Neues Drehbuch für den „inneren Film“ beim Lesen?

Filme, Videos, Internet und die technischen Möglichkeiten, die auf diesem Gebiet immer weiter fortschreiten, prägen unsere Wahrnehmung auch beim Lesen. Durch die veränderten technischen Möglichkeiten der Sichtbarmachung entsteht eine neue visuelle Kultur.

Auch in der Literatur ändern sich im Laufe der Zeit die Darstellungsweisen und der visuelle beziehungsweise visualisierbare Anteil. Mit den verschiedenen Aspekten der Interaktion zwischen Literatur und visueller Kultur beschäftigt sich ein Wissenschaftlerteam vom Institut für Literaturwissenschaft der Universität Stuttgart. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Forschungsprojekt „Short Story Space: Raumentwurf und Raumerfahrung im kurzen Erzählen“ der Lehrstuhlinhaberin für Neuere Englische Literatur (NEL), Prof. Renate Brosch.

Bei der Frage, welchen Beitrag die Literatur zur visuellen Kultur liefert, wie und was sie sichtbar macht, arbeitet der Lehrstuhl NEL interdisziplinär in diversen Forschungsverbünden. Bei den Stuttgarter Wissenschaftlerinnen stehen der Leser und seine Lektüre im Fokus des Interesses – wie wirken zum Beispiel Beschreibungen, Orte der Handlung (Setting) und Figurenwahrnehmung auf den Leser? Welche Art von „Bildern“ entstehen dabei in seinem Kopf und wodurch wird dieser „innere Film“ geprägt?

Mit der allgemeinen technischen Entwicklung und den optischen Neuerungen geht eine Veränderung des Sehens einher. Zudem tragen unsere kulturell geprägten Erfahrungen ihren Teil dazu bei, was und wie wir erkennen und wahrnehmen. So haben das erste Röntgenbild oder etwa der Blick vom Weltraum auf die Erde unsere Wahrnehmung und das Nachdenken über (Un)Sichtbarkeiten nachhaltig verändert. Dies wirkt sich auch auf die Darstellungsformen in der Literatur aus. Wenn Arthur Conan Doyle seinen großen Sherlock Holmes um 1900 die Lupe zücken lässt, so verbindet sich mit diesem Glauben an Beobachtbarkeit und Sichtbarkeit auch eine konventionellobjektive Erzählhaltung.

Auch Mobilität, interaktive Medien sowie die globale Migration beeinflussen die Wahrnehmung vor allem in Bezug auf fremde Kulturen, mit oft machtpolitischen Auswirkungen. Zum Beispiel wandelte sich der hegemoniale „koloniale Blick“ eines Rudyard Kipling (Das Dschungelbuch, Kim) zu einer postkolonialen „double vision“ bei Salman Rushdie (Mitternachtskinder, Die satanischen Verse). Die (inter)kulturelle Funktion von Texten, die mit der zunehmenden Globalisierung an Bedeutung gewinnt, ist ein Forschungsschwerpunkt des Projekts in der NEL. Zudem beschäftigen sich die Wissenschaftlerinnen mit der räumlichen Bewegung und der Darstellung und Vermittlung der räumlichen Dimension in der englischsprachigen Literatur. Räume – oder Settings – und die Raumwahrnehmung sind deshalb besonders wichtig, weil sie die Schnittstelle zwischen der Wahrnehmung im Text und der Visualisierung im Leseprozess bilden.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts von Renate Brosch sollen unter anderem zur Erstellung einer literarischen Landkarte des anglophonen kurzen Erzählens genutzt werden, die den Einfluss postkolonialer beziehungsweise transnationaler Thematiken darstellt.

Ansprechpartner: Prof. Renate Brosch, NEL, Tel. 0711/685-83101, e-mail: renate.brosch@ilw.uni-stuttgart.de; Ronja Tripp, Institut für Literaturwissenschaften, Tel. 0711/685-83097,

e-mail: ronja.tripp@ilw.uni-stuttgart.de

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Andrea Mayer-Grenu idw

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