Wie Datenbanken noch mobiler werden

Informatiker der Universität Jena haben Patent auf neue Datenstruktur angemeldet


Es ist heute Alltag im Vertrieb: Zahlreiche Daten werden vor dem Besuch beim Kunden auf den Laptop des Verkäufers oder Service-Technikers überspielt – und müssen meist täglich oder noch häufiger aktualisiert werden. Dies kostet häufig noch sehr viel Zeit. „Wenn die Datenmengen sehr groß sind, dann geht dies auch mit modernster Technik nicht immer in Wunschgeschwindigkeit“, erläutert Prof. Dr. Klaus Küspert von der Universität Jena. „Außerdem kann die Firma nicht alle Daten auf ein Handheld oder Laptop übertragen“, weist der Informatiker auf das Mengenproblem hin. Am Lehrstuhl des Jenaer Datenbank-Experten ist nun ein Verfahren entwickelt worden, das den mobilen Daten-User autonomer und flexibler macht. Christoph Gollmick, Roman Pfender und Frank Michels aus Küsperts Team haben eine neue Datenstruktur erarbeitet, die gerade von der Universität zum Patent angemeldet worden ist.

„Zum Patent angemeldet wurde eine neue Datenstruktur zur Indizierung relationaler Daten zum Zweck der effizienten Auswertung, Speicherung und Verwaltung von SQL-Anfragen zur dynamischen Replikation zwischen Rechnern“, fasst Gollmick, der seit diesem Monat beim IT-Unternehmen SAP arbeitet, das komplexe Verfahren zusammen. Die patentierte Methode erreicht den Zeitgewinn bei mobilen Informationssystemen durch eine spezielle Datenstruktur. Diese schafft ein dynamisches System, „denn es genügt oft nicht, wenn eine einmal festgelegte Struktur vom Zentralrechner auf den Laptop übertragen wird“, weiß Gollmick und erläutert es am Beispiel eines Service-Technikers. Dieser fährt mit seinem Laptop und den benötigten Daten morgens zum Kunden und beginnt dort mit Messungen. Wenn es aber notwendig wird, muss er zusätzliche Messwerte von früheren Durchgängen oder andere Daten nachladen. Außerdem ist er vielleicht auf die aktuellen Daten angewiesen, die Kollegen bei anderen Kunden messen. Bei der Beschleunigung dieses Datentransfers – der auch von externen Faktoren abhängt, wie Handy-Nutzer z. B. beim Durchfahren eines Tunnels erleben – hilft das neue Patent. Mit dem Verfahren der Jenaer Informatiker kann die optimale Datenmenge bestimmt werden, die der mobile Anwender benötigt. Und die Struktur entscheidet selbstständig, ob bei einer neuen Anfrage die Daten im Laptop ausreichen oder vom zentralen Server erneut abgerufen werden müssen. Neu am Verfahren ist, dass diese Datenstruktur datenunabhängig ist, alle wichtigen Konstrukte der SQL-Anfragesprache ermöglicht und das Sperren ausgewählter Daten für den Zugriff durch andere Nutzer erlaubt.

Neben dem Einsatz bei Firmen mit on-demand-Schwerpunkten planen die Jenaer Absolventen, ihr Verfahren auch für ein Reiseinformationssystem zu nutzen. „Ich sehe den Touristen, der mit seinem Handheld oder anderen mobilen Geräten unabhängig von Netzwerkverbindungen auf Reiseinformationen zugreift, die zentral in einer Datenbank abgespeichert sind“, schildert Gollmick seine Vision. „So kann der Tourist die Daten aller Restaurants der Umgebung auf sein Gerät kopieren und dann offline – also kostensparend – sein Lieblingsrestaurant auswählen“, weist der Informatiker auf weitere Anwendungsmöglichkeiten hin.

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Klaus Küspert
Tel.: 03641 / 946360, E-Mail: kuespert@informatik.uni-jena.de

Christoph Gollmick
E-Mail: christoph.gollmick@sap.com

Media Contact

Axel Burchardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de/

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