Gelsenkirchen wurde Standort einer medizinischen Technologieschmiede

Prof. Dr. Rainer Seibel (l,) und Prof. Dr. Werner Neddermeyer wollen mit Hilfe modernster Bildcomputer die Medizintechnik im nördlichen und westlichen Ruhrgebiet voran treiben. Foto: FHG/BL, Abdruck honorarfrei


Die Fachhochschule Gelsenkirchen hat gemeinsam mit dem Mülheimer Radiologie-Institut der Universität Witten-Herdecke eine Firma gegründet, die mit neuen Operationstechniken Kosten senken und die Patientenbetreuung verbessern will: Sitz an der Werftstraße in Gelsenkirchen, von dort aus Förderung der Medizintechnik im nördlichen und westlichen Ruhrgebiet sowie in NRW insgesamt. Vom Land gefördert mit 19 Millionen Mark.

Gelsenkirchen/Mülheim. Sie heißt "TecMedic" und der Name ist Programm: Neue Techniken in der medizinischen Operations-technik wollen die Fachhochschule Gelsenkirchen, vertreten durch Prof. Dr. Werner Neddermeyer, und das Mülheimer Radiologie-Institut der Universität Witten-Herdecke, vertreten durch Prof. Dr. Rainer Seibel, mit dem neuen Unternehmen an der Gelsenkirchener Werftstraße voran treiben. Dabei sollen vor allem Computer die Regie führen: Mit ihrer Hilfe und der von ihnen produzierten Bilder vom Inneren des Patienten wollen die beiden Professoren schwierige Operationen revolutionieren und gleichzeitig die Behandlungskosten senken.
Und das geht so: Diagnostische Maschinen wie der Kernspintomograph oder der Computertomograph werden zusammen mit Hochgeschwindigkeitsrechnern zu Systemen weiter entwickelt, die während der Operation kontinuierlich dreidimensionale Bilder vom Operationsgeschehen liefern. Zusätzlich werden Roboter in das System eingefügt, die nach und nach die manuelle Arbeit des Operateurs übernehmen. Vorteil: Während die Hand des Chirurgen maximal ein Zehntel Millimeter genau arbeiten kann, führt der Roboter das Messer oder das Operationsbesteck zehn- bis hundertfach exakter. Die höhere Präzision mache komplizierte Operationen am Hirn des Menschen oder an seinem Rückenmark sicherer, für den Patienten verträglicher und senke außerdem die Dauer des nötigen Krankenhausaufenthalts. Unterm Strich, so Seibel, sei das besser für den Patienten und senke die Krankenbehandlungskosten. Seibel: „Auf diese Weise wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass auch in Zukunft hochqualitative Medizin für alle verfügbar ist und nicht nur für die, die zuzahlen können.“
Mit Neddermeyer als Professor für Computertechnik und dem Medizinprofessor Seibel verfügt die neue Firma nicht nur fachlich über Experten. Beide haben außerdem bereits Erfahrung als Geschäftsführer und Unternehmer. Zusätzlich kann das Unternehmen auf bereits drei Jahre gemeinsame Forschungserfahrung mit der „Harvard Medical School“ im US-amerikanischen Boston aufbauen. Die Pläne von Seibel und Neddermeyer erschienen dem nordrhein-westfälischen Ministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr jedenfalls so viel versprechend, dass Minister Ernst Schwanhold das neue Unternehmen im Rah-men der Wirtschaftsförderung mit 19 Millionen Mark unterstützt. Davon, so die Professoren, wird bis zum Ende des Jahres 2001 und damit bis zum Ende der Förderfrist zum größeren Teil in teures Gerät investiert.
Außerdem werden die Menschen bezahlt, die das Unternehmen Tecmedic auf den Weg bringen sollen. Mit dem Start haben die Geschäftsführer Seibel und Neddermeyer nämlich auch gleich rund 15 Mitarbeiter eingestellt, vor allem Ingenieure und Ingenieurinnen der Medizintechnik und der Informationstechnologie, die auf Tuchfühlung mit Forschung und Entwicklung der beteiligten Hochschulen arbeiten. Das bietet zusätzlich die Möglichkeit, Diplomstudenten und Doktoranden in die Entwicklungsarbeit einzubeziehen. Gleichzeitig soll die Verzahnung dafür sorgen, dass sich aus der Tecmedic-Keimzelle weitere Neugründungen und Ansiedlungen von Medizintechnikunternehmen ergeben. Seibel und Neddermeyer sind sich einig: „Wir wollen das nördliche und westliche Ruhrgebiet und darüber hinaus das Land Nordhrein-Westfalen zu einer Schwerpunktregion für innovative Medizintechnik und ihre wirtschaftliche Nutzung machen.“

Ihre Ansprechpartner für weitere Informationen:
Prof. Dr. Werner Neddermeyer, Fachbereich Informatik der Fachhochschule Gelsenkirchen, Telefon (0209) 9596-420 oder 9596-483 (Dekanatssekretari-at), Telefax (0209) 9596-838,
E-Mail werner.neddermeyer@informatik.fh-gelsenkirchen.de
Prof. Dr. Rainer Seibel, Mülheimer Radiologie-Institut der Universität Witten-Herdecke, Telefon (0208) 305-2602, Telefax (0208) 305-2600,
E-Mail seibel@mri.de

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Dr. Barbara Laaser (Pressestelle) idw

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