Neue Visualisierungstechniken für die Patentrecherche – Auf der Suche nach dem Patentrezept

Aktuelle öffentlich zugängliche Patentdatenbanken umfassen weltweit mehr als 60 Millionen Patentdokumente, von denen rund 6,7 Millionen derzeit in Kraft sind. Die Zahl von Patentneuanmeldungen nimmt weiter stark zu, insbesondere im asiatischen Raum.

Neben Firmen und den Patentämtern wird der Zugriff auf Patentdaten auch für Forschung und Entwicklung immer wichtiger. Doch allein die große Anzahl und zudem die Besonderheiten der Patentdomäne erschweren die Recherche. Im Rahmen des EU-Projekts „PatExpert“ hat das Institut für Visualisierung und Interaktive Systeme (VIS) der Universität Stuttgart in Zusammenarbeit mit weiteren europäischen Partnern, unter anderem dem Europäischen Patentamt, neue Visualisierungs- und Interaktionstechniken entwickelt, um Patentexperten und Laien die Recherche zu erleichtern.

Mit der großen Anzahl der nicht oder nicht mehr gültigen Patente steht ein enormer Schatz an technischem Wissen zur Verfügung, der weltweit genutzt werden kann. Doch obwohl Patentdokumente mit einer Vielzahl an Zusatzinformationen in Datenbanken abgespeichert sind, gestaltet sich insbesondere die Suche nach den „richtigen“ Patentinformationen schwierig. Der Einsatz von Such- und Recherchestrategien, wie sie für das Internet zu Verfügung stehen, wird durch Besonderheiten der Patentinhalte, die sowohl Texte als auch Abbildungen umfassen, erschwert. Zudem sind die Ansprüche an die Suche nach Patentdokumenten deutlich größer als bei der Websuche. Diesen Analyseprozess durch den Einsatz von geeigneten Visualisierungsmethoden zu verbessern und zu beschleunigen war eines der Ziele des erfolgreich abgeschlossenen Projekts PatExpert.

Das vom Institut für Visualisierung und Interaktive Systeme der Universität Stuttgart im Rahmen des Projekts entwickelte, webbasierte Visualisierungswerkzeug PatViz erlaubt es unter anderem, die Ergebnisse einer Patentsuchanfrage in unterschiedlichen Ansichten gleichzeitig darzustellen. Zudem können Anwender direkt mit diesen Visualisierungen interagieren, um beispielsweise bestimmte Aspekte innerhalb der Suchergebnisse näher zu untersuchen oder Filterungen vorzunehmen. Insgesamt werden mit PatViz momentan vier unterschiedliche Suchtechniken unterstützt, die sich in einer Suchanfrage kombinieren lassen. Hierzu gehören die Freitextsuche, die Suche nach bibliografischen Daten, eine semantische Suche sowie eine Bildähnlichkeitssuche.

Im Rahmen des seit Anfang 2009 laufenden Schwerpunktprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Scalable Visual Analytics“ treibt das Institut für Visualisierung und Interaktive Systeme in Zusammenarbeit mit dem Institut für Maschinelle Sprachverarbeitung (IMS) der Universität Stuttgart die Forschung an neuen Visualisierungstechniken für den Patentbereich weiter voran. Unter Nutzung der in PatExpert gewonnen Erkenntnisse richtet sich dabei der wissenschaftliche Fokus auf Patent-Klassifikationsprobleme und deren Kombination mit Verfahren der Natürlichen Sprachverarbeitung (NLP).

Ansprechpartner: Dipl.-Inf. Steffen Koch, Institut für Visualisierung und Interaktive Systeme der Universität Stuttgart (VIS),

Tel. 0711/7816-289, e-mail: Steffen.Koch@vis.uni-stuttgart.de.

Media Contact

Ursula Zitzler idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-stuttgart.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer