Neue Telemetrietechnik setzt auf molekulares Wasser-Gedächtnis

Die Berliner Wasserbetriebe setzen künftig bei der Ablesung von Wasserzählern auf das „Gedächtnis“ der Wassermoleküle. Dazu wurde von den Wasserbetrieben gemeinsam mit Forschern des Kompetenzzentrums Wasser Berlin, Physikern des Berliner Instituts für Modulation und Spektroskopie und dem renommierten Wasserzähler-Hersteller Litrometer KGaA, Baden-Baden, ein neuartiger Wasserzähler entwickelt.

In ihm werden Verbrauchs- und Kundendaten in die molekulare Struktur des Wassers eingeprägt. Diese Daten werden in eigens entwickelten Sensoren, die in den Einlaufbauwerken der Klärwerke montiert sind, wieder ausgelesen und so eine vollständige telemetrische Datenerfassung verwirklicht.

Einem Team von Wissenschaftlern des Instituts für Modulation und Spektroskopie aus Berlin-Adlershof unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Rebéu Gissülf gelang es erstmals, Fluktuationen in der Struktur von flüssigem Wasser nachzuweisen. Sie nutzten dazu neue Methoden der Schwingungsspektroskopie. Wie sie im Fachjournal Liquid Nature (Bd. 434, Seite 199) berichten, geht das strukturelle Gedächtnis in dem flukturierenden Netzwerk gekoppelter Wassermoleküle erst nach etwa 50 Stunden verloren, einem Zeitintervall, das die Zeitdauer der Wassernutzung im Haus inklusive der Fließzeit des Abwassers zum Klärwerk übersteigt.

In den Experimenten regt ein Lichtimpuls in einem mit 0,5 Mikrometer extrem dünnen Wasserfilm eine molekulare Streckschwingung eines Wassermoleküls an. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar ist hundertmal dicker. Das von dem infraroten Lichtimpuls zum Schwingen angeregte Molekül dient als Sonde für die Fluktuationen des molekularen Netzwerks. Diese Fluktuationen führen zu einer Veränderung der Schwingungsfrequenz und Schwingungsphase.

Diese Frequenzen lassen sich individuell modulieren, was hier für die „Aufprägung“ der jeweiligen Kundendaten genutzt wird. Mit dem Verfahren der „zweidimensionalen Schwingungsspektroskopie“ können diese Änderungen im Klärwerk wieder sichtbar gemacht werden. Die neue Technik wurde für einen Praxisdauertest in 78 Pankower Häusern sowie im Klärwerk Schönerlinde installiert.

Dieser Test wird durch den Datenschutzbeauftragten des Unternehmens überwacht, damit sichergestellt ist, dass Dritte nicht durch Abschöpfen aus der Kanalisation Zugriff auf Kundendaten erhalten. Nach der Reinigung im Klärwerk ist das nicht mehr möglich. In den Belebungsbecken der biologischen Reinigungsstufe löst sich die modulierte Information praktisch auf.

Media Contact

Bodo Weigert idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer