Mobile Agenten auf Bewährungsprobe im Daten-Dschungel

Jenaer Informatiker entwickeln den persönlichen elektronischen Assistenten

Er arbeitet absolut selbstständig, hat nur seine Aufgabe im Blick, findet dafür überraschend intelligente Lösungen und ist dabei ungeheuer beweglich – er ist de facto der ideale Agent. Er ist nur nicht so eine stattliche Erscheinung wie „007“ und wird deshalb nicht wie dieser ständig von weiblichen Mit- oder Gegenspielern von seinem eigentlichen Auftrag abgelenkt. Solche menschlichen Schwächen hat das Softwareprogramm „MobiSoft“ nicht, das Informatiker der Friedrich-Schiller-Universität entwickeln und gemeinsam mit Partnern aus Unternehmen in Jena als „persönlichen elektronischen Assistenten“ in den Datendschungel schicken wollen.

„Das Besondere an unserem Assistenten ist, dass er nicht wie schon bekannte elektronische Agenten von einem festen Rechner aus agiert, nach spezieller Aufgabenstellung Daten aus dem weltweiten Netz zieht und dann bearbeitet“, erklärt Prof. Dr. Wilhelm Rossak von der Jenaer Universität. Der elektronische Assistent, den das Team des Lehrstuhlinhabers für Praktische Informatik für den Praxiseinsatz fit machen will, ist mobil. Er braucht keine feste Rechner-Basis mehr, sondern kann von jedem Handy oder elektronischen Notizbuch aus agieren.

Um ihre Entwicklung so leistungsfähig zu machen, haben die Jenaer jetzt finanzielle Unterstützung des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Arbeit erhalten. Über 550.000 Euro fließen dafür in den kommenden zwei Jahren an das Universitätsinstitut für Informatik sowie die Industriepartner Godyo AG und the agent factory GmbH, eine junge Ausgründung aus der Universität. „Gemeinsam wollen wir Prototypen der persönlichen elektronischen Assistenten entwickeln, die nicht mehr nur im Forschungsmaßstab, sondern kommerziell und in der industriellen Praxis funktionieren“, sagt Rossak.

Basis für das Verbundprojekt ist die in den vergangenen vier Jahren am Institut entwickelte Software „Tracy 2“. Dabei handelt es sich um „eins von nur drei weltweit verfügbaren Werkzeugen für solche Aufgaben, das bereits industriell funktioniert“. Das soll jedoch so klein und kompakt werden, dass es ohne Probleme auf minimalen Plattformen wie in Mobiltelefonen läuft. Zudem müsse die Software kompatibel für unterschiedliche Anwendungen, etwa verschiedene Handyhersteller, sein. Dabei muss der „Agent“ selbst so abgesichert werden, dass eine Manipulation durch andere Instrumente unmöglich wird.

„Soll der Agent zum Beispiel für seinen Auftraggeber im Internet oder den Datennetzen von Fluggesellschaften nach dem günstigsten Flug zu einem bestimmten Zielort suchen, so muss ausgeschlossen werden, dass etwa Wettbewerber die Konkurrenz blockieren“, erklärt Rossak. Hier seien die Programmierer gefragt. Sicherheit spiele überhaupt für potenzielle Auftraggeber und Nutzer der virtuellen Assistenten eine große Rolle. „Den größten Bedarf an solchen effektiven Helfern, auf die man zeitaufwändige Recherchen im Datennetz delegieren kann, scheint es nicht von Privatleuten, sondern im Bereich des Intranets zu geben“, erklärt Rossak. So versprechen sich große internationale Unternehmen deutliche wirtschaftliche Effekte von den mobilen Agenten, die beispielsweise den Geschäftsverkehr mit Kunden und Zulieferern im internen Netzwerk recherchieren, organisieren und abwickeln könnten.

„Und auch für den Mittelstand, besonders in Thüringen, ist unsere Entwicklung interessant“, sagt Rossak. Der Wettbewerb fordere von diesen Unternehmen immer höhere Mobilität, flexible Organisations- und Teamstrukturen. „Sie müssen sowohl die Prozesse im eigenen Unternehmen beherrschen als auch sich nahtlos in die immer komplexer werdenden Prozessketten und Netzwerke einbinden können“. Bei diesen Herausforderungen an die IT-Prozesse in den Unternehmen könnten die persönlichen elektronischen Assistenten wichtige Unterstützung geben, ist sich Rossak sicher.

Media Contact

Stefanie Hahn idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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