Neues EDV-Verfahren misst Führungskompetenzen

Wie Führungskräfte sich in bestimmten Situationen verhalten sollen, regelt das so genannte Kompetenzmodell eines Unternehmens: Der Grad an Übereinstimmung zwischen dem Verhalten eines Mitarbeiters und diesen Leitlinien ist ein entscheidendes Kriterium für Beförderung oder Weiterqualifizierung. Bisherige psychologische Testverfahren waren jedoch nicht in der Lage, dies zu messen – vor allem auf Grund kultureller Unterschiede in verschiedenen Ländern. Psychologen der Ruhr-Universität Bochum um Prof. Dr. Heinrich Wottawa haben nun ein Konzept entwickelt, das dieses Problem löst.

Jedes größere Unternehmen hat ein so genanntes Kompetenzmodell: Wie Führungskräfte sich in bestimmten Situationen verhalten sollen, egal ob in Polen oder Spanien, regeln diese Leitlinien. Der Grad an Übereinstimmung zwischen dem Verhalten eines Mitarbeiters und diesen Leitlinien ist ein entscheidendes Kriterium für Beförderung oder Weiterqualifizierung. Bisherige psychologische Testverfahren waren jedoch nicht in der Lage, dies zu messen – vor allem auf Grund kultureller Unterschiede in verschiedenen Ländern. Psychologen der Ruhr-Universität Bochum um Prof. Dr. Heinrich Wottawa haben nun ein Konzept entwickelt, das dieses Problem löst.
Vorstellung auf der AssessCon

Auf dem AssessCon-Kongress in Köln (3. und 4.11.2003) stellten die Bochumer Psychologen diesen Ansatz zum ersten Mal öffentlich vor. Unternehmen, zum Beispiel die Basler Versicherung, haben bereits ihr Interesse bekundet, die Methodik in der Personalentwicklung einzusetzen.

30 Alltagssituationen bewerten

Das Verfahren eignet sich nur für berufserfahrene Mitarbeiter, die bereits eine Führungsposition haben oder anstreben: Ob die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter für eine entsprechende Qualifizierung geeignet ist, lässt sich einfach am Arbeitsplatz via Internet testen. Die Interessenten müssen je nach Anwendung etwa 30 Situationen aus dem Arbeitsalltag bewerten, dafür können sie zwischen jeweils zwei bis fünf Verhaltensoptionen wählen. Aus den Antworten erstellt das Programm eine vollautomatische Interpretation. Diese kann je nach Zielsetzung des Unternehmens gestaltet und per E-Mail an unterschiedliche Adressaten, z. B. an den Mitarbeiter, seinen Vorgesetzten oder an den zuständigen Personalentwickler geschickt werden.

Neuer Ansatz hilft beiden Seiten

Die ausführliche Ergebnisauswertung zeigt genau, inwieweit das Verhalten eines Mitarbeiters mit den Kompetenzanforderungen des Unternehmens korrespondiert. „Unser Ansatz ist neu, weil wir das Kompetenzmodell eines Unternehmens als Grundlage nehmen“, sagt Prof. Dr. Heinrich Wottawa. „Und es ist treffsicher, weil es genau auf die spezifischen Bedürfnisse des Kunden abgestimmt ist: Die Vertreter des Unternehmens bestimmen, welches Verhalten für ihr Unternehmen richtig oder falsch ist.“ Wottawa erklärt, dass das neue Verfahren beiden Seiten hilft: „Der Mitarbeiter erhält eine Auswertung seiner Führungskompetenzen, über Stärken und Schwächen seines Verhaltens. Und für das Unternehmen ist das Verfahren eine Hilfe, die eigenen Führungsleitlinien im Betrieb zu verankern und durchzusetzen.“

Individuelle Entwicklungsmaßnahmen

Ein erstes Instrument auf dieser methodischen Grundlage haben die Bochumer Psychologen nun für den Automobilzulieferer „GKN Driveline“ entwickelt: „PoLAR“ unterstützt die internationale Personalentwicklung des Unternehmens. Die Auswertung der Ergebnisse kann zunächst nur der zuständige Personalentwickler einsehen, der dann ein Beratungsgespräch mit dem Mitarbeiter führt. Mitte Oktober wurden bereits die Personalentwickler im Umgang mit dem Testverfahren und der Auswertung geschult. Inzwischen können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des internationalen Konzerns von ihrem Arbeitsplatz aus auf PoLAR zugreifen und sich ihr persönliches Kompetenzprofil erstellen lassen. „Wir hoffen, dass wir mit diesem Instrument den Teilnehmern ein Feedback geben können, damit sie sehen, wo sie stehen“, sagt Martina Dietrich, Human Resources Managerin bei GKN. „Das Verfahren zeigt ihre Kompetenzen auf und ermöglicht uns, individuell passende Entwicklungsmaßnahmen mit Ihnen zu besprechen.“

Weitere Informationen

Prof. Dr. Heinrich Wottawa, Arbeitseinheit Methodenlehre, Diagnostik und Evaluation der Fakultät für Psychologie der RUB, GAFO 04/619, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22676, Fax: 0234/32-14564, E-Mail: heinrich.wottawa@rub.de

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Dr. Josef König idw

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