Navi-Zukunft: Fahren mit Fingerspitzengefühl

Wenn es nach Forschern der University of Utah geht, werden Autolenker in Zukunft mit mehr Fingerspitzengefühl agieren. Das Team setzt auf taktile Systeme am Lenkrad, um die Information eines Navigationssystems über die Haut an den Fahrer zu übertragen.

Dadurch bekommen Lenker den Hinweis zum Abbiegen auch dann mit, wenn sie durch ein Handygespräch akustische Signale nicht mehr registrieren, so das Ergebnis eines Tests.

Vom Lenkrad-Feedback profitieren aber nicht nur Dauertelefonierer oder Schwerhörige. „Man kann nicht gleichzeitig auf eine grafische Displayanzeige und durch die Windschutzscheibe schauen“, sagt David Strayer, Psychologieprofessor an der University of Utah. Wenn Lenker Navi-Informationen an den Fingern spüren, kann das allgemein die Verkehrssicherheit fördern, ist das Team überzeugt.

Wer nicht hören kann, muss fühlen

Um Navi-Informationen fühlbar zu machen, werden am Lenkrad Geräte befestigt, die William Provancher, Assistenzprofessor für Maschinenbau an der University of Utah, entwickelt hat. Sie enthalten einen Trackpoint, wie er in manchen Notebooks als Steuergerät zum Einsatz kommt. Beim Navi-Hilfsmittel ruhen die Zeigefinger des Lenkers einfach auf dem Mini-Joystick. Wenn das Navigationsgerät nun anzeigt, dass der Fahrer abbiegen soll, bewegen sich die Trackpoints in die entsprechende Richtung. Der Autolenker spürt dadurch einen leichten Zug an der Haut der Fingerspitzen.

In einem Simulator-Experiment hat das Team untersucht, wie gut dieser Ansatz die Stimmausgabe von Navis ergänzt. Die Probanden mussten während der Simulator-Fahrt telefonieren. Bei gut einem Viertel der Testläufe haben die Lenker nicht mehr korrekt auf akustische Aufforderungen zum Spurwechsel reagiert. Mit dem taktilen System dagegen lag die Trefferquote bei 98 Prozent und somit auf dem gleichen Niveau wie bei Fahrern, die nicht durch ein Gespräch abgelenkt waren. Daher sind die Forscher überzeugt, dass auch Gehörlose von dem System profitieren würden.

Neuer Informationskanal

Den Wissenschaftlern zufolge hat der taktile Ansatz generell große Bedeutung. „Dieses taktile Gerät bietet dem Lenker zusätzliche Information, ohne ihn abzulenken“, erklärt Strayer. Denn der Autofahrer muss so seinen Blick nicht von der Straße abschweifen lassen und kann sich auch voll auf akustische Warnsignale wie Sirenen oder Hupen konzentrieren. Das Erschließen des Tastsinns als zusätzlichen Kommunikationskanal kann also für mehr Sicherheit im Verkehr sorgen.

Bei entsprechendem Interesse seitens der Automobilindustrie kann das taktile Informationssystem schon in drei bis fünf Jahren zur Ausstattung von Serienfahrzeugen gehören, so Provancher. Das könne beispielsweise auch den Umgang mit Music-Playern im Fahrzeug erleichtern.

Media Contact

Thomas Pichler pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://utah.edu

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