Wohnst du noch oder gehst du schon?

„Die vertrauten vier Wände, dieser ganz bestimmte Geruch, Gegenstände, die Erinnerungen wecken. Es ist für mich keine schöne Vorstellung, meine gewohnte Umgebung verlassen zu müssen. Aber man weiß ja nie, wann es soweit ist“, sagt die 63-jährige Irene aus Bamberg, die alleine in einer Zwei-Zimmer-Wohnung lebt.

Es ist eine intuitive Erkenntnis und bedarf eigentlich kaum einer wissenschaftlichen Absicherung: Ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden, nach einem eigenen Rhythmus ist für viele ein wichtiger Bestandteil für die persönliche Zufriedenheit, wenn nicht für das persönliche Glück. Wenn es dann doch einmal zu einem Sturz kommt oder wenn die Schärfe der Wahrnehmung abnimmt, dann stellt sich eines Tages die Frage, vor der viele Angst haben: Muss ich jetzt ins Heim? In den nächsten Jahren könnte sich angesichts der demographischen Entwicklung, sprich einer Überalterung der Gesellschaft noch eine ganz andere Frage stellen: Bekomme ich überhaupt noch einen Platz?

„Die Soziale Personenbetreuung – Hilfen im Alltag“, kurz SOPHIA, setzt genau an diesem Punkt an. Mit technischen Hilfen wie einem Notrufdienst, aber vor allem mit einer persönlichen Betreuung per Bildkommunikation soll die Sicherheit älterer Menschen zuhause erhöht und ein längeres Wohnen in den heimischen Zimmern gewährleistet werden. Ältere Menschen und Bildkommunikation? Ist das überhaupt vorstellbar? But to begin with the beginning.

Fördersumme von über eine Million Euro

2002 wurde von Prof. Dr. Richard Pieper, Professor für Urbanistik und Sozialplanung an der Universität Bamberg, und dem Vorstandssprecher der Joseph Stiftung, Dr. Wolfgang Pfeuffer, die Idee eines virtuellen Altenheims geboren. Von der ursprünglichen Idee kam man dann ab, schließlich wollte man keine Elementar-Funktionen eines Altenheims übernehmen, sondern eine persönliche Betreuung von Menschen in ihrem Zuhause aufbauen. „Wir wollten uns ganz gezielt in einer Nische positionieren“, sagt Gerhard Nunner, Leiter des technischen Managements der SOPHIA Consulting in Bamberg. „Es ging uns nicht darum, das zu tun, was andere schon gut können, also pflegen zum Beispiel, sondern Leistungen zu erbringen, die sonst keiner in dieser Form anbietet.“ Eine regelmäßige persönliche Betreuung vor Ort ist teuer, deshalb mussten die Initiatoren von SOPHIA umdenken. Wie könnte es möglich sein, eine persönliche Betreuung aufzubauen, nicht nur mit einer Stimme am Telefon, sondern mit Blickkontakt, mit Gestik und Mimik? Die moderne Technik bot Lösungsmöglichkeiten. Zwar hat sich bis heute die Bildtelefonie nicht durchgesetzt, aber mit Hilfe von Breitbandverbindungen ist es ohne größere Kosten möglich, über den eigenen Fernseher miteinander zu kommunizieren.

Zusammen mit der FH Nürnberg wurde ein Projektantrag konzipiert und Fördergelder gesammelt, insgesamt rund 1,7 Millionen Euro. Auch private Sponsoren waren mit an Bord, denn es war von Anfang an geplant, mit dieser Idee auch eine wirtschaftliche Umsetzung, also eine Firmengründung zu realisieren. Nach Auslaufen der öffentlichen Förderung wurde 2004 dann bereits die erste SOPHIA GmbH gegründet, die Joseph Stiftung ermöglichte durch Fördergelder einen fließenden Übergang.

„Das hat immer mein Mann gemacht“

Wie funktioniert SOPHIA? Die Idee ist, dass Wohnungsbaugesellschaften die Leistungen von SOPHIA als Franchisenehmer ihren Mieterinnen und Mietern anbieten. Nur in Bamberg ist es bisher möglich, dass jeder die Leistungen unabhängig von einer Gesellschaft beziehen kann. Das Franchise-System funktioniert…

Autor: Martin Beyer

Kontakt zu SOPHIA
SOPHIA GmbH & Co. KG
Maria-Ward-Str. 8
96047 Bamberg
Tel. 0951-20880

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Dr. Martin Beyer idw

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