Neue Technologien in Unterfranken zentriert

Die Telematik vereint Methoden der Telekommunikation, der Automatisierungstechnik und der Informatik, um auch über große Distanzen hinweg komplizierte Aufgaben erledigen zu können. Dazu gehören die Fernbedienung und Fernwartung von Maschinen, die Fernsteuerung von Satelliten im Weltraum oder die Optimierung von Verkehrsflüssen auf der Erde. Anwendungsmöglichkeiten gibt es zudem in der Medizin. Auf diesen vier Gebieten will das Zentrum zunächst seine Schwerpunkte setzen.

Schilling beschreibt einige mögliche Anwendungen: „Von Herzinfarkten gefährdete Menschen zum Beispiel könnten künftig mit einer Sensorik ausgestattet werden, deren Messdaten in spezialisierten Kliniken registriert werden. So können Mediziner die Patienten rund um die Uhr zu Hause betreuen und ihren Gesundheitszustand prüfen.“ Im technischen Bereich wolle das Zentrum die Wartung von Maschinen und Anlagen aus der Ferne möglich machen. Dann können beispielsweise Ingenieure von Unterfranken aus Druckmaschinen in Südamerika zuverlässig in Betrieb halten.

Am sichtbarsten ist die Telematik in Deutschland derzeit wohl im Straßenverkehr vertreten. Hier streben die Experten eine weitere Vernetzung von Straßen, Schienen, Wasserwegen und Flugverbindungen an, um den Fluss von Gütern und Personen zu optimieren. Auf diesem Gebiet plant das Zentrum für Telematik beispielsweise ein Projekt in Kooperation mit den Firmen Siemens und Navigon sowie mit den WVV, den Würzburger Versorgungs- und Verkehrsbetrieben. Es zielt darauf ab, Reisende per Meldung aufs Handy mit aktuellen Verkehrsinformationen zu versorgen.

Die Zusammenarbeit mit Unternehmen spielt ohnehin eine große Rolle im neuen Zentrum. Dieses wurde im September als eingetragener Verein gegründet, dem neben der Universität und der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt auch regionale Mittelständler sowie weltweit tätige Konzerne angehören. „Dieser Kranz von Partnern um die Universität herum soll den Wissenschaftsstandort Unterfranken noch stärker zu einem attraktiven Technologiestandort machen“, so Regierungspräsident Beinhofer: „Wir erwarten aus der Forschung des Zentrums einen unmittelbaren Innovationsnutzen.“

Aber auch die Studierenden können vom Zentrum für Telematik profitieren. „Mit den Fördermitteln schaffen wir unter anderem moderne Geräte an, die auch in der Lehre an der Hochschule Einsatz finden sollen“, kündigt Schilling an. So sei zum Beispiel der Aufbau eines Leitstandes geplant, der dem Bediener mittels dreidimensionaler Simulationen und anderer technischer Raffinessen den Eindruck verschaffen soll, sich direkt an dem Standort zu befinden, an dem die ferngesteuerte Maschine steht oder sich bewegt. Zudem wird das Geld für Personal verwendet: Insgesamt 13 neue Stellen für Wissenschaftler und Techniker sollen in den kommenden drei Jahren aufgebaut werden. Falls dann die erzielten Erfolge überzeugen, wird sich eine weitere Ausbauphase anschließen.

Das Leistungsspektrum des Zentrums umfasst neben der anwendungsbezogenen Forschung auch die Verbreitung von Telematikansätzen in Unternehmen sowie die Etablierung einer Telematik-Akademie zur Information und zur Fort- und Weiterbildung. Das außeruniversitäre Forschungszentrum fungiert dabei als wichtige Drehscheibe für den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Klaus Schilling, T (0931) 888-6647, schi@informatik.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

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