Dimensionen vorstoßen dürfte, wird von den Bremer Erkenntnissen profitieren. Die modifizierte FISH-Methode eignet sich auch für ganz irdische Probleme: beispielsweise um den bakteriellen Befall bei mineralischen Baustoffen herauszufinden – interessant für Bauherren und Bauindustrie.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Zentrum für Umweltforschung und Umwelttechnologie
Institut für Bodenkunde
Prof. Dr. Rolf Tippkötter
Dipl. Geogr. Thilo Eickhorst
Tel. 0421 218 7694
E-Mail eickh@uni-bremen.de

Amtliche Materialprüfungsanstalt Bremen
Teilbereich der Stiftung Institut für Werkstofftechnik
Abteilung Mikrobiologie
Dr. Jan Küver
Dr. Andreas Rabenstein
Tel. 0421 53708 70
E-Mail kuever@mpa-bremen.de

Media Contact

Kai Uwe Bohn isw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bremen.de

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