Anpassung führt zum Tod von Kulturen

Begnügen sich Menschen einer Gesellschaft mit der Anpassung an ihre Umgebung und entwickeln keine originellen Ideen, werden sie dadurch verletzbar gegenüber Veränderungen der Umwelt.

Das behaupten kanadische und US-amerikanische Wissenschaftler in der Zeitschrift Evolution and Human Behavior. Sie untersuchten an Modellen, wie sich mehrere Lernstrategien bei verschiedenen Umweltbedingungen langfristig auswirken. Als Bedrohung für die Existenz ganzer Kulturen stellte sich dabei das soziale Lernen in Form der Anpassung an die Mehrheit heraus.

Denn Menschen neigen dazu, ihr Verhalten bei stabil bleibenden Bedingungen von den Umweltanforderungen zu entkoppeln. Kommt dann eine Änderung, kann nicht entsprechend darauf reagiert werden, was zur Katastrophe führt.

Als deutlichsten Beweis für ihr Modell sehen die Forscher den Kollaps der Maya-Kultur um das Jahr 900 n.Chr. Städte wurden damals abrupt verlassen, die Bewässerungssysteme verfielen und Tempelbauten wurden eingestellt. Starke Klimaschwankungen scheinen hier mitgespielt zu haben, denen die Maya laut den Forschern nichts als kulturelle Schwerfälligkeit zu widersetzen hatten. Ähnlich sei es den norwegischen Siedlern in Grönland um das Jahr 1000 ergangen. Sie waren kaum in der Lage, ihre skandinavische Lebensform aufzugeben und sich wie die Inuit der immer rauer werdenden Umwelt anzupassen. Als Grund für den Untergang dieser Kultur vermutet man den Hungertod der Bevölkerung.

Unter den verschiedenen Lernstrategien zeigte sich für das Anpassungsverhalten in einer sich ändernden Umwelt das höchste Risiko für die Gesellschaft, besonders wenn diese wenige Personen umfasst. Andere Lernstrategien schaffen es laut Modell hingegen, Probleme bewältigen oder zumindest abzuschwächen. Eine positive Strategie ist etwa, statt bloßem Nachahmen der Menschen der Umgebung nur erfolgreiche Modelle zu kopieren. „Die Gesellschaften sollten das individuelle Lernen und die Innovation mehr fördern als die kulturelle Anpassung. Vorbilder des sozialen Lernens sollten diejenigen Individuen sein, die selbst mit Änderungen der Umgebung gut zurechtkommen“, so der Studienleiter Hal Whitehead von der kanadischen Dalhousie University http://www.dal.ca .

„Bevor ein solches Modell auf die aktuelle Klimaänderung angewandt wird, sind empirische Erhebungen nötig“, betont Luke Rendell, Verhaltensbiologe und Experte für soziales Lernen an der schottischen Universität St. Andrews http://culture.st-and.ac.uk/solace/ gegenüber pressetext. Allzu große Konformität erkennt er allerdings ebenfalls als Risiko. „Es wird schwierig, die nötigen Änderungen im Verhalten hervorzurufen, wenn die Gesellschaft nicht auf flexiblere Lernmethoden setzt.“ Zwar falle die Vorstellung schwer, dass der Mensch so dumm sein könnte, sich bis zur eigenen Auslöschung nachzuahmen. Dahinter sieht der Forscher jedoch die irrtümliche Annahme des Menschen, er sei allmächtig. „Die meisten kümmern sich nur um ihre momentane Lage als Einzelperson und reihen langfristige Überlegungen in der Liste der Dringlichkeiten zurück.“

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.dal.ca

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