Wie amerikanischen Schülern die Welt vorgestellt wird

Fernsehen, Presse und Internet verbreiten zahlreiche Informationen überdie gesamte Welt. Trotzdem gilt für die meisten Schüler derGeographieunterricht als authentische Quelle, weil er Informationen mitdem Anspruch wissenschaftlicher Korrektheit vermittelt. Welche Inhaltebestimmen den Geographieunterricht heute? Um das herauszufinden, werden ander Universität Würzburg deutsche und ausländische Schulbücheruntersucht, denn sie gelten nicht zu Unrecht als „heimliche Lehrpläne“.

Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützten Projekts haben Prof. Dr. Dieter Böhn und seine Mitarbeiter am Lehrstuhl für Didaktik der Geographie für ihre Untersuchung die USA gewählt. Warum gerade die USA? „Dieses Land wird in absehbarer Zukunft die einzige Weltmacht bleiben, und das auch im Unterricht vermittelte Weltbild wird das Denken und Verhalten der zukünftigen Entscheidungsträger prägen“, so Prof. Böhn.

Amerikanische Schulbücher sind gewichtig, und das im wörtlichen Sinne: Sie umfassen im Schnitt rund 800 Seiten und enthalten eine faszinierende Fülle von Texten, Bildern, Grafiken und Tabellen. Sie vermitteln auch spezifisch geographische Arbeitstechniken wie die Karteninterpretation.

Die Würzburger Wissenschaftler untersuchen unter anderem, welche Akzente die Bücher sowohl bei der Allgemeinen Geographie als auch bei der Darstellung von Räumen setzen. Welche Bedeutung haben physisch-geographische Prozesse, welche Umweltschutz und Bevölkerungsentwicklung? Welcher Stellenwert kommt der regionalen Geographie zu, in welchem Maßstab werden Räume behandelt: als Landschaften, als Länder oder als (Kultur)Erdteile? Wird außeramerikanischen Kulturen ein Eigenwert zugestanden oder werden sie durch die Brille des „American Way of Life“ gesehen?

In den USA ist die Geographie oft ein Teil des Faches „Social Studies“, das Inhalte aus Geschichte, Geographie, Wirtschaft und Politik vereint. „Hinzu kommt, dass die meisten Lehrer dieses Faches Geschichte studiert haben, deshalb kaum mit geographischen Arbeitsweisen vertraut sind und oft wenig von dem wissen, was sie den Schülern beibringen sollen“, so Dieter Böhn. Für die Analyse des Unterrichts sei es daher unerlässlich, neben den Büchern für den Unterricht auch das umfassende Handbuch für Lehrer zu untersuchen.

Mit diesem Forschungsprojekt ergänzen die Würzburger Geographiedidaktiker ihren bisherigen Schwerpunkt China und verstärken die Beziehungen zu ihren Kollegen in den USA: Schon jetzt haben laut Prof. Böhn amerikanische Schulbuchautoren und Didaktiker sowie der „National Council for Geographic Education“ größtes Interesse an den Ergebnissen angemeldet.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Dieter Böhn, T (0931) 888-4804, Fax (0931) 888-4808, E-Mail: 
dieter.boehn@mail.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

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