Lautsprecher mit Internetadresse

Im Kabelsalat einer professionellen Beschallungsanlage kann man sich leicht verheddern, wenn die angeschlossenen Geräte umkonfiguriert werden sollen. Sind Mikros und Lautsprecher jedoch Teil eines Netzwerks, genügen Mausklicks, um für den richtigen Ton zu sorgen.

Die Tonanlage eines großen Kongresszentrums, eines Bahnhofs oder eines Theaters gleicht einem weit verzweigten Spinnennetz: Dutzende Mikrofone und Lautsprecher sind über Kilometer von Kabeln fest miteinander verbunden. Will man die Konfiguration der Geräte ändern, bedarf es im Idealfall einiger Griffe am Mischpult, im schlimmsten Fall der Hilfe eines Technikers. „Bei herkömmlichen Systemen laufen die einzelnen Stränge in einem großen Schaltschrank zusammen und sind gruppenweise miteinander verdrahtet“, erklärt Philipp Hünerberg vom Competence Center for Advanced Network Technologies and Systems CATS am Berliner Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS. Abhilfe kann da das System IPcom schaffen, das auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung vorgestellt wurde.

Mikrofone und Lautsprecher sind bei IPcom Bestandteile eines Netzwerks und werden flexibel per Internetprotokoll (IP) miteinander verbunden. Über eine PC-Oberfläche lassen sich die einzelnen Bestandteile des Netzwerks per Mausklick beliebig miteinander verschalten. Die Datenübertragung des Audiosignals erfolgt als MP3-Datenstrom über ein Standard-Ethernet. Bis zu 500 Audioübertragungen gleichzeitig sind im IPcom-Netz möglich. Dank des verwendeten Internetprotokolls kann das System leicht in vorhandene Netzwerke integriert werden. Die Fraunhofer-Forscher sehen für das System eine Vielzahl von Anwendungen voraus: „Der Einsatz von IPcom ist überall dort sinnvoll, wo eine ortsabhängige Informationsverteilung erfolgen soll, etwa auf Bahnhöfen, Flughäfen oder im Krankenhaus“, sagt Philipp Hünerberg.

Über die netzbasierte Beschallungsanlage können sogar einzelne Personen angesprochen werden, die dazu lokalisiert werden müssen. Grundlage für eine solche Follow-Me-Anwendung ist ein kleiner Anhänger, den sich beispielsweise ein Konferenzteilnehmer wie ein Namensschild anheftet. Die Marke (Badge) wird per Infrarot geortet und sendet die Daten seines Trägers an eine Zentrale. Bewegt sich die Person durch das Tagungszentrum, überträgt nur der jeweils am nächsten gelegene Lautsprecher eine individuelle Durchsage. Andere Teilnehmer hören nichts und werden nicht belästigt. Eine Vision für die zukünftige Verwendung solcher Badges hat Dr. Peter Gober vom FOKUS: „Man könnte sie beispielsweise in Fahrkarten integrieren und so Reisende eines bestimmten Zuges individuell auf dem Bahnhof informieren.“ Der Produktvertrieb von IPcom erfolgt über die ivistar Kommunikationssysteme AG, eine Ausgründung des FOKUS.

Ansprechpartner: Dr. Peter Gober, Tel. 030 / 3463-7347, Fax -8347, gober@fokus.fraunhofer.de

Dipl.-Ing. Philipp Hünerberg, Tel. 030 / 3463-7165, Fax -8165, p.huenerberg@fokus.fraunhofer.de

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Dr. Johannes Ehrlenspiel Fraunhofer-Gesellschaft

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