Neues Sicherheitssystem enttarnt "Netz-Maulwürfe"

Der „Feind“ lauert überall – vor allem in der eigenen Organisation: Nicht Hacker-Angriffe von außen sind nach Ansicht von Dr.-Ing. Andreas Rieke, ISL Internet Sicherheitslösungen GmbH in Hagen, die größte Gefahr für e-Business, sondern Gedankenlosigkeit, technische Unwissenheit, Neugier oder böse Absicht der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

ISL ist ein innovatives Unternehmen, das von ehemaligen Mitarbeitern der FernUniversität in Hagen gegründet wurde und das in Zusammenarbeit mit deren Fachleuten eine Software-Lösung gegen das Ausspähen, Manipulieren und Löschen auch geheimer Daten entwickelt hat. „ARP-Guard“ enttarnt zudem sofort den Rechner des Angreifers. Der Ursprung der Aktivitäten liegt in den Arbeiten am Lehrgebiet Kommunikationssysteme, bei der theoretischen Konzeptentwicklung wirkten Wissenschaftler des Lehrgebietes mit, u. a. Prof. Dr.-Ing. Firoz Kaderali. Das Universitätsrechenzentrum testete als Pilotanwender in der Entwicklungsphase verschiedene Anwendungen in der Praxis. Aufgrund der fachlichen und räumlichen Nähe konnten die Ergebnisse sofort in die weitere Entwicklung einfliessen.

Bis zu 80 % aller schädlichen Angriffe per PC kommen aus der geschädigten Organisation selbst, meldete die Unternehmensberatung KPMG im Jahre 2002. Das Gefahrenpotential dürfte zunehmen, weil aus Kostengründen immer mehr Unternehmen IP-Netze (Internet-Protokoll-Netze) einsetzen, die standardisierte, ungesicherte Protokolle haben. In IP-Netzen werden mit dem ARP-Protokoll (Address Resolution Protocol) die vorhandenen Netzwerkkarten-Adressen jedem Rechner eines Netzsegments bekannt gegeben. Im Internet frei verfügbare Software-Tools ermöglichen es auch weniger versierten Angreifern, mit einem Rechner innerhalb dieses Netzsegments die gesamte Kommunikation eines anderen Rechners zu protokollieren und auf dem Bildschirm darzustellen. Dabei wird der ARP-Cache bzw. die ARP-Tabelle – die die Zuordnung zwischen IP-Adresse und Adresse der Netzwerkkarte von Rechnern enthält – manipuliert („vergiftet“). So ist es möglich, über einen als „ARP-Poisoning“ bezeichneten internen Angriff einen anderen Rechner oder ein gesamtes Netzsegment zu blockieren, einen anderen Rechner abzuhören, Passwörter zu lesen (auch verschlüsselte) und Daten zu manipulieren. Jeder Mitarbeiter eines Unternehmens kann seinem Chef oder Kollegen praktisch den ganzen Tag über die Schulter schauen und alles nachvollziehen, was dieser am PC tut. Dies kann katastrophale Folgen für jede e-Business-Transaktion – wie z. B. Homebanking – haben.

Nach Angaben von Dr. Rieke ist ARP-Guard das erste Software-Tool überhaupt, das solche Angriffe zuverlässig erkennen kann. Als Frühwarnsystem analysiert es ständig alle ARP-Meldungen, alarmiert in Echtzeit und identifiziert bei Angriffen deren Quelle. Das System besteht aus Sensoren, die in einzelnen Netzsegmenten ARP-Poisoning-Angriffe aufdecken und einem Managementsystem zur Auswertung melden. Jeder Sensor kann bis zu acht LANs (lokale Netzwerke) überwachen. Die Sensoren werden auf separaten PC/Workstations oder auf vorhandenen, nicht ausgelasteten Rechnern eingerichtet und an jeden LAN-Switch angeschlossen. Das System selbst ist gegen interne Angriffe geschützt. Im Managementsystem werden die eingehenden Meldungen der Sensoren analysiert und im Angriffsfall die Sicherheitsbeauftragten per e-Mail oder SMS automatisch informiert. Es ist kompatibel mit allen gängigen Software-Ausstattungen, benötigt nur relativ einfache Hardware – z. B. Pentium III oder vergleichbar – und lässt sich problemlos in andere IT-Sicherheitsumgebungen (Firewalls, Virenscanner) einbinden.

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Gerd Dapprich idw

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