Unsichere berufliche Zukunft drückt auf die Seele

„Flexibilität“ ist Hauptanforderung und Hauptbelastungsfaktor für Beschäftigte, die als Zeitarbeiter, Teilzeitkräfte oder mit befristeten Verträgen unter besonderem Stress stehen. Sie müssen Arbeitgeber, Tätigkeitsbereiche oder Einsatzorte mehr oder weniger regelmäßig wechseln. Dabei ist davon auszugehen, dass Brüche in der Berufslaufbahn, fehlende Karriereperspektive und unklare Zukunftspläne spezifische Belastungen darstellen.

Ziel eines von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) initiierten Forschungsprojekts war, ein Fragebogen-Instrument zu entwickeln, um solche Fehlbelastungen zu erfassen. Damit sollen sich die charakteristischen Beanspruchungen in so genannten atypischen Beschäftigungsformen abbilden und vergleichen lassen.

Für das Verfahren wurden verschiedene Skalen zur Messung von spezifischen Belastungen entwickelt, erprobt und bewertet. Im Rahmen einer qualitativen Vorstudie wurden als zentrale Facetten folgende Belastungsmuster konstruiert: Befürchtungen hinsichtlich der beruflichen Entwicklung, mangelnde Kontinuität und Verbesserung in der beruflichen Entwicklung, das Erleben von Brüchen in der Biographie sowie unklare Zukunftspläne. Auf dieser Basis wurde eine Kurzskala entwickelt, um die Belastungen quantitativ zu erfassen.

Der Fokus des Projekts lag auf der Gegenüberstellung „normaler“ und atypischer Beschäftigungsverhältnisse. Als Vorstudie wurden zunächst qualitative Interviews mit atypisch Beschäftigten geführt, aus denen ein Fragebogeninstrument abgeleitet wurde. Dessen verbesserte und verdichtete Version wurde in der Hauptphase des Projekts bei einer größeren Stichprobe eingesetzt. Mittels Clusteranalysen gelang es, die Beschäftigtengruppen voneinander zu unterscheiden.

Die auf ihre Testgüte geprüften und gut dokumentierten Instrumente erwiesen sich als geeignet, wesentliche Aspekte der wahrgenommenen Belastungen diskontinuierlicher Erwerbstätigkeit zu erfassen. Allgemein zeigte sich, dass die als Kontrollgruppe herangezogenen Festangestellten mit den höchsten Graden an beruflicher Freiheit, Identifikation mit dem Unternehmen und finanzieller Stabilität die geringsten Belastungen erleben. Dem gegenüber empfinden die Gruppen der befristet Beschäftigten und Zeitarbeitnehmer die höchsten Belastungen. Diese Gruppen schmieden auch am wenigsten Pläne für ihre berufliche Zukunft. Zeitarbeitnehmer sind rückblickend mit ihrer beruflichen Entwicklung besonders unzufrieden. Der Arbeitsplatzunsicherheit und der Unklarheit über zukünftige Beschäftigungsmöglichkeiten kommt bei den Belastungen durch atypische Beschäftigung eine wesentliche Rolle zu. In der Studie gelingt es auch, die These von der „Inkongruenz“ zwischen gewünschtem und tatsächlichem Beschäftigungsverhältnis als Belastungsfaktor zu belegen: Personen, die eine andere Beschäftigungsform als ihre derzeit ausgeübte bevorzugen würden, erleben ihre „ungeliebte“ Situation als belastender als solche, die in ihrem Wunschbeschäftigungsverhältnis stehen.

Der gesamte Bericht befindet sich als PDF-Datei (254 KB) in der Rubrik Publikationen unter http://www.baua.de auf der BAuA-Homepage.

Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin Forschungsbericht Fb 1075 „Atypische Erwerbsverläufe und wahrgenommene Fehlbelastungen“; D. Hecker, N. Galais, K. Moser; 88 S.; ISBN 3-86509-530-5, EUR 12,00. Zu beziehen beim Wirtschaftsverlag NW, Postfach 10 11 10, 27511 Bremerhaven, Tel.: 0471/945 44 61, Fax 0471/945 44 88.

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