Göttinger Wissenschaftler präsentieren Forschungsergebnisse

Bestimmung der Hafteigengeschaften von Materialien – Testverfahren für verpacktes Sterilgut


Mit zwei Projekten aus der Physik und der Medizin beteiligt sich die Georg-August-Universität an der Hannover Messe, die vom 24. bis 28. April 2006 stattfindet. Das Institut für Materialphysik zeigt ein Verfahren, mit dem sich die Hafteigenschaften von unterschiedlichen Materialien erstmals quantitativ bestimmen lassen. Diese Messmethode ist für ein breites Materialspektrum universal einsetzbar und bietet die Möglichkeit, die jeweiligen Materialkompositionen gezielt zu optimieren. Einen wissenschaftlich abgesicherten Praxistest zur Prüfung von verpacktem Sterilgut und zum Nachweis der Keimfreiheit stellt die Abteilung Allgemeine Hygiene und Umweltmedizin vor. Diese neue Testeinheit, die für Routinekontrollen eingesetzt werden kann, soll einen Beitrag leisten zur Qualitätssicherung und zur Prävention von Infektionen. Die Göttinger Wissenschaftler präsentieren ihre Forschungsergebnisse auf dem Gemeinschaftsstand des Landes Niedersachsen (Halle 2, Stand A10).

Unterschiedliche Materialien, die schichtweise aufgetragen werden und langfristig aufeinander haften sollen, finden sich bei einer Vielzahl von Alltagsgegenständen, etwa in der Autolackierung oder der Beschriftung von Verpackungen. „Um die Hafteigenschaften bestimmen zu können, werden bislang vor allem Testverfahren mit einer massiven plastischen Verformung eingesetzt“, betont Privatdozentin Dr. Astrid Pundt vom Institut für Materialphysik. Ihr Forschungsteam hat nun eine quantitative Messmethode entwickelt: Ausgangspunkt bildet die Bestimmung einer kritischen physikalischen und chemischen Messgröße, bei der sich die Materialien voneinander lösen. Mit ihrer Hilfe lässt sich die so genannte Adhäsionsenergie berechnen. Sie gibt Aufschluss über die Anziehungs- und Anhangskräfte auf der Ebene von Atomen. Dabei können die Variablen „Material“ und „Grenzflächenstruktur“ je nach Anforderung angepasst werden, wie Dr. Pundt erläutert.

Mit neuen Methoden zur Prüfung von Sterilgutverpackungen hat sich die Abteilung Allgemeine Hygiene und Umweltmedizin beschäftigt. „Die Wahrscheinlichkeit, dass steril verpackte Produkte nach Transport und Lagerung wieder mit Keimen verunreinigt sind, darf nach europäischem Standard nicht höher sein als eins zu einer Million“, betont Prof. Dr. Hartmut Dunkelberg. Die Prüfung der Barriereeigenschaften bei Verpackungsmaterialien erfolgt in der Wissenschaft unter standardisierten Testbedingungen mit periodischen Luftdruckabsenkungen und speziellen Keimbelastungen sowie der Kultivierung und Auszählung gewachsener Kolonien. Der von den Göttinger Forschern entwickelte Praxistest basiert auf diesem Prüfverfahren: Eine Testeinheit, die unter anderem aus einem Nährkarton für kultivierbare Bakterien und einer Ampulle mit Nährsubstrat besteht, wird in die Sterilverpackung eingebracht, zusammen mit dem jeweiligen Produkt sterilisiert, dann transportiert und gelagert. Zur Kontrolle der Sterilität muss die Testeinheit durch das Aufbrechen der Ampulle aktiviert werden.

Kontaktadressen:
PD Dr. Astrid Pundt, Telefon (0551) 39-5007, e-mail: apundt@ump.gwdg.de
Prof. Dr. Hartmut Dunkelberg, Telefon (0551) 39-4959, e-mail: hdunkel1@gwdg.de

Media Contact

Marietta Fuhrmann-Koch idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-goettingen.de/

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