Seilbahnschäden automatisch aufspüren

Bergbahnen, Fahrstühle, Baukräne und Hängebrücken – sie alle werden meist von Seilen gehalten. Dass diese den enormen Belastungen standhalten, liegt nicht zuletzt an den strengen Kontrollauflagen. In regelmäßigen Abständen müssen die Drahtseile auf äußerliche Schäden untersucht werden.

Bis jetzt geschieht das mit dem bloßen Auge vor Ort. Bei kilometerlangen Seilen erfordert das eine Menge Konzentration vom Prüfer. In die Routine können sich da leicht Fehler einschleichen. Das könnte sich jedoch bald ändern, denn Informatiker der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben nun erstmals ein System entwickelt, das Seilschäden automatisch erkennt.

„Mit unserem System können wir fehlerhafte Stellen relativ gut lokal eingrenzen“, sagt Esther Platzer. Sie arbeitet im Rahmen ihrer Promotion an dem Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Jena und Stuttgart, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in den letzten zwei Jahren gefördert wurde. „Mittlerweile erkennt das System 90 Prozent der Defekte“, so die Informatikerin weiter. Um dieses Ziel zu erreichen, schlugen die Wissenschaftler einen eher ungewöhnlichen Weg ein: Sie haben dem Programm nicht beigebracht, wie Fehler, sondern wie intakte Seile aussehen. „Markiert werden nur die Bereiche, die von dieser Norm abweichen“ erläutert Projektleiter Prof. Dr. Joachim Denzler von der Universität Jena. In der Praxis könnten solche Stellen dann gezielt vom Prüfpersonal untersucht werden. Das würde nicht nur Zeit sparen, sondern wäre auch sicherer, als die bisherige Sichtprüfung. „In Feldversuchen hat unser Programm sogar schon Fehler entdeckt, die ein Experte übersehen hat“, so Esther Platzer stolz.

Ihr Ziel ist es, das System weiter zu optimieren. „Vielleicht können wir die Defekte bald noch genauer aufspüren“, äußert sie optimistisch. Dafür wollen die Jenaer Wissenschaftler ihr System erweitern und eine Technik entwickeln, mit der sie Seile zusätzlich dreidimensional vermessen können. „Dadurch könnten wir Parameter wie den Durchmesser gezielt über den kompletten Seilverlauf hinweg überwachen und leichter Aussagen über Veränderungen des Seils machen“, so Prof. Denzler, der dafür eine weitere Förderung beantragen will.

Bereits jetzt ist die Fachwelt von dem neuen Forschungsansatz zur automatischen Fehlererkennung begeistert. Bald könnte das System standardmäßig zur Kontrolle von Seilbahnen oder Fahrstühlen eingesetzt werden.

Die Forschungsergebnisse der Jenaer Informatiker werden auch während der Tagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Mustererkennung, die vom 9. bis 11. September in Jena stattfindet, vorgestellt.

Kontakt:
Prof. Dr. Joachim Denzler / Dipl.-Inf. Esther Platzer
Institut für Informatik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 2, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 946420 oder 946424
E-Mail: denzler[at]informatik.uni-jena.de / esther.platzer[at]uni-jena.de

Media Contact

Manuela Heberer idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer