Weltweiter Zugriff auf neues "Superhirn"

Als wohl einzige Hochschule weltweit hat die Universität Leipzig jetzt einen Großrechner in Betrieb genommen, auf den Studenten und Wissenschaftler aus der ganzen Welt kostenlos zugreifen können. Das neue „Superhirn“ mit der offiziellen Bezeichnung Multiprise 3000-Server ist für das Institut für Informatik die ideale Ergänzung zum bereits vorhandenen Multiprise 2003.

Allein in Deutschland nutzen momentan außer der Universität Leipzig weitere acht Universitäten und Fachhochschulen den Service, erklärt Dr. Paul Herrmann vom Institut für Informatik. Zu den „Kunden“ zählen die Universität Tübingen, die Technische Universität Chemnitz, die Fachhochschulen Bochum, Darmstadt, Lüneburg, Schmalkalden, Frankfurt/Main und die IT-Akademie Augsburg. Möglich wurde die Neuanschaffung durch eine Sachspende des Computerherstellers IBM (Zentraleinheit) und der Firma Comparex (Externer Speicher) im Wert von rund 1,8 Millionen Euro.

Im boomenden Markt der Personal Computer (PC) wurden Großrechner bereits vor rund 15 Jahren totgesagt. „Großrechner wurden als Dinosaurier abgetan. Als Ersatz wurden PC-Server-Farmen – das sind mehrere, miteinander gekoppelte PC-Server – propagiert“, erinnert sich Dr. Herrmann. Alle Hochschulen deutschland-weit stellten 1990 die Ausbildung auf diesem Fachgebiet ein. Nach dem Motto „The mainframes are dead, long live the mainframes“ eroberten jedoch schon kurze Zeit später die Großrechner besonders auf dem Internet-Markt verloren geglaubtes Terrain zurück und verdrängten zunehmend PCs und Workstations in dem Bereich der Client/Server-Architekturen. Große Unternehmen wie Banken, Versicherungen und Versandhäuser änderten aber ihre IT-Strategie keinesfalls. Fehlende universitäre Ausbildung führte mittelfristig dazu, dass die Fachleute auf dem Mainframe-Sektor in der Wirtschaft knapp wurden.

„Die Anzahl der bereits bestehenden und geplanten Mainframe-Installationen in den Geschäftsbereichen e-economy und e-business übertrifft weltweit inzwischen alle Erwartungen“, sagt Herrmann. Dies wird auch an der Universität Leipzig deutlich. Als erste Hochschuleinrichtung nahm die Universität Leipzig auf Initiative von Prof. Wilhelm G. Spruth im Jahr 2000 die Mainframe-Ausbildung wieder auf. „Neben Vorlesungen und Übungen im Sommer- und Wintersemester werden von uns zahlreiche Diplom-Arbeiten zum Thema ’Internetanwendungen unter z/OS und OS/390’ betreut. Zusätzlich bieten wir Nutzer-Service weltweit an. Unsere Absolventen stellen der Wirtschaft wertvollen Nachwuchs auf dem Großrechnersektor zur Verfügung. Aber leider gibt uns die Industrie wenig zurück. Wir brauchen finanzielle Unterstützung aus der Wirtschaft, um die Ausbildung personell auf diesem Niveau zu halten und weiter zu verbessern“, beklagt Herrmann.

Um so erfreulicher ist die Spende von IBM, die der Universität Leipzig bereits den zweiten Großrechner kostenlos zur Verfügung stellt. Neben der Hardware im Wert von knapp 400 000 Euro umfasst die Spende auch Software für rund 1,4 Millionen Euro. Der neue Hochleistungs-Server hat eine externe Speicherkapazität von zirka einem Terabyte (1000 Gigabyte), einen Arbeitsspeicher von 4 Gigabyte und bietet drei verschiedene Betriebssysteme an: z/OS, zLinux und OS/390. Während Personal-Computer über sehr beschränkte Ein- und Ausgabe-Möglichkeiten verfügen, bringt es der IBM-Rechner auf stattliche 256-512 Ein/Ausgabe-Kanäle. Dadurch können bisher über 200 Nutzer von Leipzig bis China von zuhause aus gleichzeitig Internetanwendungen entwickeln und testen oder auf dem Server abgelegte Übungen absolvieren: jedi.informatik.uni-leipzig.de

„Die IBM-Rechner zeichnen sich durch eine extrem hohe Verfügbarkeit und Datensicherheit aus“, sagt Experte Herrmann. Die Ausfallwahrscheinlichkeit liegt unter 0,1 Promille, weshalb auch Banken, Versicherungen und große Versandhäuser diese Technologie ohne Unterbrechung nutzten. Die Kompetenz der Leipziger Großrechner-Experten ist nicht nur im Internet, sondern auch seit rund zwei Jahren zum Nachlesen als Lehrbuch zum Thema „z/OS und OS/390“ (Verlag Oldenbourg, 2. Auflage) sowie zum Thema „Rechnerarchitektur“ (Verlag Vieweg, 3. Auflage) verfügbar.

Besondere Verdienste bei der Anschaffung des neuen Großrechners haben sich Prof. Wilhelm G. Spruth, ehemaliger Entwicklungsleiter im IBM-Labor Böblingen und Honorar-Professor der Universitäten Leipzig und Tübingen, sowie Prof. Udo Kebschull, Leiter des Lehrstuhls „Technische Informatik“, erworben.

Weitere Informationen:

Dr. Paul Herrmann
Telefon: 0341 97-32215
E-Mail: paul@informatik.uni-leipzig.de

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Volker Schulte idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-leipzig.de

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