TU-Wissenschaftler entwickeln Logistik für Katastrophenfälle


In den letzten Jahren haben Anzahl und Ausmaß von Naturkatastrophen deutlich zugenommen. Die extremen Überschwemmungen der letzten Wochen in Europa und China sind nur ein Indiz für diese Entwicklung. Die gestiegene Bedrohung durch Naturkatastrophen zeigt sich auch in der kurzen zeitlichen Abfolge von verheerenden Erdbeben in Kobe 1995, Izmit 1999, Taiwan 1999 und Gujarat 2001. Der dadurch zusätzlich entstehende Bedarf an Ressourcen zur Katastrophenbewältigung erfordert einen immer effizienteren Einsatz der vorhandenen Kapazitäten. Entscheidende Optimierungspotenziale liegen hierbei in der Logistik.
Verfügen die Einsatzkräfte über eine gute und effektive Logistik, können die betroffenen Gebiete mit adäquaten Hilfskräften, passender Ausrüstung und den richtigen Hilfsgütern in kürzester Zeit versorgt werden. Dies hat entscheidenden Einfluss auf das Schadensausmaß und auf den Erfolg der Katastrophenbewältigung. In den meisten Fällen existiert jedoch vorab kein logistisches Modell, auf das die Katastrophenmanager im Ernstfall zurückgreifen können.
Die Untersuchung der logistischen Aktivitäten im Rahmen des Katastrophenmanagements ist Gegenstand des in Zusammenarbeit mit der Schweizer Kühne-Stiftung am Bereich Logistik der Technischen Universität Berlin unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Helmut Baumgarten durchgeführten Forschungsvorhabens „Entwicklung eines logistischen Referenzmodells für Katastrophenfälle“.
Ausgangspunkt der Untersuchungen sind die spezifischen Rahmenbedingungen, die den Charakter von Katastrophenfällen kennzeichnen. Hierzu zählt z.B. besonders die Unsicherheit hinsichtlich des Einsatzumfangs. Auch der Materialfluss läuft beim Ausbruch einer Katastrophe anders ab als in üblichen Transportketten. Dazu kommt in den meisten Fällen ein begrenzter und teilweise ungeklärter finanzieller Rahmen, der bei der Erstellung eines speziellen logistischen Katastrophenmodells berücksichtigt werden muss. Um unter diesen Einschränkungen schnell handeln zu können, müssen vorab Problemlösungsmöglichkeiten vorhanden sein, die bei Bedarf abgerufen werden können. In der Praxis ist dies meistens nicht der Fall. Verstärkt wird dieser Bedarf darüber hinaus durch die Einbeziehung und Koordination vielfältiger internationaler und nationaler Akteursgruppen und dadurch entstehende komplexe Informationsflüsse.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens werden diese Prozesse visualisiert und standardisiert. Die Logistiker von der TU Berlin entwickeln in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen, die in der Katastrophenbewältigung involviert sind, ein Referenzmodell, das besonders für Logistikmanager verschiedener nationaler und internationaler
Hilfsorganisationen hilfreich sein wird. Hierdurch werden Methoden und Instrumente bereitgestellt, die eine den Anforderungen entsprechende Gestaltung der logistischen Strukturen ermöglicht. Dazu zählt beispielsweise die Standortplanung der Depots zur Versorgung der betroffenen Bevölkerung mit lebensnotwendigen Hilfsgütern.

Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten werden im Rahmen von Workshops mit internationaler Beteiligung Anfang nächsten Jahres vorgestellt und diskutiert.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Philippe Turfingki, Institut für Technologie und Management, Bereich Logistik, TU Berlin, Tel.: 030/314-22877, E-Mail: tufinkgi@logistik.tu-berlin.de

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Ramona Ehret idw

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