Minensuchgeräte sollen intelligenter werden

Saarbrücker Know-how zur Verbesserung der Detektion von Landminen gefragt:

500.000 Euro für den Lehrstuhl Professor Louis
150.000 Euro für das Fraunhofer Institut für zerstörungsfreie Prüfverfahren

Über 100 Millionen Landminen, so Expertenschätzungen, bedrohen weltweit Leib und Leben zumeist ahnungsloser Zivilisten, oft Kinder. Diese gigantische Zahl von „Zeitbomben“, zumeist in den ärmsten Gebieten der Erde vergraben, zu finden und unschädlich zu machen, ist eine der großen humanitären Herausforderungen unserer Zeit. Im Rahmen des 1997 in Ottawa (Kanada) von der UNO beschlossenen und 1999 von Deutschland ratifizierten Abkommens zur Ächtung von Antipersonenminen fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Forschungsprojekte zur Verbesserung der Detektion von Landminen. Das mit ca. 500.000 Euro Volumen größte Projekt geht dabei an den Mathematik-Professor der Universität des Saarlandes, Prof. Dr. Alfred K. Louis. Ein weiteres großes Projekt wurde in unmittelbarer räumlicher Nähe dem Saarbrücker Fraunhofer Institut für zerstörungsfreie Prüfverfahren (IZFP) zugesprochen. Universität und Fraunhofer Institut wollen dabei zusammen Algorithmen entwickeln, um Minen von anderen Objekten besser unterscheiden zu können. Professor Louis kommentiert die Projektbewilligung: „Nicht immer ist der Nutzen universitärer Forschung so mit Händen zu greifen wie in diesem Fall. Umso mehr freue ich mich, hier einen erkennbaren Beitrag zu mehr Humanität in vielen Ländern der Erde leisten zu können“. Dr. Gerd Dobmann, Leiter des wissenschaftlichen Bereiches des IZFP ergänzt:“Die zerstörungsfreie Prüfung hat grundsätzlich auch einen humanitären Aspekt, wo es um technische Sicherheit in unserer Industriegesellschaft geht. Durch die Beschäftigung mit dem Problem der Landminensuche gewinnt dieser Aspekt für uns eine neue Dimension“.

Herkömmliche Such- und Ortungsgeräte (Metalldetektoren) reagieren aufgrund magnetischer Induktion auf Metall und senden Tonsignale aus, die aber, bedingt beispielsweise durch unterschiedliche Bodenbeschaffenheit, nicht immer gleich sind und somit oft auch falsch interpretiert werden. Ziel nun ist, die Detektoren mit einem Rechner aufzurüsten, der die Signale differenziert auswertet, womit zunächst eine verlässlichere Entscheidung über das Vorhandensein einer Mine und deren Lage ermöglicht werden soll. Dabei ist auch an bildgebende Verfahren gedacht, wie sie etwa in der Medizin bei der Computertomographie eine Rolle spielen. Daneben werden auch Verfahren der lernenden Systeme eingesetzt, welche eine Entscheidung, basierend auf den Meßsignalen selbst oder auf den berechneten Rekonstruktionen, automatisieren. Hierbei handelt es sich um bisherige Forschungsschwerpunkte von Professor Louis, deren grundlegende Methoden nun auf das neue Gebiet angewandt und dabei neu ausgerichtet werden können. Die Forschungsarbeiten sind auf drei Jahre angelegt. Danach soll es möglich sein, die neuen „intelligenten“ Minensuchgeräte zu fertigen.

Fragen beantworten Ihnen Prof. Dr. Alfred K. Louis,
Tel.: 0681 / 302-3018.

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