Forscher der Universität Luxemburg fördern Zivilcourage in der Schule

Schimpfworte, Fäuste oder Mauern des Schweigens sind typische Beispiele systematischer Schikane von Mitschülern. Viele Jugendliche sind zwar selbst keine Zielscheibe und lehnen Schikane auch ab, erleben solche Situationen aber mit und wissen dann nicht, wie sie helfen können.

Der Diplom-Psychologe Jan Pfetsch von der Forschungseinheit INSIDE der Universität Luxemburg hat nun im Rahmen seiner Doktorarbeit ein Zivilcourage-Training speziell für Schüler entwickelt. „Zivilcourage trainiert man in kleinen Schritten, die immer wieder geübt werden – zum Beispiel mit Rollenspielen oder Partnerarbeit. Bereits Schüler können auf diese Weise lernen, sich für andere Personen in Not einzusetzen“, so Pfetsch, der seine Doktorarbeit unter Betreuung von Prof. Dr. Georges Steffgen im Juni erfolgreich abschloss.

Den Erfolg des psychologischen Trainings überprüfte der Wissenschaftler an einem großen Forschungsprojekt, an dem sich 58 Primar- und Sekundarschulklassen aus Luxemburg beteiligten. Das Resultat: Die Schüler berichten, nun seltener passiv zuzuschauen, wenn Mitschüler schikaniert werden. Sie können sich besser in andere einfühlen und deren Gedanken und Gefühle verstehen. Vor allem aber werden Schüler nach dem Training seltener zur Zielscheibe ihrer Mitschüler. Das Zivilcourage-Training zeigt also auch vorbeugende Wirkung.

Besonders die enge Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen und Lehrern, die das Training eigenständig umsetzten, stellte sich als ein Erfolgsfaktor des Projekts heraus. Außerdem zeigte sich, dass das Alter der Schüler groβen Einfluss auf die Wirksamkeit hatte: Bei Schülern der 5. und 6. Klasse waren die größten Lernfortschritte zu beobachten. „Wenn Jugendliche in dieser Phase lernen, sich zivilcouragiert gegen die unfaire und herabwürdigende Behandlung anderer Schüler einzusetzen, so werden sie sich auch im späteren Leben leichter gegen Unfairness und Ungerechtigkeiten wenden“, so Jan Pfetschs Fazit.

Kontakt: jan.pfetsch@uni.lu

Media Contact

Britta Schlüter idw

Weitere Informationen:

http://www.uni.lu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Gesellschaftswissenschaften

Der neueste Stand empirischer und theoretischer Erkenntnisse über Struktur und Funktion sozialer Verflechtungen von Institutionen und Systemen als auch deren Wechselwirkung mit den Verhaltensprozessen einzelner Individuen.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Demografische Entwicklung, Familie und Beruf, Altersforschung, Konfliktforschung, Generationsstudien und kriminologische Forschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer