Urheberschutz im Internet: CoSee findet wasserzeichenmarkierte Medien

Die CoSee GmbH sucht ab sofort im Kundenauftrag nach Urheberrechtsverletzungen im Internet. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie haben die Firma gegründet und das in Darmstadt entwickelte „MediaSearch Framework“ lizenziert und weiterentwickelt. Damit können Unternehmen automatisiert nach digitalen Musikdateien, Hörbüchern, Videos oder e-Books suchen, die im Internet verbreitet werden – vorausgesetzt, die Multimedia-Daten sind mit digitalen Wasserzeichen markiert.

„Diese Wasserzeichen sind seit Jahren im Markt erprobt, sicher, einfach einzubringen und im Gegensatz zu DRM-Kopierschutztechniken kundenfreundlich“, so Patrick Wolf, Geschäftsführer von CoSee. „Weil sie aber nur einen passiven Schutz bieten, braucht es eine aktive Suche nach diesen Daten auf Tauschbörsen oder Internetplattformen wie YouTube. Sonst haben Wasserzeichen keine Wirkung.“ Von Hand wäre dies natürlich viel zu aufwändig – deshalb hat das Gründerteam einen speziellen Suchdienst entwickelt.

Die Grundlagen des MediaSearch Framework wurden von CoSee-Gesellschafter Konstantin Diener im Rahmen seiner Masterarbeit bei Fraunhofer entwickelt. Dort forscht seit Jahren der dritte CoSee-Gesellschafter Dr.-Ing. Martin Steinebach, Schöpfer der Fraunhofer-Container-Technologie. Mit Container-Wasserzeichen lassen sich große Datenmengen kostengünstig und ohne merkliche Zeitverzögerung mit Wasserzeicheninformationen markieren. So können zum Beispiel beim Kauf in einem Online-Shop während des Downloads Informationen über Kauf bzw. Käufer eingebettet werden.

„Freilich“, so betont Wolf, „suchen wir auch nach Wasserzeichen anderer Hersteller, falls unsere Kunden solche bereits nutzen.“ Digitale Wasserzeichen generell sind auch nach Meinung unabhängiger Fachleute in der Praxis nicht zu entfernen, ohne die Qualität der Trägerdatei so zu schädigen, dass sie praktisch unbrauchbar wird. Dann ist das Produkt jedoch auch uninteressant für illegale Nutzer, richtet also keinen wirtschaftlichen Schaden mehr an.

Was Lieschen Müller findet, finden wir auch

Das MediaSearch Framework ahmt den menschlichen Benutzer nach, indem es sich mit wechselnden IP-Adressen aus den Adressräumen ganz normaler Internet-Zugangsprovider einwählt. Das Framework verhält sich bei der automatisierten Suche nach digitalen Medien also wie ein Mensch – „was Lieschen Müller findet und herunterlädt, finden wir auch“, das hat Wolf tausendfach erprobt. „Exotische Verstecke von illegalen Dateien könnten uns entgehen“, sagt Wolf, „aber die sind ohnehin wirtschaftlich irrelevant – die findet auch der normale Benutzer nicht.“ Und wollten Internet-Anbieter IP-Adressen blockieren, würden also auch Tausende menschliche Nutzer von den illegal angebotenen Daten ferngehalten – nicht die schlechteste Alternative für den Inhaber der Rechte an den geschützten Werken.

Überhaupt geht es den Darmstädter Unternehmensgründern um einen ausgewogenen, maßvollen Umgang mit Eigentumsrechten in der digitalen Gesellschaft. Kritisch sieht Wasserzeichen-Forscher Steinebach insbesondere DRM-Systeme, Methoden zum „Digital Rights Management“, die Multimediadateien an bestimmte Endgeräte binden. Denn solche Systeme können dazu führen, dass man selbst legal erworbene und auf CD gebrannte Musikstücke nicht auf jedem Player, z.B. im Auto, hören kann. Und auch manch Betreiber von Online-Portalen, der in der Vergangenheit auf DRM gesetzt hat, sei heute nicht mehr glücklich mit der teuren, serviceaufwändigen und kundenunfreundlichen Technik, die im Tagesgeschäft immer wieder zu Verärgerung führe.

Wasserzeichen statt Kopierschutz

„Hier sind die digitalen Wasserzeichen eine echte Alternative“, so Steinebach. „Der ehrliche Kunde kann seine gekauften Daten auf jedem beliebigen Gerät ohne technische Probleme und ohne Qualitätsverlust abspielen und speichern, er kann sogar Kopien auf CD oder USB-Sticks herstellen. Aber wer unehrlich ist und die Dateien an andere weitergibt, kann Probleme bekommen. Denn wenn die Dateien letztendlich auf Tauschbörsen landen, können sie dort gefunden und mit Hilfe des Wasserzeichens dem ursprünglichen Käufer zugeordnet werden.“ Vollständig ist die Abschreckungswirkung der Wasserzeichen erst mit einem automatisierten Suchverfahren, wie es CoSee jetzt anbietet.

„Wie unsere Kunden letztlich mit den Suchergebnissen umgehen, bleibt ihnen überlassen. Sie sind aber nicht mehr gezwungen, die Staatsgewalt einzuschalten, um z.B. die Herausgabe von IP-Adressen von Piraten zu erzwingen. Sie können über das schon beim ursprünglichen legalen Kauf eingebettete und wiedergefundene Wasserzeichen den untreuen Kunden gezielt direkt ansprechen“, so Wolf. Ob dies nun eine Abmahnung, eine Ermahnung, eine Schadensersatzforderung oder eine Strafanzeige sei – das bleibe dem Verkäufer überlassen. Juristischer Beistand ist aber eingeplant. „Als Partner haben wir von vorneherein eine Darmstädter Anwaltskanzlei mit Erfahrung im Medienrecht gefunden, an die wir unsere Kunden gerne weitervermitteln. Dennoch ist unser Kunde natürlich völlig frei, ganz ohne Anwalt oder mit einem anderen Anwalt seiner Wahl zu arbeiten.“

Zukunftssichere Technologie und Geschäftsmodell

Die CoSee-Gründer sind sicher, dass die Suchtechnologie zukunftssicher ist – schließlich ist das Wasserzeichen untrennbarer Teil des geschützten Werks. Solange man auf das Werk zugreifen kann, solange kann man auch das Wasserzeichen auslesen – egal, ob das geschützte Werk in einer klassischen Tauschbörse, bei Rapidshare, BitBlinder oder im StealthNet gefunden wird. Auch das Geschäftsmodell, so Wolf, berge noch einiges Potenzial – „natürlich kann man mit dem MediaSearch Framework auch wasserzeichenimprägnierte Bilder aus Online-Katalogen finden, die Fälscher physischer Produkte – Schuhe, Handtaschen, Textilien, Medikamente, Werkzeuge oder was auch immer – mit Vorliebe in ihren Verkaufsportalen einsetzen, um Authentizität vorzutäuschen und eigene Produktionskosten zu sparen.“ Damit kann man dann noch nicht unbedingt den Produktfälscher dingfest machen, aber man weiß immerhin, wo die Plagiate angeboten werden und kann versuchen, dagegen vorzugehen. Andere Dienstleistungen, die angeboten werden, sind zum Beispiel Marktstudien zur Effizienzbewertung von viralem Marketing – so lassen sich preisgünstig die Verbreitungswege kostenlos verteilter Musikstücke oder Videos nachvollziehen.

Wasserzeichen – unhörbar, unsichtbar

Die Wasserzeichen-Technologie des Fraunhofer SIT für Hörbücher und Musikstücke basiert auf nicht hörbaren Differenzen bei Lautstärke und Tonhöhe, die vom menschlichen Ohr nicht wahrgenommen und ohne Kenntnis des Einbettungsalgorithmus und des Wasserzeichencodes auch mit Computerhilfe nicht festgestellt werden können – und was nicht messbar ist, kann auch nicht zielgerichtet entfernt werden. Eingebettete Wasserzeichen verschlechtern nicht die hörbare Tonqualität. Entsprechende Wasserzeichen-Versionen für Bilder und Videos sind ebenfalls verfügbar.

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