Hingehört: Kieler Gründer blenden Umgebungsgeräusche aus

Sprachsignale werden über Mikrofone im Innenraum eines Autos aufgenommen, in Echtzeit aufbereitet und verstärkt über Lautsprecher ausgegeben. Copyright: sonoware

Die vier Gründer Christian Lüke, Stephan Senkbeil, Merikan Koyun und Jochen Withopf haben aus der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) heraus ihr eigenes Unternehmen, die sonoware GmbH, gegründet. Für die Umsetzung ihres Gründungsvorhabens haben sie sich bereits 2015 mit Unterstützung des Zentrums für Entrepreneurship (ZfE) der CAU erfolgreich um eine Förderung aus dem EXIST-Forschungstransfer-Programm (Phase I) des Bundes beworben.

Für die Entwicklung ihrer Software erhielten sie damals eine halbe Millionen Euro. Den Kielern ist es jetzt erneut gelungen, die EXIST-Jury vom Potenzial ihrer Idee zu überzeugen. Mit Hilfe der EXIST-Förderung (Phase II) in Höhe von 180.000 Euro können sie ihren Prototypen bis zur Marktreife bringen. Ihr Produkt: Eine Software, die eine wesentlich bessere Kommunikation im Innenraum eines Autos ermöglicht.

Moderne Autos können vieles, sofern sie aber Verbrennungsmotoren haben, wird immer ein Motorengeräusch zu hören sein. Dazu kommen ein laufendes Radio, lauter Straßenbelag oder Navigationsansagen. Alles in allem kann so bei einer normalen Autofahrt eine Geräuschkulisse entstehen, mit der wir uns im Alltag abgefunden haben.

Gespräche können da mühsam sein. Diesem Problem haben sich die sonoware-Gründer gewidmet. Ihre Software kann gesprochene Sprache verstärkt ausgeben und das mit bis zu 20 Dezibel lauter als die Konkurrenz. Umgebungsgeräusche werden dabei herausgefiltert, andere Audioquellen können während des Gesprächs gedämpft werden. „Unsere Software macht eine digital gestützte Innenraum-Kommunikation erst möglich“, ist sich der Physiker Christian Lüke sicher.

Neben verschiedenen Herausforderungen bei der Programmierarbeit konnten die vier Experten für Audio- und Sprachsignalverarbeitung zwei besonders wichtige Hürden nehmen: Die Software ermöglicht es, in Echtzeit mit nicht wahrnehmbarer Verzögerung gesprochene Sprache vom Rücksitz zu den Vordersitzen zu übertragen und umgekehrt. Das ist in einem kleinen Raum wie dem Innenraum eines Autos sehr wichtig, denn man kann den Sprechenden immer noch selbst hören und eine Übertragung muss mit der Schallgeschwindigkeit mithalten können. Eine weitere Herausforderung, die die vier gemeistert haben, ist die Rückkopplungskontrolle. Auch dieses Problem kommt in einem kleinen Raum häufiger vor. Mikrofon und Lautsprecher sind nahe beieinander und dürfen sich nicht gegenseitig stören.

„Wir fühlen uns mit unserer Software dort wohl, wo es laut ist“, betonen Christian Lüke und Wirtschaftsingenieur Stephan Senkbeil. Als nächstes wollen die vier gleichberechtigten Geschäftsführer mit Zulieferern der Autoindustrie ins Geschäft kommen. Das Ziel: „Wenn wir in Audio-Pakete für Neuwagen integriert werden, können Autokäufer unsere Innenraum-Kommunikation künftig einfach mitbuchen“, erklärt Senkbeil. Dabei setzt das Team auf individuelle Lösungen.

„Jeder Hersteller arbeitet mit unterschiedlichen Prozessoren, hat andere Betriebssysteme und andere Hardware. Auf allen Systemen soll die Softwarelösung problemlos laufen. Wir sind in der Lage, auf individuelle Kundenwünsche einzugehen und können die Programmierung an jedes Modell anpassen“, ergänzt Lüke. Individueller Service gepaart mit professioneller Programmierung, dafür stehe ihre Marke.

Ihr Handwerk gelernt haben die Gründer am Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik der Technischen Fakultät der CAU. Mit der Arbeitsgruppe Digitale Signalverarbeitung und Systemtheorie um Professor Gerhard Schmidt sind sie auch weiterhin eng verbunden. Christian Lüke und Stephan Senkbeil arbeiteten hier als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Jochen Withopf schreibt an seiner Doktorarbeit und Merikan Koyun hat hier seine Masterarbeit angefertigt.

Nicht nur auf die Unterstützung ihres Professors können sich die vier verlassen. Ein Masterstudent und zwei wissenschaftliche Hilfskräfte verstärken zurzeit das sonoware-Team. Die Studierenden können so Praxiserfahrung in einem Unternehmen sammeln und unterstützen gleichzeitig die Entwicklung weiterer Software-Anwendungen. So konnte sich die junge Firma bereits an geräuschunterdrückenden Kopfhörern (Active Noice Cancelling) beweisen und erarbeitet Möglichkeiten, die Kommunikation in Operationssälen zu verbessern.

„Wir sind offen dafür, welche Anwendungen sich noch für unsere Software ergeben“, betont Lüke. Fest stehe allerdings für alle: „Wir bleiben in Kiel. Der Kontakt zur aktuellen Forschung und zu potenziellen Arbeitskräften aus der Signalverarbeitung ist für uns ideal.“

Bilder stehen zum Download bereit:
http://www.uni-kiel.de/download/pm/2017/2017-057-1.jpg
Das Gründerteam der sonoware GmbH (von links): Merikan Koyun, Christian Lüke, Stephan Senkbeil und Jochen Withopf.
Copyright: sonoware

http://www.uni-kiel.de/download/pm/2017/2017-057-2.png
Sprachsignale werden über Mikrofone im Innenraum eines Autos aufgenommen, in Echtzeit aufbereitet und verstärkt über Lautsprecher ausgegeben.
Copyright: sonoware

Kontakt:
Sonoware GmbH
Telefon: 0431/5606 710
E-Mail: kontakt@sonoware.de

Das sonoware-Team wurde unter anderem durch das Zentrum für Entrepreneurship an der Kieler Universität unterstützt: www.zfe.uni-kiel.de. Ihre Gründungsidee werden Christian Lüke, Stephan Senkbeil, Merikan Koyun und Jochen Withopf auch auf dem Messestand der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel während der Hannover Messe 2017 vorstellen: www.uni-kiel.de/hannovermesse.

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
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