Interkonnektivität: Wie passen Verkehrssysteme zusammen?

Eine Testerin im Altersanzug<br>Foto: HdM Stuttgart<br>

Richtungweisend und weitreichend: Das sind die Ansprüche, die Informationsdesigner an die von ihnen entwickelten Produkte und Informationsdarstellungen stellen. Im Zeitalter der Globalisierung sind Flugreisen für einen großen Teil der Bevölkerung selbstverständlich geworden und die Ansprüche an Leitsysteme haben sich verändert.

Die neue Herausforderung heißt „Interkonnektivität“, das optimale Zusammenspiel von regionalen Verkehrssystemen, wie zum Beispiel U-Bahnen, Bussen oder Taxen mit dem überregionalen und internationalen Verkehrssystem Flughafen. Damit beschäftigen sich derzeit Wissenschaftler in dem europäischen Forschungsprojekt IC-IC, kurz für „Enhancing interconnectivity of short and long distance transport networks through passenger focused interlinked information-connectivity“, an dem die Hochschule der Medien (HdM) zu einem großen Anteil beteiligt ist.

Gemeinsam mit Flughäfen, Verkehrsverbünden und Fluggesellschaften entwickeln Professoren und Studierende des Studienganges Informationsdesign der HdM ein „Information Connectivity System“ (ICS). Durch eine interaktive Schnittstelle zwischen regionalen und überregionalen Verkehrsmitteln sollen Passagiere auf ihrer Reise unterstützt werden. Wege sollen leichter und schneller gefunden werden, Unsicherheiten im Reiseablauf abgebaut und das Reiseerlebnis verbessert werden. Das 36-monatige Forschungsprojekt ist im Februar 2011 gestartet. „Es bietet der Hochschule die Möglichkeit, Standards im noch relativ unerforschten Bereich der ICS an Flughäfen zu setzen. Dabei verschmelzen Forschung und Lehre“, erläutert Professor Ralph Tille, Leiter der Gestaltungsarbeiten im Projekt.

Das Projekt ist in verschiedene Phasen und Aufgabebereiche unterteilt. Feldstudien, Nutzer- und Nutzungskontextanalysen werden durchgeführt und aus den gewonnenen Daten Konzepte für ein ICS entwickelt. Studierende werden in Lehrveranstaltungen an diesen Aktivitäten mit beteiligt. Durch die Analyse der Nutzungssituationen und die wissenschaftliche Herangehensweise ist es möglich, Anforderungen an das System genau zu definieren und diese dann im Entwicklungsprozess zu berücksichtigen. Dazu werden Gewohnheiten und Organisationsstrukturen der Reisenden herangezogen und bewertet. „Auch eventuell vorliegende Handicaps werden einbezogen und berücksichtigt. Ältere Menschen sind oft nicht nur in ihrer Sehkraft eingeschränkt, auch viele Bewegungsabläufe funktionieren langsamer und sind in ihrem Ablauf eingeschränkt“, berichtet Kilian Jäger, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Organisator des Standes der HdM am World Usability Day 2011.

In genau diese Situation müssen sich Forscher und Gestalter einfühlen. Dafür bietet sich der Einsatz des „Age Simulation Suits“ an. Der Anzug, mit dem sich Seh- und Hörschwächen, Bewegungseinschränkungen und Übergewicht simulieren lassen, wird am WorldUsabilityDay 2011 von den Studierenden des Studienganges Informationsdesign präsentiert. Besucher sind eingeladen, für kurze Zeit in die Haut ihres 30 Jahre älteren Ichs zu schlüpfen und so den Blickwinkel zu ändern. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse fließen unmittelbar in den Entwicklungsprozess ein. Diese Herangehensweise führt zu Problemstellungen, für die im Rahmen des Projektes Lösungen gesucht werden. Denn häufig stellt sich die Frage, wie Reisende diese Technologien überhaupt nutzen können. „Die Gestaltung einer Benutzungsschnittstelle wird schnell zum Entwurf eines gesamten Produktkonzeptes. Hier ist die konzeptuelle Kreativität des Designers gefragt“, erklärt Prof. Dr. Michael Burmester, Leiter der empirischen Studien.

Kontakt:
Prof. Dr. Michael Burmester, Killian Jäger
Studiengang Informationsdesign
Telefon: 0711 25706 101, 0711 8923 3504
E-Mail: burmester@hdm-stuttgart.de, jaegerk@hdm-stuttgart.de

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Kerstin Lauer idw

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