Neuentwicklung auf dem Gebiet der Audio Virtual Reality

Fraunhofer IMK präsentiert akustisches High-Tech als künstlerisches Ereignis

Die neue, unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Medienkommunikation IMK in Sankt Augustin entwickelte LISTEN-Kopfhörertechnologie feiert Premiere. Noch bis zum 14. September betritt der Besucher – ausgestattet mit einem drahtlosen Kopfhörer – die Installation „Raumfaltung“ im Kunstmuseum Bonn und wird unversehens zum aktivierenden Bestandteil einer audiovisuellen Inszenierung: Was er hört, hängt ganz von seiner Bewegung im Raum, seiner jeweiligen Blickrichtung und von der Begegnung mit anderen Besuchern ab.

Möglich wird ein derart individuelles Hörerlebnis durch die Verwendung der LISTEN-Technologie, in der neueste Verfahren der räumlichen und raumakustischen Klangerzeugung sowie der Positions- und Bewegungsbestimmung zusammengeführt sind. Das in der Raumdecke installierte Tracking-System erfasst per Funk ständig die aktuelle Position und Ausrichtung des Kopfes und leitet es an ein Computersystem weiter. Die LISTEN-Software interpretiert das Verhalten des Besuchers im Raum und berechnet dann für die Position der Ohren eine Art dynamisches akustisches Bild des virtuellen Klangraums.

Für diese Installation hat der Schweizer Künstler Beat Zoderer riesige, verschieden farbige Platten geschaffen, die weite Teile der Wand- und Bodenfläche des Raums bedecken. Gerhard Eckel, Ramón González-Arroyo (Musik) und Oswald Egger (Text) haben für diese Szenerie eine Klangarbeit konzipiert, deren Struktur durch die Anwesenheit und Bewegung der Besucher unmittelbar beeinflusst wird.

Als Einzelbestandteile der Audio-Inszenierung werden algorithmisch (d.h. nach einem methodischen Rechenverfahren) organisierte Partikel einer synthetischen Raummusik wahrnehmbar. Gesprochene Farbnamen wie „Azur-Horizont“ oder „Eisgraufrost“ – Auszüge aus „Wortlisten“ von Oswald Egger – durchsetzen diese und knüpfen assoziativ an die visuelle Farbzusammenstellung der Installation Zoderers an.
Die Komposition setzt sich aus acht unterschiedlichen Klangsituationen zusammen, die jeder Besucher in einer individuellen Version realisiert. Dieser Vorgang hängt von der jeweiligen Bewegung im Raum, von der Tageszeit und auch vom genutzten Kopfhörer ab. Hierbei ergibt sich eine Choreographie klanglicher Quellen, die man im Raum „auffinden“ kann, wobei die Bewegung der Besucher nur in musikalisch sinnvollen Situationen zu hörbaren Veränderungen führt.

LISTEN ist als Neuentwicklung auf dem Gebiet der Audio Virtual Reality das Resultat einer erfolgreichen, dreijährigen Kooperation des Fraunhofer IMK mit dem Kunstmuseum Bonn, internationalen Forschungsinstituten (Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT, Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique IRCAM Paris, Institut für Industrielle Elektronik und Materialwissenschaften IEMW der Technischen Universität Wien), den Künstlern González-Arroyo, Eckel, Egger und dem Unternehmen AKG Acoustics Wien. Die Technische Universität Wien hat das Navigationssystem für LISTEN entwickelt. Neuartig ist auch die so genannte nachgeführte kopfbezogene Stereophonie – wesentlicher Beitrag des Forschungsinstituts IRCAM am Centre Pompidou in Paris. Von AKG Acoustics in Wien stammt die neueste Kopfhörertechnologie. Die Kombination dieser Entwicklungen erlaubt eine dem natürlichen Hören vergleichbare Raumwahrnehmung und vermeidet so den typischen Kopfhörerklang.

Kontakt:

Fraunhofer-Institut für Medienkommunikation, IMK
Projektleiter: Dr. Gerhard Eckel, Gerhard.Eckel@imk.fraunhofer.de

Kunstmuseum Bonn

Kurator der Ausstellung: Dr. Volker Adolphs, Tel. 0228 – 7762-25
Kuratorin LISTEN: Dr. Ruth Diehl, Tel. 0228 – 7762-21

Media Contact

Dr. Ute Gärtel idw

Weitere Informationen:

http://listen.imk.fraunhofer.de

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