Bahnbrechende Erfindung auf der CeBIT: Turbo fürs Internet

So beschleunigt die Uni Wuppertal das Internet: Die neu entwickelte PCI-Karte ist mit allen gängigen Webserver-Systemen kompatibel und wird von der VIGOS AG, Hagen, noch in diesem Jahr auf den Markt gebracht.

Die Universität Wuppertal präsentiert in Kooperation mit der VIGOS AG, Hagen, auf der CeBIT in Hannover eine bahnbrechende Erfindung: Ein neuentwickeltes PCI-Board ermöglicht eine drastisch schnellere Kompression nach dem GZIP-Standard. Internet-Inhalte lassen sich extern um bis zu 90 Prozent komprimieren. Durch die frei werdenden Ressourcen wird eine weitere Steigerung des Datendurchsatzes ermöglicht. Das Verfahren vergrößert virtuell die Bandbreite der Netzanbindung und führt zu einer 10-fach schnelleren Ladezeit beim Internetnutzer, ohne dass der User zusätzliche Hard- oder Softwarein-stallationen benötigt.

Auch für Website-Betreiber ergeben sich Vorteile: Neben der Kostenersparnis durch das reduzierte Transfervolumen wird mit dem extrem schnellen Seitenaufbau eine höhere Kundenzufriedenheit gewährleistet. Die PCI-Karte ist mit allen gängigen Webserver-Systemen kompatibel. Die Markteinführung des Turbos fürs Internet ist noch für dieses Jahr geplant.

So beschleunigt die Uni Wuppertal das Internet: Das Prinzip beruht auf der einfachen Grundidee, weniger Daten bei gleichem Inhalt zu transferieren und so knappe Leitungskapazitäten besser auszunutzen. Prof. Dr.-Ing. Anton Kummert: „Seiten im Standard-Format HTML bauen sich 10 bis 20 mal schneller auf und weder der Nut-zer noch der Webserver des Dienstleisters werden dadurch belastet.“ Vorteil für Internet-Nutzer: Sie sparen Nerven und Verbindungskosten, ohne investieren oder etwas installieren zu müssen. Anbieter von Webseiten können gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Mit der Menge der Daten reduzieren sie ihre Kosten für die Nutzung der Provider-Netze, die sich nach dem Transfervolumen richten. Gleichzeitig schafft der schnelle Seitenaufbau zufriedene Kunden. Denn wer langsam ist, den bestraft der Surfer mit dem Klick.

Die Idee kam von Constantin Rack: Vor drei Jahren brachte der 23jährige Vorstand der Hagener VIGOS AG eine Kompressionssoftware für Webserver auf den Markt und gewann damit auf Anhieb den Hauptpreis im Gründerwettbewerb Multimedia 2000. Sie beschleunigt unter anderem die Internet-Auftritte der Telekom und von SPIEGEL Online. Nachteil der Software: Sie überlässt das Komprimieren dem Prozessor des Webservers; zu Spitzenlastzeiten frisst das wertvolle Rechenzeit. Einige Kunden wünschten sich eine Hardware, die in den Webserver integriert werden kann, aber die Arbeit selbst erledigt.

Prof. Kummert war sofort fasziniert – keine Routine-Aufgabe, sondern hoher wissenschaftlicher Anspruch mit der Aussicht auf ein Patent. Damit verknüpft war die noch vage Hoffnung, mit der Verwertung Einnahmen für die Universität und letztlich seinen Lehrstuhl zu erzielen. Die Rechte an einer Erfindung liegen zunächst bei der Universität, die über Verwertung und Lizenzvergabe entscheidet. Angesichts der hohen Kosten und Risiken eines Patentverfahrens eine reizvolle Regelung für Wissenschaftler: Sie erhalten 30 Prozent des Bruttoerlöses, den Rest teilen sich die Universität und PROvendis. Diese Agentur des Landes unterstützt die NRW-Hochschulen bei der Patentanmeldung und -verwertung. Nach der CeBIT soll der Prototyp der „GZIP Accelerator PCI-Steckkarte“ serienreif gemacht werden und im 4. Quartal 2003 verfügbar sein.

Dr. Peter Jonk von der Transferstelle der Uni Wuppertal: „Ohne das Internetportal nrw.wissenstransfer.de hätten sich der Hagener Unternehmer und der Wuppertaler Forscher wohl nie kennen gelernt. Firmen scheuen sich oft, Kontakt zu Universitäten aufzunehmen und gaben oft auf, wenn an der nächstgelegenen Hochschule nichts ging.“ Unternehmer Constantin Rack: „Hätte es die Transferstelle im Internet nicht gegeben, hätte ich das Projekt nicht in Deutschland gemacht, sondern wäre an amerikanische Hochschulen herangetreten.“ Die, so glaubte er noch Anfang 2002, könnten vermutlich besser mit der Wirtschaft zusammenarbeiten…

Kontakt:
Universität Wuppertal, Allgemeine Elektrotechnik und Theoretische Nachrichtentechnik, Prof. Dr.-Ing. Anton Kummert, Telefon 0202/439-1961, Dr.-Ing. Jörg Velten, Telefon 0202/439-1811
E-mail kummert@uni-wuppertal.de, velten@uni-wuppertal.de

VIGOS AG,Hagen, Constantin Rack, Telefon 0800 844 67 24
E-mail: constantin.rack@vigos.com

Transferstelle der Universität Wuppertal
Dr. Peter Jonk, Tel.: (0202) 439-2857
E-mail: jonk@uni-wuppertal.de

NRW-Wissenstransfer.de
Universität Dortmund, Transferstelle
Ute Konz, Telefon 0231/755-6406;
Michael Asche Telefon 0231/755-2425
E-mail: info@nrw-wissenstransfer.de

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