Neues von den Chipkarten

„Die Verfahren zur Konformitätsprüfung elektronischer Reisepässe werden die Interoperabilität dieser Dokumente sicherstellen“, sagte Dr. Michael Jahnich von HJP Consulting beim 14. Darmstädter SmartCard-Workshop des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie. Vor rund 160 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft stellte Jahnich erstmals neue ISO-konforme Prüfmethoden für elektronische Reisepässe vor.

Da Reisepässe in Zukunft von einer Vielzahl Ausweisleser überprüft werden sollen, muss das problemlose Zusammenspiel eines elektronischen Passes mit verschiedenen Lesegeräten garantiert werden. Bislang testeten Experten einen Reisepass mit möglichst vielen Lesegeräten und jedes Lesegerät mit möglichst vielen Reisepässen, ein zunehmend aufwändiges und langwieriges Verfahren. Die neuen Prüfmethoden, die im Rahmen der ISO für die ICAO entwickelt wurden, erlauben die Kartenprüfung mit einem Testgerät, das genormte Lesegeräte simuliert bzw. dem Lesegerät genormte Karten simuliert. „Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten – staatliche Behörden können Zertifizierungsverfahren auf den Ergebnissen dieser Prüfmethoden aufbauen, und akkreditierte Testlabore können diese Prüfungen durchführen“, so Jahnich.

Weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Präsentation einer Internet-Smartcard durch Dr. Walter Hinz von Giesecke & Devrient. Die Entwicklung des Kartenherstellers macht es möglich, Smartcard-Sicherheitsfunktionen wie Verschlüsselung und elektronische Signatur auf jedem USB-fähigen Rechner zu nutzen – ganz ohne Installation von zusätzlicher Software. Möglich wird dies durch die eigene Internetadresse, über die sich die Karte ansprechen lässt. Zur Nutzung benötigt man deshalb nur noch einen einfachen Browser. „Damit wird die hohe Sicherheit einer Smartcard für jeden Internetnutzer ganz einfach nutzbar“, sagte Hinz. Intensiv diskutiert wurde auch das Konzept für sichere TAN-Generatoren auf Chipkarten zur Vermeidung von Phishing-Betrug, das Ulrike Linde vom Bundesverband deutscher Banken vorstellte. „Das Programm-Komitee möchte in Zukunft noch mehr zu Diskussionen über die wirtschaftliche und gesellschaftliche Rolle der Smartcards anregen“, sagt Workshop-Organisator Dr. Markus Schumacher vom Fraunhofer-Institut SIT. Der Erfolg des Programm-Komitees zeigte sich nicht zuletzt an der großen Zahl der Teilnehmer, die trotz der zeitgleich stattfindenden internationalen RSA-Konferenz in San Francisco nach Darmstadt kamen.

Für seine Verdienste für die Smartcard-Forschung und -Normung ehrte das Programmkomitee Bruno Struif. In seiner Laudatio auf den ehemaligen Forschungsbereichsleiter des Fraunhofer-Instituts SIT betonte Michael Hegenbarth von der Bundesdruckerei, dass Struif zu den wichtigen Impulsgebern für die Smartcard in Deutschland zählt und sich „besondere Verdienste bei der Gestaltung der SmartCards im Gesundheitswesen“ erworben hat. Struif war 1989 deutscher Projektleiter im EU-Projekt „Open Shops for Information Services OSIS“, aus dem 1989 TeleTrusT Deutschland entstand. Bereits Anfang der 90'er Jahre arbeitete der Darmstädter an Entwicklungen zum elektronischen Rezept, zehn Jahre später prägte er maßgeblich die Spezifikation für den elektronischen Arztausweis in Deutschland und den Aufbau der kommenden elektronischen Gesundheitskarte. Sein Wissen und Wirken um die Smartcard spiegelt sich in zahlreichen Veröffentlichungen und Vorträgen im In- und Ausland. Gerade was die sicherheitsspezifischen Funktionsschichten der Smartcards angehe, so Hegenbarth, habe Struif mit seinem großen Engagement dem Ausdruck „made in Germany“ in der internationalen Normung „einen beachtlichen Schub nach Vorne“ gegeben. Der 63-jährige Struif erhielt bereits die goldene Ehrennadel des DIN-Präsidiums sowie das Bundesverdienstkreuz. Er war intensiv befreundet mit dem Urvater der Smartcard Jürgen Dethloff, für den Struif den Smartcard-Preis 1994 ins Leben rief.

Im Internet sind alle Vorträge unter www.smartcard-workshop.de zunächst nur für Besucher des SmartCard-Workshops einsehbar, nach einem halben Jahr wird der Passwortschutz der Seiten jedoch aufgehoben.

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Oliver Küch idw

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