Junge psychisch Kranke

Das Bild einer neuen Patientengeneration

Ein kleiner Teil einer neuen Generation junger psychisch Kranker nimmt seit einiger Zeit einen überproportionalen Anteil der zur Verfügung stehenden Behandlungsressourcen in Anspruch. Dabei handelt es sich um junge Menschen, die sich durch mangelnde Stresstoleranz, affektive Instabilität, Aggressivität, Kleindelinquenz und Persönlichkeitsstörungen auszeichnen. Ein Bild dieser neuen Generation junger psychisch Kranker zeichnet eine Untersuchung, die Miriam Bruns im Zentrum für Neurologie und Psychiatrie der Universität zu Köln angefertigt hat.

Bei der „Young Adult Chronic Patients (YACP)s handelt es sich um eine Gruppe schwerkranker Patienten, die zumeist vor ihrem 15 Lebensjahr mit belastenden Lebensereignissen konfrontiert waren. Dazu zählen insbesondere Trennungen von Eltern, Heimaufenthalte oder Scheidungen der Eltern.

Außerdem fallen sie dadurch auf, dass ein hoher Anteil von ihnen an Persönlichkeitsstörungen leidet. Dies geht meist einher mit schizophrenen und schizoaffektiven Psychosen sowie Drogen-, Medikamenten- und Alkohlmissbrauch. Nahezu 60 Prozent von ihnen haben bereits Suizidversuche hinter sich und etwa 30 Prozent haben selbstverletzendes Verhalten gezeigt. Sie fallen auch dadurch auf, dass sie sich einerseits aus ihrer sozialen Umgebung zurückziehen, auf der anderen Seite sich aber an viele Menschen wenden und dabei häufig kritiklos anklammernd bzw. sich distanzlos und umtriebig und querulatorisch aufführen. Gegenüber ihrem Umfeld zeigen sie sich übellaunig, gereizt oder aggressiv.

Daher überrascht es nicht, dass diese jungen psychisch Kranken überwiegend alleine leben und zu einem auffallend hohen Prozentsatz ihre Ausbildung abgebrochen haben. Die Folge davon ist, dass sie als Beruf zu 70 Prozent „ungelernter Arbeiter“ angeben. Ein auffallend hoher Prozentsatz von ihnen ist auch bereits in jungen Jahren straffällig geworden.

Zur Behandlung kommt es bei dieser Gruppe junger psychisch Kranker – so die Kölner Psychiaterin – vor allem in Form von Notfallmassnahmen. Normalerweise können diese Patienten in die bisher bestehenden Nachsorge- und Rehabilitationsangebote nicht eingebunden werden, so dass rasch wieder neue Notfallsituationen entstehen. Sehr häufig brechen die jungen psychisch Kranken Rehabilitationsmassnahmen ab bzw. wird die Fortsetzung der Massnahme seitens der Einrichtung als nicht mehr sinnvoll erachtet. Nur zu einem geringen Prozentsatz lassen sich derartige Patienten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt vermitteln.

Rückfragen an:

Dr. med. M. Albers
Sozialpsychiatrischer Dienst
Gesundheitsamt Mettmann
Düsseldorfer Str. 47, 40806 Mettmann
Tel. 02104 – 99-2311, Fax -5253
E-Mail: M.Albers@Kreis-Mettmann.de

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Gabriele Rutzen idw

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