Elektronische Suchhilfe für Eltern

Wo bleibt Tobias? Der Achtjährige sollte seit einer halben Stunde zu Hause sein. Seine Mutter greift zum Telefon, ruft den »Kidfinder« ihres Sohnes an, übermittelt ihr Passwort und bekommt sofort eine SMS mit Tobias’ Positionsdaten.

An den Koordinaten erkennt sie: Ihr Jüngster hat einen kleinen Umweg zum Bach gemacht und beim Spielen am Wasser die Zeit vergessen. Anders als reine Handy-Ortungssysteme nutzt der »Kidfinder« sowohl das GSM-Netz (Global System for Mobile Communications) für den Mobilfunk als auch das Global Positioning System GPS zur Positionsbestimmung.

»Diese Kombination aus GSM und GPS ermöglicht eine zuverlässige Ortung, egal, ob sich die gesuchte Person im Freien oder innerhalb eines Gebäudes aufhält«, erklärt Carsten Hoherz vom Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in Berlin. Ist das Kind draußen unterwegs, wird seine Position via GPS mit einer Genauigkeit von bis zu fünf Metern bestimmt.

Die GPS-Peilung über mehrere Satelliten arbeitet hier wesentlich genauer als die Ortung via GSM. Diese verrät lediglich, in welcher Mobilfunk-Zelle sich ein Nutzer gerade aufhält. Andererseits ist ein Mobilfunk-Empfang meist auch im Inneren von Gebäuden möglich, während GPS-Signale generell nicht durch Wände und Dächer dringen. Bereits in Häuserschluchten verringert sich die Ortungsgenauigkeit von GPS durch Signalreflexionen erheblich.

Ursprünglich hatten die Wissenschaftler des IZM ihr »Hosentaschen-GSM/GPS-System« entwickelt, um Fracht oder Fahrzeuge zu orten. Für solche Anwendungen enthalten die Geräte zwar dieselbe Technik, sind jedoch etwas größer und schwerer. Entsprechend bieten sie mehr Raum für leistungsstärkere Antennen und Akkus. Beim »Kidfinder« waren die Entwickler dagegen Beschränkungen unterworfen. Schließlich sollte das Gerät den Kindern nicht zur Last fallen.

Sie sollten es vielmehr gerne und freiwillig bei sich tragen. Aus diesen Überlegungen entstand die Idee, das Ortungsgerät mit einer tragbaren Spielkonsole zu verbinden. »So etwas nehmen Kinder von sich aus lieber mit als ein Extragerät, das für sie keinen Nutzen hat«, erklärt Hoherz. Der »Kidfinder« ist nicht viel größer als eine aufgeklappte Streichholzschachtel und wiegt weniger als 80 Gramm. Das Leichtgewicht passt genau in den Reserve-Slot einer gängigen Spielkonsole. Sein Akku mit einer Kapazität von 400 mAh reicht für eine Betriebsdauer von zwei Tagen. Er lässt sich über die Konsole aufladen. Das Ortungsmodul bietet die Option, den Funktionsumfang der Konsole zu erweitern, indem es Ortsinformationen für Geländespiele zur Verfügung stellt.

Der »Kidfinder« entstand in einem gemeinsamen Projekt des IZM mit dem Potsdamer Ingenieurbüro Schmidt. Das Ortungsgerät reagiert nicht nur auf Anfragen der Eltern, es überwacht auch selbstständig eine antrainierte Zone – beispielsweise den Schulweg – und sendet eine Nachricht, wenn das Kind diese Zone verlässt. Bei Bedarf überträgt eine Visualisierungssoftware des Ingenieurbüros Schmidt die Positionsangaben des Ortungsgeräts auf Karten für PCs oder Handhelds. Während die Weiterentwicklung des »Kidfinder« zur Marktreife in Händen des Potsdamer Projektpartners liegt, arbeiten die Fraunhofer-Forscher bereits daran, das Gerät noch kleiner zu machen. Es soll in ein Armband oder einen Gürtel für Demenzkranke integriert werden, die leicht die Orientierung verlieren und dann auf Hilfe angewiesen sind.

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Carsten Hoherz Fraunhofer Mediendienst

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