Greifswalder Modell – Dezentrales, digitales Netzwerk zur Brustkrebs-Vorsorge

Damit wurden Forschungsergebnisse aus einem von der POMERANIA e.V. geförderten Telemedizin-Projekt in Vorpommern erfolgreich in die Praxis umgesetzt.

Über das deutsche Mammographie-Screening-Programm werden seit 2006 alle zwei Jahre Brustkrebsvorsorgeuntersuchungen für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren finanziert. In der Praxis hat sich allerding herausgestellt, dass es vor allem in Regionen mit geringer Bevölkerungsdichte schwierig ist, diese Untersuchungen in der Breite als auch in der Qualität langfristig abzusichern.

„Selbst Mammographie-Geräte auf Lastkraftwagen wären für bevölkerungsarme Landesteile in Mecklenburg-Vorpommern zu aufwändig gewesen. Die weit auseinanderliegenden Haltepunkte hätte den Frauen auf dem Land die Anreise nicht erspart. Zudem bestand die Gefahr, dass die Ausbildung junger Ärzte geschwächt wird“, so erklärt Professor Dr. Norbert Hosten, Direktor des Instituts für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie am Klinikum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, die Ausgangssituation.

Nach den positiven Erfahrungen mit dem Telemedizin-Netzwerk in Vorpommern entschlossen sich die Experten, mit einem System der Firma ImageDiagnost® zunächst ein digitales Mammographie-Screening-Netzwerk mit zwei 100 Kilometer voneinander entfernten Standorten aufzubauen. Mit digitaler Röntgentechnik verschiedener Hersteller wurden Aufnahmen angefertigt, über das Netz verschickt und an hochauflösenden Monitoren ausgewertet. Das System arbeitete bereits kurz nach Aufbau störungsfrei. Inzwischen wurde das Modell mit vier programmverantwortlichen Ärzten auf ganz Mecklenburg-Vorpommern ausgedehnt.

Für die Frauen hat das System den Vorteil, dass sie eine Röntgenpraxis in der Nähe ihres Wohnortes aufsuchen können. Dort kann ein entsprechend ausgebildeter Arzt die Aufnahme mit einem digitalen Röntgengerät anfertigen und den ersten Befund erstellen. Eine standardisierte Eingabemaske erleichtert dabei die Dateneingabe. Per S-DSL werden anschließend die Daten des Erstbefundes teilweise automatisiert an einen zweiten Röntgenarzt verschickt.

Schließen beide Ärzte einen Brustkrebs aus, wird an die Teilnehmerin am Vorsorgeprogramm automatisch ein Brief verschickt. Gibt es jedoch Differenzen zwischen beiden Befunden oder ergibt sich ein Verdacht auf Brustkrebs, sendet das System Bilder und Befunde automatisch an die Expertin an der Universität Greifswald. Sie entscheidet dann über die weitere Abklärung und erstellt den endgültigen Befund.

Das System erwies sich auch nach der Testphase als schneller und weniger fehleranfällig, als frühere Screening-Programme. Dort wurden Mammographie-Aufnahmen von Kurierdiensten zwischen den teilnehmenden Ärzten transportiert. Da sich die eingebundenen niedergelassenen Ärzte ein Mal pro Woche in Greifswald zur Auswertung strittiger Befunde treffen, kann so auch die Weiterbildung abgesichert werden.

„Das Greifswalder Modell läuft nun bereits seit zwei Jahren. Ohne zusätzliche Ärzte konnten doppelt so viele Mammographien erstellt werden und dies qualitätsgesichert und unter Erhaltung der gewachsenen Strukturen der medizinischen Versorgung“, so fasst Professor Dr. Claus Bartels, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums der Universität Greifswald die bisherigen Erfahrungen zusammen. „Die wissenschaftliche Evaluation der universitären Radiologie hat zu einem Erfolg für die ganze Region geführt.“

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Prof. Dr. med. Norbert Hosten
Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie
Universitätsklinikum Greifswald der Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Ferdinand-Sauerbruch-Straße, 17475 Greifswald
Telefon 03834 86-7096, Telefax 03834 86-7097
E-Mail hosten@uni-greifswald.de
Weitere Informationen:
http://www.ein-teil-vonmir.de/die_mammographie/die_mammographie.php – Kooperationsgemeinschaft Mammographie in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung

Media Contact

Jan Meßerschmidt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-greifswald.de

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