Wunderbarer Start mit dem Satelliten UWE

Auch davon, wie es sie in seiner Komplexität persönlich herausfordert. Diana Stöhr (27) ergeht es ähnlich mit der Mathematik – dem zweiten Fachbereich in der Fakultät für Mathematik und Informatik der Universität Würzburg.

Mathematiker kalkulieren für Banken, ob ein Kunde kreditwürdig ist.

Mit ihren mathematischen Modellen schaffen sie die Basis für langfristige Wetterprognosen. Oder sie berechnen für die Medizin, mit welchen Operationstechniken die besten Erfolge zu erzielen sind: Die Mathematik stellt das Rüstzeug bereit, um Fragestellungen aus nahezu allen Lebens- und Berufsbereichen bearbeiten zu können. Diese Vielseitigkeit ihres Fachs findet Diana Stöhr ungeheuer reizvoll. Gleichermaßen fasziniert ist sie aber auch vom Prozess des mathematischen Erkenntnisgewinns an sich – nämlich Probleme mithilfe eines festen Gedankengebäudes zu bearbeiten um dann zu einem eindeutigen Ergebnis zu kommen: richtig oder falsch.

„Und die Betreuung der Studierenden ist gut am mathematischen Institut der Uni Würzburg“, weiß die 27-Jährige, die mittlerweile selbst wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Statistik ist, aus eigener Anschauung: Mit rund 200 Studienanfängern pro Jahr im Bachelor-Studiengang, der Wirtschaftsmathematik und fürs Lehramt an Gymnasien ist die Zahl der Studierenden am Institut bei insgesamt sieben Lehrstühlen überschaubar. Dies erlaube einen direkten Kontakt zu den Studierenden, berichtet Diana Stöhr. Übungen und Seminare fänden in kleinen Gruppen statt und würden fast ausschließlich von wissenschaftlichen Mitarbeitern oder den Professoren selbst gehalten. Außerdem gebe es hilfreiche Zusatzangebote wie Schulungen in Software-Programmieren. Und – finanziert aus Studienbeiträgen – beraten Studierende der Mathematik ihrerseits die Kollegen anderer Fächer in Fragen der Statistik.

Ein ganz spezielles Angebot für fortgeschrittene Studierende hält der Lehrstuhl für Robotik und Telematik am Institut für Informatik mit dem SpaceMaster-Programm bereit. Karthik Ravandoor ist wegen dieses Studiengangs sogar von Indien nach Würzburg gekommen. Er hatte bereits einen Bachelor-Abschluss in Computer Science, wollte aber nicht nur Software-Programme schreiben. Und er wollte in die Weltraum-Forschung einsteigen. Die UWE-Satelliten, die kleinen, aber voll funktionsfähigen Experimentalsatelliten der Universität Würzburg, erwiesen sich dabei für ihn als „wunderbare Startprojekte“. „Sie sind klein und kompakt, aber voller Herausforderungen“, sagt Karthik Ravandoor. „Durch sie bekommt man eine gute Einführung in diese Industrie. Gleichzeitig hat man etwas an der Hand, um sich selbst zu motivieren.“

Oliver Kurz hatte sechs Semester Physik studiert, bevor er sich ins SpaceMaster-Programm einschrieb. Ihn reizte an diesem Studiengang, dass er hier naturwissenschaftliche und ingenieurstechnische Inhalte verbinden kann – gepaart mit den speziellen Herausforderungen des Weltalls.

„Bei der Entwicklung von Satelliten muss man ganz viele Dinge im Auge behalten“, erklärt Oliver Kurz, der zusammen mit Karthik Ravandoor an der Entwicklung der UWE-Satelliten mitgearbeitet hat. Oliver Kurz, für die Hardware zuständig, musste zum Beispiel vorab überlegen, was passiert, wenn die Sonneneinstrahlung den Satelliten auf der einen Seite stark aufheizt, die abgewandte Seite aber kalt bleibt. Bei Karthik Ravandoor ging es bei der Software-Entwicklung beispielsweise auch darum, was geschieht, wenn ein elektrisch geladenes Teilchen – im Weltraum gibt es starke elektromagnetische Strahlungen – den Inhalt seines Software-Programms verändern würde.

Bei all dem kommen die Entfernungen des Weltraums erschwerend hinzu, gibt Oliver Kurz zu bedenken: „Wenn der Drucker im Büro nicht funktioniert, kann man ihn mal ausschalten oder dagegen klopfen. Beim Satelliten ist das nicht möglich. Deshalb ist es bei dieser Arbeit wichtig, immer grundlegend zu hinterfragen: Was ist, wenn's nicht funktioniert?“

Während sie an solchen praktischen Problemen arbeiten, hören die Studierenden im SpaceMaster-Studiengang Vorlesungen über das Weltraumwetter oder die Weltraumphysik, aber auch über Satellitentechnik, elektronische Schaltungen, Programmieren oder bildverarbeitende Technologie. Eine der besten Komponenten des Studiengangs sei aber auch seine internationale Ausrichtung, findet Karthik Ravandoor. So beginnen den Studiengang pro Jahr rund 50 Studierende aus aller Welt in Würzburg. Im zweiten Semester geht's dann nach Kiruna, an die Partneruniversität in Schweden. Das dritte und vierte Semester kann an einer von insgesamt sieben europäischen Partneruniversitäten im Projekt absolviert werden.

Der SpaceMaster, sagen Ravandoor und Kurz, ist ein Studiengang für Leute, die gerne Herausforderungen haben möchten in vielen Bereichen und die sich weiterentwickeln wollen – zum Beispiel technisch interessierte Informatiker, Physiker, Mathematiker. Die beiden haben den Studiengang Ende 2007 mit dem „Master of Science“ abgeschlossen. Während Karthik Ravandoor weiterhin am Satellitenprojekt UWE 2 mitarbeitet, wechselt Oliver Kurz ans Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) Erlangen, um dort zu promovieren.

Was ihre berufliche Zukunft angeht, sind die Mathematikerin und die SpaceMaster gleichermaßen optimistisch: Der Arbeitsmarkt sei sehr gut, sagt Diana Stöhr. Davon geht auch Oliver Kurz aus: „Es gibt eine ganze Reihe von Firmen in der europäischen Luft- und Raumfahrt, die wissenschaftliche Unterstützung brauchen“, meint er. Und davon abgesehen: „In diesem Studiengang lernt man breit zu denken und sicher zu arbeiten. Das kann man natürlich in jedem anderen Gebiet – zum Beispiel in der Automobilindustrie – auch anwenden.“

Media Contact

Robert Emmerich idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-wuerzburg.de

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