Nahrungsmittel leichter rückverfolgen mit Cold-Trace-Kühllogistik

EU foerdert umfassende technische Loesung fuer Verbrauchersicherheit und Entlastung der Transporteure

Fraunhofer IPSI fuer Benchmarking mobiler Systeme zustaendig

Der juengste Gammelfleischskandal hat deutlich gemacht, dass die Behoerden in der Lage sein muessen, schwarze Schafe der Branche schneller zu identifizieren und ihnen das Handwerk zu legen. Gleichzeitig aber sollten ehrlich arbeitende Firmen nicht mit weiterem Papierkrieg belastet werden, denn den koennen weder sie noch die Behoerden mehr bewaeltigen.

Eine Loesung des Dilemmas koennte in automatisierten Systemen bestehen, die bei Abweichungen von Normvorgaben im Transportwesen Alarm schlagen und automatische, computergestuetzt auswertbare Protokolle liefern. Bei Lebensmitteln ist einer der wichtigen Qualitaetsparameter die Temperatur waehrend der gesamten Transportkette. Genau damit beschaeftigt sich das am 1. Mai 2005 gestartete „Cold-Trace Market Validation Project“ der Europaeischen Union ( http://www.cold-trace.com ).

Cold-Trace (Cold Chain Monitoring and Traceability Service) zielt auf eine temperaturgefuehrte Logistik; die sechs Projektpartner aus mehreren europaeischen Laendern arbeiten gemeinsam an einem modularen und flexiblen System zur kontinuierlichen Beobachtung und Kontrolle der Kuehlung von Nahrungsmitteln waehrend ihrer Befoerderung. Zu dem Konsortium gehoert auch das deutsche Fraunhofer-Institut fuer Integrierte Publikations- und Informationssysteme (IPSI) in Darmstadt, das fuer das Benchmarking der ins Auge gefassten mobilen Systeme verantwortlich ist.

Sofern der Verbraucher sein Fleisch nicht beim Metzger mit eigener Schlachtung oder beim Biobauern im naechsten Dorf kauft, mussten seine Einkaeufe oftmals bereits einen sehr langen Transportweg ueberstehen. Wie die meisten Gueter wird Fleisch dort produziert und verarbeitet, wo das am billigsten moeglich ist, und dann dorthin geschafft, wo der hoechste Preis erzielt wird. Dazwischen koennen Weltmeere und Kontinente liegen und Tage oder Wochen vergehen.

EU-Richtlinie zur Rueckverfolgbarkeit von Nahrungsmitteln

Um hier mehr Transparenz zu schaffen, hat die EU Spediteuren und Haendlern seit 2002 zur Auflage gemacht, Herkunft und Transportwege von Lebensmitteln zu dokumentieren. Anfang 2005 wurde diese Bestimmung noch einmal erneuert. „Cold-Trace kann es Unternehmen der Kuehltransportbranche sowie deren Kunden enorm erleichtern, die Richtlinie zur Rueckverfolgbarkeit von Nahrungsmitteln zu erfuellen“, ist Dr. Andreas Meissner vom Bereich Mobile Verteilte Informationssysteme des Fraunhofer IPSI ueberzeugt. Spediteure und Haendler muessen in naher Zukunft damit rechnen, dass die Kontrollen durch die Behoerden strikter gehandhabt werden. Diejenigen, die sich vorschriftsmaessig verhalten, koennen dies durch Cold-Trace einwandfrei belegen; schwarze Schafe werden schnell aus dem Verkehr gezogen.

Management des gesamten Warenflusses

Das Cold-Trace-System bietet den Kuehltransportunternehmen neben der eigentlichen Verfolgung des Warenstromes viele zusaetzliche Anwendungsmoeglichkeiten: Organisation von Arbeits- und Abholauftraegen; Anwendung als Ortungssystem, das bedeutet, dass das Transportunternehmen oder sein Kunde jederzeit ueberpruefen kann, wo sich ein LKW gerade befindet; Anwendung als Navigationssystem; Ermittlung der Transportkosten; kostenguenstige und schnelle Kommunikation zwischen allen am Abwicklungsvorgang beteiligten Partnern und nicht zuletzt eben die Anwendung zur Kontrolle der Kuehlgeraete und der Kuehltemperatur. Auch fuer den Fahrer bietet Cold-Trace handfeste Erleichterungen: Weil das Kuehlaggregat kuenftig von der Zentrale ferngesteuert werden kann, muss er zum Vor-Kuehlen nicht mehr eine Stunde vor der Beladung am LKW praesent sein. So leistet Cold-Trace quasi nebenbei noch einen Beitrag zur Einhaltung der Sozialvorschriften fuer Fernfahrer und damit zur Verkehrssicherheit.

Die Sensor-Technik wird in dem Transportfahrzeug installiert. Dort laufen schliesslich alle Informationen zusammen. In der Zentrale des Unternehmens befindet sich ein Server mit der Software von Cold-Trace, mit deren Hilfe dem Fahrer Nachrichten ueber alle administrativen, von ihm zu erledigenden Aufgaben uebermittelt werden koennen. Ein einfach zu bedienender PDA (Personal Digital Assistant) bildet fuer ihn die Schnittstelle zum System. Die Informationen, die er im Fahrzeug bereitstellt, werden mit Hilfe eines mobilen Onlinesystems wiederum an die Zentrale uebermittelt. Durch diese reibungslosen Ablaeufe koennen die Lebensmittel nicht nur sicherer, sondern auch schneller in den Handel gelangen, so dass ihre Haltbarkeitsspanne steigt und schliesslich eine groessere Menge verkauft werden kann; so muessen weniger verdorbene Lebensmittel entsorgt werden. Das bedeutet fuer die Spediteure und Haendler eine Steigerung der Umsaetze und eine Verringerung der Kosten, zum Beispiel durch die Vermeidung von Bussgeldern oder moeglicherweise niedrigeren Versicherungsbeitraegen.

Fraunhofer IPSI untersucht mobile Onlinesysteme

Innerhalb des Projektes ist das Fraunhofer IPSI zustaendig fuer das Benchmarking der mobilen Online-Systeme GPRS und UMTS im Europa der 25 Mitgliedsstaaten. „Das heisst, wir untersuchen, inwieweit technisch und kostenseitig in ganz EU- Europa die Voraussetzungen gegeben sind, waehrend der Fahrt online zu sein“, erklaert Dr. Andreas Meissner. Insgesamt besteht das Konsortium aus einem Team von Fachleuten auf den Gebieten eBusiness-Loesungen, Marktforschung, Funktionsprognosen, Fleet Management Systems, Enterprise Resource Planing (ERP), elektronischer Datenaustausch, mobile Loesungen, Transport und logistische Services. Die Projektpartner sind INMARK Estudios y Estrategias (Spanien), EasyTech (Spanien), University College Cork National University of Ireland, Disfrimur (Spanien), O`Donovan Transport (Irland), Scandlog Transport (Schweden) und das Fraunhofer IPSI.

„Momentan wird das System Cold-Trace schon sehr erfolgreich bei Disfrimur, einer grossen spanischen Kuehltransportspedition, getestet und im Tagesgeschaeft eingesetzt“, erlaeutert Meissner. Unternehmen, die sich fuer die kommerzielle Nutzung der Projektergebnisse ab Ende 2006 interessieren, koennen sich wenden an die Info-Adresse mailto:cold-trace@ipsi.fraunhofer.de oder – englischsprachig – direkt an Yolanda Ursa, Project Manager, INMARK, Rafael Calvo 9, 28010 Madrid, Spanien, Tel. + 34 914480203, Fax + 34 915940578.

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