Handys werden Lippenlese-Hilfe

Forscher am Massachusetts Institute of Technology (MIT) arbeiten an einer Software zur Unterstützung von Gehörlosen beim Lippenlesen.

Sie wandelt Schallwellen mithilfe eines taktilen Geräts in fühlbare Vibrationen um, die es erleichtern, rein optisch schwer unterscheidbare Laute auseinander zu halten. Solch eine technische Hilfe wäre deutlich billiger als eine Hörprothese in Form eines Cochlea-Implantats.

Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Team hofft, seine Software für Handys umzusetzen. „Jeder, der ein Smartphone besitzt, hat bereits viele zum Ausführen des Programms erforderliche Ressourcen“, so Projektmitarbeiter Ted Moallem. Dazu zählen das Mikrophon, die Möglichkeit zur digitalen Signalverarbeitung sowie ein einfaches Vibrationssystem.

Beim Lippenlesen sind bestimmte Konsonanten wie „p“ und „b“ kaum voneinander zu unterscheiden. Ein taktiles Gerät hilft dieses Problem zu lösen, indem es solche sprachlichen Nuancen in fühlbare Vibrationen übersetzt. Ein Vorteil eines taktilen Hilfsgeräts wäre laut Moallem, dass Gehörlose zwanglosen Unterhaltungen leichter folgen könnten, ohne sich all zu intensiv aufs Lippenlesen konzentrieren zu müssen.

Zwar kommen laut MIT-Projektleiterin Charlotte Reed seit Jahrzehnten taktile Hilfen zum Einsatz, doch hoffe man, mithilfe verbesserter akustischer Signalverarbeitungssysteme taktile Hinweise zu bieten, die speziell als Lippenlese-Hilfe geeignet sind. Mit einem Laborgerät, das klar unterscheidbare Vibrationsmuster an drei Finger schickt, wurde in einer ersten Studie untersucht, wie gut Gehörlose solche Vibrationen interpretieren können.

Langfristig hoffen die Forscher eine Software zu entwickeln, die moderne Handys zur Lippenlese-Hilfe macht. „Diese Software würde Signale erstellen, die das Vibrationssystem des Mobiltelefons ansteuern oder auch ein externes Vibrationsgerät, dass über den Audio-Ausgang des Smartphones damit verbunden wird“, erläutert Reed gegenüber pressetext. Die Software zur taktilen Hilfestellung könnte dann als Download auf einer Webseite angeboten werden. „Gehörlose könnten die Webseite besuchen, die Software herunterladen und diese würde damit zu einer der verfügbaren Optionen auf ihrem Gerät“, meint Reed.

Mit dem Cochlea-Implantat gibt es zwar bereits eine technische Hörprothese, die relativ große Erfolge erlaubt. „Mit der derzeitigen Implantats-Generation können taube Kinder, welche die Implantate mit etwa zwei Jahren bekommen, sehr gut lernen zu sprechen und Sprache zu verstehen“, sagt Reed.

Allerdings sind Cochlea-Implantate nicht für alle Betroffenen geeignet und manche Gehörlose möchten diese Geräte nicht. Außerdem sind die Hörprothesen mit relativ hohen Kosten für das Gerät selbst und die erforderliche Operation verbunden, was besonders in Entwicklungsländern ein Problem ist. In all diesen Fällen können taktile Hilfsmittel von großem Wert sein, ist Reed überzeugt.

Media Contact

Thomas Pichler pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.mit.edu

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