PaDok-Verfahren unterstützt elektronischen Gesundheitspass

Ab 2006 wird die elektronische Gesundheitskarte die bisherige Krankenversichertenkarte ersetzen. Im Rahmen von Testvorhaben wird die elektronische Gesundheitskarte bereits phasenweise erprobt und evaluiert. Ziel der Karte ist es, in Notfallsituationen oder beim Arztwechsel einen schnelleren Überblick über den Gesundheitszustand des Patienten bzw. der Patientin zu erhalten. Außerdem soll die Karte dafür sorgen, dass Arzneimittelinformationssysteme und Fachdatenbanken leichter genutzt werden können und Arbeitsprozesse durch automatische Datenübertragung optimiert werden. Ärzte und Personal können sich durch die Verringerung des Aufwandes mehr auf die medizinische Versorgung des Patienten konzentrieren. Vorteil für den Patienten: unnötige Doppeluntersuchungen werden vermieden; es bleibt mehr Zeit für jeden Einzelnen.

Problematisch bei solch einer Kommunikationsplattform ist allerdings die Gewährleistung des Datenschutzes. Die persönlichen Daten der Patienten müssen bei der Übertragung besonders geschützt werden. Im Saarland – konkret in St. Ingbert – wird schon seit 10 Jahren an IT-Lösungen gearbeitet, die nicht ersetzend sondern ergänzend aktuelle Bedürfnisse der medizinischen Versorgung mit einfacher, kostengünstiger und vor allem sicherer Technik erfüllen helfen. Das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) hat das Client/Server-basierte PaDok-System entwickelt. PaDok bedeutet „Patientenbegleitende Dokumentation“ und stellt eine sichere Kommunikationslösung im Gesundheitswesen dar. Das System bietet Ärzten die Möglichkeit, auf sicherem Weg elektronisch Arztbriefe auszutauschen, Formulare elektronisch zu generieren oder später auch mit der elektronischen Patientenakte zu arbeiten. Das PaDok-Ve rfahren wird unter dem Label „D2D – Doctor-to-Doctor“ von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein bereits eingesetzt.

In einem gemeinsamen Projekt der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, des IBMT St. Ingbert, verschiedener Praxis-/ und Apotheken-Softwarefirmen sowie mit Unterstützung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung konnte erfolgreich gezeigt werden, dass mit der Kombination aus D2D/PaDok und einer (prototypischen) Gesundheits-Chipkarte Abläufe wie die Übermittlung von Einweisungs- und Entlassungsdaten zwischen Hausarzt und Krankenhaus, die gemeinsame Führung einer elektronischen Notfallakte, einer gemeinsamen Falldokumentation für Disease Management, aber auch die Übermittlung von Rezepten zwischen Arztpraxis und Apotheke einschließlich einer – für den Patienten freiwilligen – Verordnungs-Dokumentation möglich und auch praktikabel ist. Knapp 1000 Ärzte und Arztpraxen nutzen das saarländische System inzwischen im Alltag.

Die gezeigte Chipkarte hat vorerst allerdings noch Demonstrationscharakter, denn noch ist nicht geklärt, welche Daten des Patienten und der Patientin tatsächlich als verpflichtend und welche Angaben freiwillig auf der Chipkarte gespeichert werden. Als verpflichtend gelten bisher Versicherungsangaben einschließlich Angaben zum Zuzahlungsstatus, Berechtigung, im europäischen Ausland behandelt zu werden (Ersatz des E-111-Formulars) und papierlose Übertragung eines Rezepts.

Als freiwillig gelten Angaben wie Dokumentation der eingenommenen Arzneimittel, Notfallinformationen (z. B. Blutgruppe, chronische Organleiden, Allergien, Herzkrankheit, Dialyse, Asthma), zusätzliche Gesundheitsinformationen (z. B. aktuelle Diagnosen, Operationen, Impfungen und Röntgenuntersuchungen), Aufnahme von elektronischen Mitteilungen (z. B. Arztbrief), Patientenquittungen, welche die Patientinnen und Patienten über die vom Arzt erbrachten Leistungen und deren vorläufige Kosten informieren, eigene, von den Patientinnen und Patienten selbst zur Verfügung gestellte Daten (z. B. Protokolle über Blutzuckerwerte eines Diabetikers, Hinweis auf Patientenverfügungen).

Dass das PaDok-Verfahren des Fraunhofer IBMT in St. Ingbert auch in der Lage ist, mit den vom Bundesgesundheitsministerium verfolgten Bestrebungen zur Einführung des „Elektronischen Gesundheitspasses“ zu harmonieren, wurde bereits am 18. September 2002 in einer eindrucksvollen Demonstration in einer Dürener Praxis und einer Apotheke gezeigt.

Kontakt:
Bertram Bresser
Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT
Arbeitsgruppe Medizin Telematik
Ensheimer Straße 48
66386 St. Ingbert
Tel.: 0 68 94 – 98 02 06
Fax: 0 68 94-98 01 17
E-Mail: bresserb@ibmt.fhg.de

Media Contact

Bertram Bresser Innovationseinblicke Saarland

Weitere Informationen:

http://www.ibmt.fhg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Erstmals 6G-Mobilfunk in Alpen getestet

Forschende der Universität Stuttgart erzielen leistungsstärkste Verbindung. Notrufe selbst in entlegenen Gegenden absetzen und dabei hohe Datenmengen in Echtzeit übertragen? Das soll möglich werden mit der sechsten Mobilfunkgeneration – kurz…

Neues Sensornetzwerk registriert ungewöhnliches Schwarmbeben im Vogtland

Das soeben fertig installierte Überwachungsnetz aus seismischen Sensoren in Bohrlöchern zeichnete Tausende Erdbebensignale auf – ein einzigartiger Datensatz zur Erforschung der Ursache von Schwarmbeben. Seit dem 20. März registriert ein…

Bestandsmanagement optimieren

Crateflow ermöglicht präzise KI-basierte Nachfrageprognosen. Eine zentrale Herausforderung für Unternehmen liegt darin, Über- und Unterbestände zu kontrollieren und Lieferketten störungsresistent zu gestalten. Dabei helfen Nachfrage-Prognosen, die Faktoren wie Lagerbestände, Bestellmengen,…

Partner & Förderer