Im Visier von Spionen

Das haben Informatiker am Lehrstuhl für Informationssicherheit und Kryptographie der Universität des Saarlandes untersucht, die mit einer speziell angepassten Teleskop-Ausstattung noch in einer Entfernung von über zehn Metern Informationen rekonstruie­ren konnten, die in verschiedenen Gegenständen gespiegelt wurden. Das Forscherteam geht sogar da­von aus, dass man mit professionelleren Geräten mühelos aus größerer Entfernung, etwa vom Fenster eines Nachbar­gebäudes aus, geheime Daten auf diese Weise ablesen könnte.

Was sich wie eine Szene aus einem Agenten-Krimi liest, könnten findige Kriminelle nutzen, um Industriespionage zu betreiben, Bankdaten zu erschnüffeln oder Politiker und Prominente zu beschatten. Den Informatikern an der Saar-Uni geht es darum allerdings nicht. Ihr Anliegen ist es, neue Sicherheitslücken frühzeitig aufzudecken und auf mögliche Gefahren hinzuweisen. In früheren Studien hatten bereits andere Forscher herausgefunden, dass Daten aus den Abstrahlungen des Kabels eines LCD-Bildschirms oder über die elektro-magnetische Abstrahlung eines Röhren-Bildschirms abgelesen werden können. Die Saarbrücker Informatiker konzentrierten sich hingegen auf die Frage, wie die bloße optische Abstrahlung eines LCD-Monitors genutzt werden kann, um auch von einem Bildschirm, der vom neugierigen Betrachter abgewandt ist, Informationen abzulesen. Sie fanden heraus, dass sich die Daten eines LCD-Bildschirms auch auf gekrümmten Oberflächen wie Teekannen oder Tassen gut widerspiegeln.

Diese verzerrten Spiegelbilder können dann auch über größere Entfernungen von Teleskopen erfasst, fotografiert und mit entsprechender Software entzerrt werden.

Insbesondere die guten Spiegelungen in den Brillengläsern der PC-Benutzer stellen ein großes Sicherheitsproblem dar. Sie können nicht vermieden werden, ohne den Benutzer stark einzuschränken, gleichzeitig können durch die Reflexionen jedoch auf eine Entfernung von zehn Metern noch Texte mit einer 12-Punkt-Schrift problemlos entziffert werden. Auch auf den verschwommenen Bildern, die man über die Reflexion des Auges erhält, kann man noch Überschriften und (mit einigen Kenntnissen über das Umfeld) auch angezeigte Webseiten und Diagramme ablesen. Für das Fotografieren einzelner Webseiten über das Teleskop reichten Belichtungszeiten von nur einer Sekunde.

Da man beim Thema Informationssicherheit von einer großen kriminellen Energie der Gegner ausgehen muss, stellt sich die Frage, was der Nutzer tun kann, um sich vor neugierigen Blicken zu schützen? Der Rat: Wer sich der beschriebenen Gefahren bewusst ist, kann sich im Moment nur schützen, indem er beim Umgang mit sensiblen Daten Rollläden oder Vorhänge schließt und nach versteckten Teleskopen Ausschau hält.

Kontakt:
Prof. Dr. Michael Backes
Universität des Saarlandes
Im Stadtwald
66123 Saarbrücken
Telefon: 06 81/3 02-32 59
E-Mail: backes@cs.uni-sb.de

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