Wann kommt das Bezahlen mit dem Handy?

Vor dem Hintergrund der Erfahrung, dass in Sachen M-Payment ohne universelle Verfahren und richtige Kommunikation nichts vorangeht und Banken und Mobilfunkbetreiber zusammenarbeiten müssen, wurde an der Universität Augsburg ein Mobile-Payment-Referenzmodell entwickelt, das auf der 5. Konferenz Mobile Commerce Technologien und Anwendungen (31.1.-2.2.05 in Augsburg) vorgestellt wird.


Mobile Payment in Deutschland – das ist bislang nicht viel mehr als eine Kette unerfüllter Hoffnungen und Versprechungen. Nach Auffassung von Experten kann dieses Problem nur gelöst werden, wenn die Marktteilnehmer zusammenarbeiten und das Ergebnis klarer auf den Kunden fokussiert wird. An der Universität Augsburg wurde jetzt das Mobile-Payment-Referenzmodell (MPRM) für eine konkrete Zusammenarbeit der Mobilfunkanbieter und der Banken entwickelt.

E-Commerce und M-Commerce gelten in weiten Teilen immer noch als Supermarkt ohne Kasse. Was für Klingeltöne vielleicht gelöst ist, ist für hochwertigere Inhalte noch immer ein Problem – das Bezahlen. Das ist neben den hohen allgemeinen Preisen für Mobilkommunikation ein wesentlicher Grund dafür, dass etwa im Medienbereich viele attraktive Inhalte bisher über das Handy gar nicht verfügbar sind.

Die andere Seite der Medaille ist die Abwicklung ganz normaler Bezahlvorgänge mit dem Handy, etwa beim Lösen eines Parkscheines oder beim Kauf einer Fahrkarte. Nach einer neuen Mobilmedia-Studie interessieren sich insgesamt 49,6 Prozent der Bundesbürger für das Bezahlen mit dem Handy. Dennoch ist auch nach vier Jahren immer noch kein Marktdurchbruch zu erkennen. Stattdessen kommen und gehen die verschiedenen Bezahlverfahren, ohne dass die Masse der Kunden oder Händler sich dafür interessiert.

„Für einen Marktdurchbruch gibt es zwei entscheidende Faktoren“ sagt Dr. Key Pousttchi, Leiter der Arbeitsgruppe Mobile Commerce am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Systems Engineering der Universität Augsburg. „Erstens: Der Kunde muss immer, wo er mit dem Handy bezahlen will, auch damit bezahlen können – und zwar mit als sicher wahrgenommenen, einheitlichen und verbreiteten Verfahren, in nahezu jeder Situation und Betragshöhe.“ Pousttchi hat hieraus bereits Anfang 2002 abgeleitet, dass es wegen der speziellen Situation in Deutschland ohne eine Zusammenarbeit von Banken und Mobilfunkanbietern nicht geht, eine Erkenntnis, die sich inzwischen auch in weiten Teilen des Marktes durchsetzt.

„Doch damit sich eine Innovation durchsetzt, ist weit mehr nötig, als funktionierende Technik und Geschäftsprozesse“, ergänzt Dr. Thomas Pleil, Professor für Public Relations an der Fachhochschule Darmstadt. Wichtig ist aus seiner Sicht, dass sich sowohl die Entwicklung wie auch die Kommunikation neuer Technik an der Lebenswelt der anvisierten Kunden orientieren. „Eine Innovation muss im Alltag der Menschen als nützlich erlebt werden – das ist gleichermaßen Entwicklungs- und Vermittlungsaufgabe.“ Technikverliebte Argumente wie Bandbreite oder Übertragungsgeschwindigkeiten seien hier nicht angebracht.

Allerdings sieht Pleil, der im vergangenen Jahr ein Praxisprojekt zu Mobile Commerce durchgeführt hat, weitere Probleme: „Technik und Geschäftsmodelle hinken den während der Versteigerungen der UMTS-Lizenzen geschürten Erwartungen hinterher: Lange schon wird über M-Commerce gesprochen, doch das konkrete Angebot ist bis heute spärlich.“ Die Kommunikation sei weitgehend ins Leere gelaufen und habe eher Verwirrung und Überdruss geschaffen.

Nicht mehr Werbeparolen mit großen Versprechungen seien sinnvoll, so die Experten unisono, sondern zunächst ein sinnvoller, kooperativer Lösungsansatz und dann eine offene und kontinuierliche Information, die einen klaren Kundennutzen fokussiert.

Der kooperative Lösungsansatz könnte jetzt vorliegen: Auf der 5. Konferenz Mobile Commerce Technologien und Anwendungen (MCTA), die vom 31. Januar bis 2. Februar in Augsburg stattfindet, stellen die Forscher der Universität Augsburg das Mobile-Payment-Referenzmodell (MPRM) vor, das die Umsetzung einer Zusammenarbeit von Mobilfunkanbietern und Banken ermöglichen soll.

Ob und in welcher Form es diese Zusammenarbeit in Deutschland geben wird, darüber sprechen seit Ende letzten Jahres die Mobilfunkanbieter und Banken hinter verschlossenen Türen im Rahmen des National Roundtable M-Payment im Bundeswirtschaftsministerium – unter Leitung der Universität Augsburg.

Und so sind von der Konferenz durchaus spannende Diskussionen zu erwarten. Ein Vergleich mit anderen Ländern, die Deutschland im M-Commerce und M-Payment voraus sind, steht hier ebenso an wie der Blick auf die Versuche der Kreditkartenanbieter mit drahtlosen Technologien. Auf einem Panel werden Pleil und Pousttchi die Zukunft des Mobile Payment mit Banken, Mobilfunkanbietern und Händlervertretern diskutieren.

Die Konferenz bietet zudem als nationaler Event im Vorfeld des 3GSM World Congress in Cannes ein weites Spektrum des Mobile Commerce von mobilen Geschäftsprozessen über Location Based Services und Push-to-Talk bis hin zum Mobilfunk-gesteuerten Zigarettenautomaten, zu Venture Capital und zu Architekturen mobiler Systeme. Ein begleitendes Seminarprogramm vermittelt Teilnehmern Grundlagen zu UMTS, zum E-/M-Payment und zur nutzerorientierten Entwicklung mobiler Anwendungen. Das vollständige Programm ist unter http://www.mcta.de abrufbar. Interessierte sollten sich beeilen: Der Anmeldeschluss ist bereits am 27. Januar, es können jedoch auch Karten vor Ort erworben werden.

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Klaus P. Prem idw

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