Schönheit aus dem Computer: 300 Frisuren zum Anprobieren

Der Saarbrücker Informatiker Oliver Demetz hat ein Frisurenberatungsprogramm entwickelt, das viele verschiedene Frisuren automatisch jedem Kundengesicht anpassen kann. Im Gegensatz zur bisherigen Software kann der Friseur jetzt die Entwürfe ohne komplizierte Bedienungsschritte mit einem Kundenfoto kombinieren.

Das mathematische Verfahren zur Gesichtserkennung, das hinter dem Programm steckt, konnte Oliver Demetz vor kurzem auf einer bedeutenden internationalen Bildverarbeitungskonferenz auf Ischia (Italien) vorstellen. Die Software ist im Rahmen seiner Bachelorarbeit am Saarbrücker Lehrstuhl für mathematische Bildverarbeitung von Prof. Dr. Joachim Weickert entstanden. Mit seiner Arbeit unterstützt Oliver Demetz die Firma Style Concept seines Vaters bei der Entwicklung von Software zur Frisurenberatung.

Wer zum Friseur geht, würde gerne gleich bei der Beratung wissen, ob der neue Haarschnitt nachher auch gut aussieht. Friseure können dafür schon seit längerem auf Computerprogramme zurückgreifen, die vorgegebene Frisuren am Bildschirm auf ein Kundenfoto anpassen. Das Problem war bisher allerdings, dass diese Programme nur umständlich und zeitaufwändig zu bedienen waren. Auf dem digitalen Kundenfoto mussten erst verschiedene Punkte wie Augen, Ohren, Kinn und Stirn markiert werden. Wer hier ohne technisches Fingerspitzengefühl vorging, erhielt unrealistische Beratungsergebnisse, die zum einen unecht und aufgesetzt wirkten und bei denen auch die Proportionen nicht stimmten.

Die Wissenschaftler der Universität des Saarlandes suchten daher nach neuen Verfahren, mit denen die Frisuren automatisch den verschiedenen Gesichtsformen angepasst werden. Für die automatische Gesichtserkennung verwendeten der Informatik-Student Oliver Demetz und das Bildverarbeitungs-Team von Prof. Joachim Weickert so genannte Variationsansätze zur Lösung von Korrespondenzproblemen: Diese mathematisch anspruchsvollen Verfahren suchen nach Übereinstimmungen zwischen dem Kundengesicht und einem immer gleichen Modellgesicht. Die Frisuren, die alle passend zu einem Modellgesicht vorliegen, werden mit Hilfe der gefundenen Übereinstimmungen dem Kundengesicht optimal angepasst. Bei dieser Angleichung müssen für ein einziges Gesicht zigtausende Gleichungen mit ebenso vielen Unbekannten gelöst werden.

Da bei allen Frisuren einzelne Haarsträhnen an Stirn und Ohren in das Gesicht hineinragen und Schatten werfen, ist es wichtig, dass diese bei einer Frisurensimulation nicht – wie in älteren Programmen üblich – einfach weggelassen werden. Hierzu wurde eine Datenbank mit 300 Frisuren der aktuellen Mode zusammengestellt, bei denen die Schatten der einzelnen Strähnen berücksichtigt wurden. Diese Schatten vermitteln einen sehr realistischen Eindruck der Wunschfrisur. Darüber hinaus können die Frisuren auch je nach Wunsch gefärbt werden.

Den wissenschaftlichen Beitrag zur Frisurensimulation unter dem Titel „Beauty with Variational Methods: An Optic Flow Approach to Hairstyle Simulation“ konnte Oliver Demetz gemeinsam mit Prof. Dr. Joachim Weickert, Dr. Andres Bruhn und Dr. Martin Welk auf der International Conference on Scale Space and Variational Methods in Computer Vision (SSVM 2007) Anfang Juni auf Ischia (Italien) präsentieren. Nach seinem Bachelorabschluss will Oliver Demetz seine Kenntnisse in Bildverarbeitung und Computergrafik im Rahmen des neuen Masterstudiengangs Visual Computing erweitern, der in Deutschland erstmalig von der Universität des Saarlandes angeboten wird.

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