Auf dem Weg zu einer neuen Wissensverarbeitung

Uni Stuttgart federführend an europäischem Forschungsprojekt beteiligt

Ein Krankenwagen rast zum Unfallort. Der Notarzt versorgt den Verunglückten. Der Patientenmonitor sendet Daten zur Basisstation. Anweisungen aus dem Heimat-Krankenhaus treffen ein. Der Fall liegt kompliziert – Diagnosen werden eingegeben, Aufgaben automatisch verteilt – ein Simulationszentrum liefert eine Analyse, in einer ausgewählten Spezialklinik wird die Aufnahme für eine Operation vorbereitet. Personen- und Versicherungsdaten werden automatisch ausgetauscht. Der Patientenmonitor sendet weiter während der Fahrt zur Operation…

Fachleute aus Wissenschaft und Industrie aus neun europäischen Ländern arbeiten daran, dass ein solches Szenario in absehbarer Zeit Realität werden könnte. Akogrimo (Access to Knowledge through the Grid in a mobile World) lautet der Name des Konsortiums aus dreizehn Partnern, das am 1. Juli seine Arbeit für drei Jahre aufgenommen hat. Unter der Gesamtleitung der spanischen Telefonica liegt die technische Leitung des Vorhabens beim Höchstleistungsrechenzentrum und dem Rechenzentrum der Universität Stuttgart. Beteiligt ist auch die Universität Hohenheim; am dortigen Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik II wird das eingangs skizzierte Forschungsszenario koordiniert. – Hinter dem Titel des Vorhabens verbirgt sich die Synthese von drei Bereichen: (1) Beim Grid Computing oder auch „Grids“ geht es um einfache, gemeinsame Nutzung von Rechner- und Speicherkapazitäten beispielsweise in verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen unter dem Stichwort „Virtuelle Organisation“. Historisch hat sich die Grid-Idee im Umfeld typischer Supercomputeranwendungen wie der Teilchenphysik oder der Klimaforschung entwickelt. Die von den Grids bislang wenig beachtete Welt der mobilen Kommunikation und des allgegenwärtigen Rechnens (ubiquitous computing) entwickelt ihrerseits (2) die nötigen Infrastrukturen, um sogar mobilen Nutzern Ressourcen mehrerer Anbieter in dynamisch etablierten Geschäftsbeziehungen zu erlauben (mobile dynamische virtuelle Organisationen in Akogrimo-Terminologie). (3) Der Aspekt „Wissen“ schließlich wird in diesem Projekt im Zusammenhang mit dem so genannten semantischen Web behandelt: Das Web hat seinerzeit Namen und Transport von Dokumenten im Internet standardisiert – das semantische Web führt darüber hinaus standardisierte bereichsspezifische Inhalts- und Wissensbeschreibungen ein und ermöglicht so eine neue Qualitätsstufe der Wissensverarbeitung.

Die Anwendungsmöglichkeiten der in diesem Forschungsprojekt zu entwickelnden Methode der Wissensverarbeitung sind vielfältig und überall dort interessant, wo das Know-how mehrerer Institutionen mobil und gleichzeitig abgerufen werden soll. Die beteiligten Forscher, die am 15. Juli zu einem Arbeitstreffen im spanischen Valladolid zusammenkommen, werden neben der eingangs geschilderten Situation des zu versorgenden Unfallopfers die Möglichkeiten auch am Beispiel von „e-Learning“ ausloten. Die EU fördert das Projekt mit insgesamt sieben Millionen Euro; 1,4 Millionen davon gehen nach Stuttgart.

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Ursula Zitzler idw

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